Belladonna
echt ist, hä?
Das kann ich in deinen Augen lesen.» Wright kreuzte die Arme über der Brust. Er ließ den Blick nicht von Jeffrey. «Und richtig klasse Titten hat sie auch. Hat viel Spaß gemacht, daran zu nuckeln.» Er leckte sich die Lippen. «Ich wünschte, du hättest die Angst in ihrem Gesicht gesehen. Ich hab sofort gemerkt, dass sie so was nicht gewohnt war. Hatte bis dahin wohl noch nie 'nen richtigen Mann gehabt.»
Jeffrey packte den Mann am Hals und stieß ihn gegen den Wagen. Das geschah so schnell, dass Jeffrey erst merkte, was er eigentlich tat, als er spürte, wie sich Jack Wrights lange Fingernägel in seinen Handrücken gruben.
Jeffrey zwang sich dazu, Wright loszulassen. Der spuckte, hustete und rang nach Atem. Jeffrey machte ein paar Schritte, um rundherum nach den Nachbarn zu sehen. Keiner von ihnen hatte sich gerührt. Sie schauten alle wie hypnotisiert herüber.
«Du meinst, du kannst mir Angst einjagen?», fragte Wright mit rauer Stimme. «Im Gefängnis hab ich's schon mit größeren
-339-
aufgenommen, sogar mit zwei gleichzeitig.»
«Wo waren Sie am vergangenen Montag?», fragte Jeffrey.
«Bei der Arbeit, Bruder. Fragen Sie ruhig meine
Bewährungshelferin.»
«Vielleicht tu ich das auch.»
«Sie hat mich vor Ort besucht, sagen wir mal um» - Wright gab vor, darüber nachdenken zu müssen -, «so um zwei, halb drei. Ist das die Zeit, um die es dir geht?»
Jeffrey antwortete nicht. Der Todeszeitpunkt von Sibyl Adams hatte im Observer gestanden.
«Da hab ich gerade gefegt und aufgewischt und den Müll rausgebracht», fuhr Wright fort.
Jeffrey deutete auf die Tätowierung. «Wie ich sehe, sind Sie ein religiöser Mensch.»
Wright sah auf seinen Arm. «Das hat mich ja mit Sara zusammengebracht. »
«Und Sie bleiben bei Ihren Mädchen wohl auch gern auf dem Laufenden, hm?», fragte Jeffrey. «Lesen in den Zeitungen nach, nicht wahr? Oder bleiben vielleicht sogar per Internet am Ball?»
Wright wirkte zum ersten Mal nervös. «Bist du in meinem Haus gewesen?»
«Mir gefällt sehr, wie Sie die Wände geschmückt haben», sagte er. «All diese kleinen Kruzifixe. Die Blicke von Jesus folgen einem ja richtig, wenn man durchs Zimmer geht.»
Wrights Miene veränderte sich. Er zeigte Jeffrey eine Seite von sich, die nur eine Hand voll bedauernswerter Frauen zu Gesicht bekommen hatte, als er schrie: «Das ist mein persönliches Eigentum! Sie hatten da drinnen nichts zu suchen.»
«Ich war aber drin», sagte Jeffrey, der jetzt, als Wright es nicht mehr war, ruhig blieb. «Ich hab alles durchsucht.»
«Du Arschloch», brüllte Wright und wollte zuschlagen.
-340-
Jeffrey machte einen Schritt zur Seite, packte den Arm des Mannes und drehte ihn nach hinten. Wright taumelte vorwärts und fiel dann kopfüber zu Boden. Jeffrey war über ihm und presste dem Mann die Knie in den Rücken.
«Was wissen Sie?», fragte Jeffrey.
«Lass mich los», bettelte Wright. «Bitte, lass mich los!»
Jeffrey legte Wright mit Gewalt in Handschellen. Das Klicken der Schlösser löste sofort Hyperventilation aus.
«Ich hab gerade erst davon gelesen», sagte Wright. «Bitte, bitte, lassen Sie mich doch los.»
Jeffrey beugte sich hinunter und flüsterte dem Mann ins Ohr:
«Sie gehen wieder ins Gefängnis.»
«Schicken Sie mich nicht dahin zurück», flehte Wright. «Bitte nicht.»
Jeffrey fasste nach der Knöchelmanschette und zerrte daran.
Da er wusste, wie die Dinge in Atlanta liefen, wusste er auch, dass dies schneller gehen würde als ein Notruf über 911. Als die Manschette nic ht nachgeben wollte, sprengte Jeffrey sie mit dem Absatz seines Schuhs.
«Das können Sie doch nicht machen», kreischte Wright.
Jeffrey blickte auf und erinnerte sich wieder an die Nachbarn.
Wortlos sah er zu, wie sie sich umdrehten und in ihren Häusern verschwanden.
«O Gott, bitte schicken Sie mich nicht zurück», bettelte Wright aufs Neue. «Bitte, ich tu auch, was Sie wollen.»
«Die Neunmillimeter unter der Matratze wird denen auch gefallen, Jack.»
«O mein Gott», schluchzte der zitternde Mann.
Jeffrey lehnte sich gegen den Nova und holte die Visitenkarte hervor, die Keith ihm gegeben hatte. Der Name auf der Karte lautete Mary Ann Moon. Jeffrey warf einen Blick auf seine Uhr.
Er hatte ernsthafte Zweifel, dass die Dame ihn um zehn vor acht
-341-
an einem Freitagabend mit Freuden begrüßen würde.
-342-
DREIUNDZWANZIG
Lena schloss die Augen vor der Sonne, die auf ihr Gesicht brannte. Das Wasser war warm
Weitere Kostenlose Bücher