Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
Wenn es eins gab, dem er nicht widerstehen konnte, dann die Gelegenheit, mir etwas zu schenken.
»Tja, also, ich dachte mir ⦠Ich weià ja, dass die Sache mit Dartmouth nur eine Schutzbehauptung ist, aber ganz ehrlich, ein oder zwei Semester am College würden mir sicher gefallen«, sagte ich und gebrauchte dabei dieselben Worte wie er vor langer Zeit, als er mich überreden wollte, meine Verwandlung in einen Vampir aufzuschieben. »Charlie wäre ganz verrückt nach Geschichten aus Dartmouth, jede Wette. Es könnte natürlich blamabel werden, wenn ich mit all den Intelligenzbestien nicht mithalten kann. Trotzdem ⦠achtzehn oder neunzehn, so ein groÃer Unterschied ist das ja nicht. Ich krieg ja nicht nächstes Jahr auf einmal KrähenfüÃe.«
Eine ganze Zeit sagte er gar nichts. Dann sagte er leise: »Du würdest warten. Du würdest ein Mensch bleiben.«
Ich hielt den Mund, lieà das Angebot wirken.
»Warum tust du mir das an?«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, er klang auf einmal wütend. »Ist es nicht so schon schwer genug, ohne das hier?« Er packte die Spitze, die sich auf meinem Oberschenkel kräuselte. Einen Moment lang dachte ich, er würde sie zerreiÃen. Dann lieà er sie los. »Es spielt keine Rolle. Ich mache keinen Handel mit dir.«
»Ich will aufs College.«
»Nein, das willst du nicht. Und es gibt nichts, was wichtig genug ist, um noch einmal dein Leben aufs Spiel zu setzen. Wichtig genug, um dir wehzutun.«
»Natürlich will ich. Das heiÃt, eigentlich geht es weniger ums College als um etwas anderes â ich möchte gern noch eine Weile ein Mensch bleiben.«
Er schloss die Augen und atmete durch die Nase aus. »Bella, du machst mich wahnsinnig. Haben wir diese Diskussion nichtschon tausendmal geführt und hast du mich nicht immer angefleht, ohne weiteren Aufschub ein Vampir werden zu dürfen?«
»Ja, aber ⦠na ja, jetzt habe ich einen Grund, ein Mensch bleiben zu wollen, den ich vorher nicht hatte.«
»Und der wäre?«
»Rate mal«, sagte ich und erhob mich mühsam vom Kissen, um ihn zu küssen.
Er erwiderte meinen Kuss, aber nicht so, dass ich dachte, ich hätte gewonnen. Eher schien er darauf bedacht zu sein, meine Gefühle nicht zu verletzen; er hatte sich ganz und gar im Griff, zum Verrücktwerden war das. Nach einer Weile löste er sich sanft und drückte mich an seine Brust.
»Du bist so menschlich, Bella. Vollkommen deinen Hormonen ausgeliefert.« Er kicherte.
»Das ist es ja gerade, Edward. Genau das gefällt mir am Menschsein. Ich möchte es noch nicht aufgeben. Ich möchte nicht als blutrünstige Neugeborene jahrelang darauf warten müssen, dass ein Teil dieser Gefühle wiederkommt.«
Ich gähnte und er lächelte.
»Du bist müde. Schlaf, Liebste.« Er begann das Schlaflied zu summen, das er komponiert hatte, als wir uns kennenlernten.
»Ich frage mich, weshalb ich so müde bin«, murmelte ich sarkastisch. »Das ist nicht zufällig Teil deines Plans, oder?«
Er lachte nur kurz auf und summte dann weiter.
»So müde, wie ich bin, müsste ich eigentlich besser schlafen.«
Er hörte auf zu summen. »Du hast geschlafen wie eine Tote, Bella. Seit wir hier sind, hast du kein einziges Mal im Schlaf geredet. Würdest du nicht so schnarchen, hätte ich Sorge, dass du ins Koma abgleitest.«
Ich überging seine Stichelei; ich wusste, dass ich nicht schnarchte. »Hab ich mich nicht herumgewälzt? Das ist komisch. Normalerweise liege ich quer im Bett, wenn ich Albträume habe. Und ich schreie im Schlaf.«
»Du hattest Albträume?«
»Und wie. Die machen mich so müde.« Ich gähnte. »Ich wundere mich, dass ich nicht die ganze Nacht im Schlaf rede.«
»Wovon handeln sie?«
»Unterschiedlich â und doch gleich, wegen der Farben.«
»Farben?«
»Es ist alles so grell und realistisch. Normalerweise weià ich im Traum immer, dass ich träume. Aber hier weià ich nicht, ob ich schlafe. Das macht die Träume so unheimlich.«
Er klang beunruhigt, als er wieder sprach. »Was ängstigt dich so?«
Ich schauderte leicht. »Vor allem â¦Â« Ich zögerte.
»Vor allem?«, half er nach.
Ich wusste nicht, weshalb, aber ich wollte ihm nicht von dem Kind erzählen, das in meinen Träumen immer
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