Belladonna
«Lass mich raten, 633 Ashton Street.»
«Da war ich vorher», antwortete er. «Jetzt bin ich im Polizeipräsidium. Er sitzt hier in einem Verhörraum.»
«Jack?», fragte sie.
Die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn beim Vornamen nannte, ließ Jeffrey mit den Zähnen knirschen.
«Moon hat mich angerufen, als sein Monitor ausfiel», informierte ihn Sara beinahe teilnahmslos. «Ich hatte schon so eine Ahnung, wo du bist.»
«Ich wollte mit ihm über die Situation reden, bevor ich die Kavallerie rief.»
Sie seufzte tief. «Schön für dich.»
Die Leitung war wieder stumm, und Jeffrey fehlte es wieder an Worten. Sara unterbrach das Schweigen.
Sie fragte: «Hast du mich deswegen angerufen? Um mir zu sagen, dass du ihn verhaftet hast?»
«Um mich zu erkundigen, ob bei dir alles in Ordnung ist.»
Sie lachte leise. «Aber ja doch. Mir geht es prächtig, Jeff.
Danke für deinen Anruf.»
«Sara?», fragte er voller Angst, dass sie auflegen würde. «Ich hab's doch vorher auch schon versucht.»
«Offenbar hast du dir aber nicht sonderlich Mühe gegeben», sagte sie.
Jeffrey spürte ihre Verbitterung am anderen Ende der Leitung.
«Ich wollte dir etwas berichten können, wenn ich anrief. Etwas Konkretes.»
Sie gebot ihm Einhalt, schroff, aber auch niedergeschlagen.
«Du wusstest nicht, was du sagen solltest, und statt zwei Straßen weiter zur Klinik zu gehen oder dafür zu sorgen, dass du mich am Telefon erreichst, bist du dann nach Atlanta abgedüst, um
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Jack Auge in Auge gegenüberzustehen.» Sie hielt inne. «Erzähl mir, was du dabei empfunden hast, Jeff.»
Er konnte ihr nicht antworten.
«Und was hast du gemacht? Ihn zusammengeschlagen?» Ihr Tonfall wurde vorwurfsvoll. «Vor zwölf Jahren hätte ich das gebrauchen können. Jetzt habe ich mir nur gewünscht, dass du für mich da sein würdest. Dass du mir eine Stütze wärest.»
«Ich versuche doch, dir eine Stütze zu sein, Sara», entgegne te Jeffrey, der sich zu Unrecht überrumpelt fühlte. «Was denkst du denn, was ich hier mache? Ich versuche herauszubekommen, ob der Kerl noch immer unterwegs ist und Frauen vergewaltigt.»
«Moon sagt, er hat in den letzten beiden Jahren die Stadt nicht verlassen.»
«Vielleicht hat Wright damit zu tun, was in Grant geschehen ist. Hast du daran schon mal gedacht?»
«Eigentlich nicht», antwortete sie obenhin. «Ich habe nur daran gedacht, dass ich dir heute Morgen das Gerichtsprotokoll gezeigt habe, dass ich meine Seele vor dir bloßgelegt habe, aber dass du nichts Besseres zu tun hattest, als aus der Stadt zu verschwinden.»
«Ich wollte doch -»
«Du wolltest vor mir davonlaufen. Du wusstest nicht, wie du dich verhalten solltest, und deswegen bist du lieber verschwunden. Das ist nicht so raffiniert, wie mich nach Hause kommen und dich mit einer anderen Frau in unserem Bett erwischen zu lassen, aber irgendwie bedeutet beides doch dasselbe, oder?»
Er schüttelte den Kopf, verstand nicht, wie es hierzu hatte kommen können. «Wieso bedeutet es dasselbe? Ich versuche doch nur, dir zu helfen.»
Danach änderte sich ihr Tonfall, nun klang sie nicht mehr zornig, sondern zutiefst verletzt. Nur ein einziges Mal hatte sie
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so mit ihm gesprochen, und zwar kurz nachdem sie seinen Betrug entdeckt hatte. Damals war er sich vorgekommen wie jetzt auch: wie ein egoistisches Arschloch.
Sie sagte: «Wie kannst du mir helfen, wenn du in Atlanta bist? Was soll es mir helfen, dass du vier Stunden weit weg bist?
Weißt du, wie ich mir den ganzen Tag lang vorgekommen bin, wenn ich bei jedem Telefonläuten aufgesprungen bin, in der Hoffnung, du würdest dran sein?» Sie antwortete für ihn. «Wie eine Bescheuerte bin ich mir vorgekommen. Ist dir eigentlich klar, wie schwierig es für mich gewesen ist, dich einzuweihen?
Dir zu sagen, was mir geschehen ist?»
«Ich hab ja nicht -»
«Ich bin fast vierzig Jahre alt, Jeffrey. Ich habe mich entschieden, meinen Eltern eine gute Tochter zu sein und für Tessa eine Schwester, die für sie da ist. Ich habe mich damals entschieden, mich so zu fordern, dass ich an einer der renommiertesten Universitäten Amerikas als Beste meines Semesters den Studienabschluss machte. Ich entschied mich, Kinderärztin zu werden, um den Kids zu helfen. Ich entschied mich, wieder nach Grant zu ziehen, um in der Nähe meiner Familie sein zu können. Ich entschloss mich, sechs Jahre lang deine Ehefrau zu sein, weil ich dich so sehr liebte, Jeffrey. Ich hab dich so sehr geliebt.» Sie
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