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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Wählerlisten und dem Telefonbuch abgleichen.» Er hielt inne und rang mit sich, ob er fortfahren sollte. Schließlich behielt die Höflichkeit die Oberhand. «Danke Ihnen», sagte er, «dass Sie die Liste herausgesucht haben.»
    Moon bedachte ihn nicht wie gewohnt mit ihrem brüsken Abschiedsgruß. Sie sagte: «Tut mir Leid, dass keiner der Namen
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    Ihnen bekannt vorkommt.»
    «Ja», antwortete er und sah dabei auf die Uhr. «Hören Sie, ich könnte in ungefähr vier Stunden wieder in Atlanta sein. Meinen Sie, ich könnte mich dann mit Wright allein unterhalten?»
    Sie zögerte und sagte dann: «Sie sind heute Morgen über ihn hergefallen.»
    «Was?»
    «Scheint so, als hätten die Wärter beschlossen, dass er keine Einze lzelle verdiente.»
    «Sie haben versprochen, dass er nicht unters gemeine Volk gerät.»
    «Das weiß ich», blaffte sie. «Aber ich kann nicht
    kontrollieren, was geschieht, wenn er wieder hinter Gitter kommt. Sie sollten doch am besten wissen, dass diese Jungs ihre eigenen Regeln haben.»
    Wenn er bedachte, wie er sich gestern gegenüber Jack Wright verhalten hatte, fiel ihm nicht viel zur eigenen Verteidigung ein.
    «Er wird für eine Weile aus dem Verkehr gezogen sein», sagte Moon. «Sie haben ihn ziemlich böse aufgeschlitzt.»
    Er fluchte unhörbar. «Er hat Ihnen nichts mehr gesagt, nachdem ich weggefahren war?»
    «Nein.»
    «Ist er sicher, dass es jemand ist, der im Krankenhaus gearbeitet hat?»
    «Nein, ist er nicht.»
    «Es ist jemand, der sie im Krankenhaus gesehen hat», sagte Jeffrey. «Und wer würde sie im Krankenhaus sehen, der nicht auch dort arbeitet?» Mit der freien Hand bedeckte er die Augen und dachte nach. «Können Sie von dort aus Patientenakten einsehen?»
    «Krankenblätter?» Sie klang skeptisch. «Das wäre
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    wahrscheinlich zu viel verlangt.»
    «Nur Namen», sagte er. «Und nur von dem Tag. Vom 23.
    April.»
    «Ich weiß, welcher Tag.»
    «Geht das?»
    Sie hatte offenbar die Sprechmuschel mit der Hand abgedeckt, aber trotzdem konnte er hören, dass sie mit jemandem sprach.
    Kurz darauf war sie wieder da: «Geben Sie mir eine bis anderthalb Stunden.»
    Jeffrey unterdrückte einen Klagelaut. Eine Stunde war eine Ewigkeit. Aber stattdessen sagte er: «Ich werde pünktlich sein.»

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    SIEBENUNDZWANZIG

    Lena hörte, dass irgendwo eine Tür geöffnet wurde. Sie lag auf dem Boden und wartete auf ihn, weil sie nichts anderes tun konnte. Als Jeffrey ihr gesagt hatte, dass Sibyl tot war, hatte Lena danach kein anderes Ziel vor Augen gehabt, als denjenigen zu finden, der Sibyl umgebracht hatte. Sie wollte ihn der gerechten Strafe zuführen. Nichts wünschte sie sich mehr, als diesen Schweinehund zu finden und auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Von diesen Gedanken war sie vom ersten Tag an so besessen, dass sie noch nicht einmal die Zeit gefunden hatte, innezuhalten und zu trauern. Nicht einen Tag hatte sie damit verbracht, den Verlust ihrer Schwester zu betrauern. Nicht eine einzige Stunde war vergangen, in der sie sich die Zeit genommen hatte, über ihren Verlust nachzudenken.
    Jetzt, da sie in diesem Haus gefangen war, festgenagelt auf den Fußboden, hatte Lena gar keine andere Wahl, als nachzudenken. Sie dachte an Sibyl. Sogar als sie unter Drogen gesetzt wurde, als man ihr einen Schwamm auf die Lippen presste und ihr bittersüßes Wasser in den Rachen rann und sie gezwungen war, es zu schlucken, trauerte Lena um Sibyl. Da gab es Schultage, die ihr auf einmal so gegenwärtig waren, dass sie meinte, das Holz des Bleistifts zu spüren, den sie in der Hand hielt. Neben Sibyl hinten im Klassenraum sitzend, konnte sie die Tinte des Hektographen riechen. Da gab es Spazierfahrten im Auto und Ferienerlebnisse, Fotos aus der Abgangsklasse und Wandertage. Sie durchlebte all das noch einmal mit Sibyl an ihrer Seite, und es war so, als sei es real.
    Das Licht war wieder da, als er den Raum betrat. Ihre Pupillen waren so erweitert, dass sie nichts sah als Schatten, aber trotzdem benutzte er die Taschenlampe, um ihr die Sicht zu nehmen. Der Schmerz war so intensiv, dass sie die Augen
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    schließen musste. Warum er das tat, konnte sie sich nicht zusammenreimen. Lena wusste, wer sie gefangen hatte. Auch wenn sie seine Stimme nicht erkannt hatte, konnte das, was er sagte, nur vom Apotheker der Stadt kommen.
    Jeb setzte sich an ihre Füße und legte die Lampe auf den Boden. Der Raum war bis auf diesen kleinen Lichtstrahl stockdunkel. Irgendwie empfand Lena es als

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