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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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worden. Die beiden Stockwerke waren seither renoviert worden, aber das Leichenschauhaus war der Krankenhausverwaltung offenbar nicht besonders wichtig. Die Wände waren mit hellblauen Fliesen gekachelt, die so alt waren, dass sie langsam wieder in Mode kamen. Die Fußböden waren mit braunem und grünem Linoleum im Karomuster ausgelegt. Die Decke hatte so manchen Wasserschaden erlitten, war aber fast immer wieder ausgebessert worden. Die Geräte waren veraltet, aber funktionierten.
    Saras Büro befand sich im rückwärtigen Teil, vom Rest des Leichenschauhauses durch ein großes Glasfenster abgetrennt.
    Sie saß hinter ihrem Schreibtisch, schaute aus dem Fenster und gab sich alle Mühe, ihre Gedanken zu sammeln. Sie
    konzentrierte sich auf das statische Rauschen im
    Leichenschauhaus: das Surren des Kompressors für den Gefrierschrank, das Whuschwhusch des Wassers aus dem
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    Schlauch, mit dem Carlos den Fußboden abspritzte. Da sie sich unter der Erde befanden, wurden die Geräusche von den Wänden des Leichenschauhauses eher geschluckt als reflektiert, und auf eigenartige Weise empfand sie das vertraute Surren und Plätschern als beruhigend. Das schrille Läuten des Telefons durchbrach die Ruhe.
    «Sara Linton», sagte sie, denn sie erwartete Jeffrey.
    Stattdessen war es ihr Vater.
    «He, Baby.»
    Sara lächelte, denn beim Klang von Eddie Lintons Stimme wurde ihr leichter ums Herz. «He, Daddy.»
    «Ich hätte einen Witz für dich.»
    «So?» Sie versuchte unbefangen zu wirken, sie wusste, dass ihr Vater dazu neigte, seinen Stress mit Humor zu bewältigen.
    «Und wie geht der?»
    «Ein Kinderarzt, ein Anwalt und ein Priester sind auf der Titanic, als die zu sinken beginnt», fing er an. «Der Kinderarzt sagt: ‹Rettet die Kinder!› Der Anwalt sagt: ‹Fuck the children!›
    Und der Priester sagt: ‹Haben wir denn dazu noch Zeit?›»
    Sara lachte, aber eigentlich nur, um ihrem Vater den Gefallen zu tun. Er schwieg, wartete wohl darauf, dass sie etwas sagte.
    «Wie geht's Tessie?»
    «Macht ein Nickerchen», wusste er zu berichten. «Und wie geht's dir?»
    «Ach, alles in Ordnung.» Sara zeichnete die ersten Kreise auf ihren Kalender. Eigentlich kritzelte sie nie, aber sie musste einfach etwas mit ihren Händen anfangen. Einerseits hätte sie gern in ihrer Tasche nachgeschaut, ob Tessa daran gedacht hatte, die Postkarte hineinzutun. Andererseits wollte sie gar nicht wissen, wo die Karte war.
    Eddie unterbrach ihre Gedanken. «Mom sagt, du musst morgen zum Frühstück kommen.»
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    «So?», fragte Sara und zeichnete Quadrate um die Kreise.
    Seine Stimme intonierte einen Singsang. «Waffeln und Hafergrütze und Toast und Speck.»
    «He», sagte Jeffrey.
    Sara hob ruckartig den Kopf und ließ den Stift fallen. «Du hast mich erschreckt», sagte sie, und dann zu ihrem Vater:
    «Daddy, Jeffrey ist hier -»
    Eddie Linton gab eine Reihe unverständlicher Töne von sich.
    Seiner Meinung nach half bei allen Problemen mit Jeffrey Tolliver nur ein wohl gezielter Steinwurf an den Kopf.
    «Also gut», sagte Sara in den Hörer und bedachte Jeffrey mit einem verkniffenen Lächeln. Er betrachtete die Gravur im Glas, wo ihr Vater ein Stück Klebeband über den Nachnamen TOLLIVER geklatscht und dann mit schwarzem Filzschreiber LINTON darauf geschrieben hatte. Da Jeffrey Sara mit der einzigen Graveurin der Stadt betrogen hatte, stand zu bezweifeln, dass die Beschriftung in näherer Zeit professioneller korrigiert werden würde.
    «Daddy», unterbrach Sara, «ich seh dich dann morgen früh.»
    Sie legte auf, bevor er noch ein Wort entgegnen konnte.
    Jeffrey sagte: «Lass mich raten - er lässt mir liebe Grüße ausrichten?»
    Sara ignorierte den Kommentar, denn sie wollte nicht in ein persönliches Gespräch mit Jeffrey geraten. So umgarnte er sie nämlich. Wiegte sie in dem Glauben, ein ganz normaler Mann zu sein, der zu Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft in der Lage war, während dieser Jeffrey in Wirklichkeit wahrscheinlich schon in dem Moment, da er das Gefühl hatte, sich Saras Wohlwollen wieder erworben zu haben, einen Strang suchte, über den er schlagen konnte.
    Er sagte: «Wie geht's denn Tessa so?»
    «Gut», sagte Sara. Sie nahm ihre Brille aus dem Etui und
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    setzte sie auf. «Wo ist Lena?»
    Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. «Noch ungefähr eine Autostunde entfernt. Frank wird mich ausrufen lassen, wenn es nur noch zehn Minuten sind.»
    Sara stand auf und zupfte ihre weiße Arzthose an der Taille

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