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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Uhr in der Früh.»
    «Was?», wiederholte Tessa. Sie rieb sich die Augen. «Stimmt was nicht?»
    Sara sagte: «Rutsch rüber.»
    Tessa gehorchte und hob das Laken für Sara in die Höhe.
    «Stimmt was nicht?»
    Sara antwortete nicht. Sie zog die Steppdecke bis unter ihr Kinn.
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    «Stimmt was nicht?», wiederholte Tessa.
    «Alles in Ordnung.»
    «Ist die Frau wirklich tot?»
    Sara schloss die Augen. «Ja.»
    Tessa setzte sich auf und machte das Licht an. «Wir müssen reden, Sara.»
    Sara drehte sich zur Seite, sodass sie ihrer Schwester den Rücken zuwandte. «Ich will aber nicht reden.»
    «Mir egal», antwortete Tessa und zog Sara die Decke weg.
    «Komm hoch.»
    «Kommandier mich nicht rum», entgegnete Sara erzürnt. Sie war zu ihrer kleinen Schwester gekommen, um sich sicher zu fühlen und zu schlafen, nicht um von ihr bevormundet zu werden.
    «Sara», fing Tessa wieder an. «Du musst Jeffrey erzählen, was geschehen ist.»
    Sara fuhr hoch, ärgerlich darüber, dass dies Thema wieder zur Sprache kam. «Nein», antwortete sie. Ihre Lippen waren nur noch ein schmaler Strich.
    «Sara», sagte Tessa mit fester Stimme. «Hare hat mir von der jungen Frau erzählt. Er hat mir von dem Klebeband über ihrem Mund erzählt und davon, wie sie auf deinem Wagen lag.»
    «Er dürfte mit dir über diese Dinge gar nicht reden.»
    «Er hat es auch nicht getan, weil er es so interessant fand», sagte Tessa. Sie stand aus dem Bett auf. Ganz offensichtlich war sie sehr wütend.
    «Weswegen bist du denn so sauer auf mich?», wollte Sara wissen, die inzwischen ebenfalls aufgestanden war. Auf entgegengesetzten Seiten des Zimmers standen sie einander gegenüber, das Bett zwischen sich.
    Sara stemmte die Hände in die Hüften. «Es ist nicht meine
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    Schuld, okay? Ich habe alles getan, was ich konnte, um ihr zu helfen, und wenn sie damit nicht leben konnte, dann war es ihre eigene Entscheidung.»
    «Tolle Entscheidung, hm? Wahrscheinlich ist es besser, sich eine Kugel in den Kopf zu schießen, als es ewig für sich zu behalten.»
    «Scheiße, was soll das denn heißen?»
    «Du weißt genau, was es heißt», fuhr Tessa sie an. «Du musst es endlich Jeffrey sagen, Sara.»
    «Das tu ich nicht.»
    Tessa schien sie zu taxieren. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und drohte: «Wenn du nicht willst, werde ich es eben tun.»
    «Was?» Sara rang entsetzt nach Luft. Hätte Tessa sie geschlagen, wäre Sara weniger entsetzt gewesen. Ungläubig sagte sie: «Das würdest du nicht tun.»
    «Würde ich doch», antwortete Tessa, offenbar entschlossen.
    «Und wenn ich es nicht tue, wird Mom es tun.»
    «Du und Mom habt diesen kleinen Plan zusammen
    ausgeheckt?» Sara lachte bitter. «Ich nehme an, Dad ist auch eingeweiht?» Sie warf die Hände in die Höhe. «Meine ganze Familie hat sich gegen mich verschworen.»
    «Wir haben uns nicht gegen dich verschworen», widersprach Tessa. «Wir versuchen nur, dir zu helfen.»
    «Was mir geschehen ist», sagte Sara klar und deutlich, «hat nichts damit zu tun, was Sibyl Adams und Julie Matthews zugestoßen ist.» Sie beugte sich übers Bett und sah Tessa warnend an. Sie verstanden sich beide auf dies Spiel.
    «Das entscheidest du nicht allein», widersprach Tessa.
    Jetzt konnte Sara ihren Zorn nicht mehr beherrschen.
    «Möchtest du, dass ich dir sage, warum es bei den beiden Frauen etwas anderes war, Tessie? Möchtest du alles erfahren,
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    was ich von diesen Fällen weiß?» Sie gab ihrer Schwester nicht die Gelegenheit zu antworten. «Erstens einmal hat mir niemand ein Kreuz in die Brust geschlitzt und mich dann auf der Toilette verbluten lassen.» Sie hielt inne, weil sie wusste, welche Wirkung ihre Worte haben würden. Wenn Tessa Sara
    herumschubsen wollte, würde Sara sie zurückschubsen.
    Sie fuhr fort: «Hinzu kommt, dass niemand mir die
    Schneidezähne ausgeschlagen hat, um mich besser in den Mund zu vögeln.»
    Tessa schlug die Hand vor den Mund. «Mein Gott!»
    «Niemand hat mir Hände und Füße auf den Fußboden
    genagelt, um mich ficken zu können.»
    «Nein», keuchte Tessa, der die Tränen in die Augen schossen.
    Sara vermochte sich nicht mehr zu beherrschen, obwohl ihre Worte ganz offensichtlich wie Säure in Tessas Ohren brannten.
    «Niemand hat mir den Mund mit Clorox ausgeschrubbt.
    Niemand hat mir das Schamhaar abrasiert, damit keine Spuren bleiben.» Sie hielt inne, um Luft zu holen. «Niemand hat mir ein Loch in den Bauch gestochen, damit er -» Sara zwang sich zum Aufhören,

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