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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie war noch ein Baby.»
    Er zuckte die Achseln.
    «Hattest du ihr das angetan?», fragte Sara, die sich an die Brutalität der amateurhaften Abtreibung erinnerte. Derrick Lange, ihr Supervisor, hatte vermutet, dass ein
    Metallkleiderbügel benutzt worden war.
    Sie sagte: «Warst du derjenige, der es getan hat?»
    «Woher wusstest du es?», fragte Jeb in leicht defensivem Tonfall. «Hat sie es dir gesagt?»
    Hinter dem, was er sagte, steckte mehr, ein düsteres Geheimnis verbarg sich hinter seinen Worten. Als Sara sprach, kannte sie die Antwort bereits, bevor sie noch ihren Satz zu Ende gebracht hatte. Sie hatte ja gesehen, wozu Jeb fähig war, und wenn sie das einbezog, war ihr Schluss völlig logisch.
    Sie fragte: «Du hast deine Schwester vergewaltigt, nicht wahr?»
    «Ich hab meine Schwester geliebt», entgegnete er, noch immer in diesem defensiven Ton.
    «Sie war noch ein Kind.»
    «Sie kam zu mir», sagte er, als könne das als Entschuldigung gelten. «Sie wollte mit mir zusammen sein.»
    «Sie war dreizehn Jahre alt.»
    «‹Wenn jemand seine Schwester nimmt, seines Vaters
    Tochter, und sieht ihre Scham und sie sieht die seine, so ist es eine Schandtat.›» Sein Lächeln schien zu sagen, dass er mit sich zufrieden war. «Nenn mich einfach einen Schandtäter.»
    «Sie war deine Schwester.»
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    «Wir alle sind Gottes Kinder, oder etwa nicht? Wir haben alle denselben Vater.»
    «Kannst du auch einen Bibelvers zitieren, um Vergewaltigung zu rechtfertigen? Um Mord zu rechtfertigen?»
    «Sara, das Gute an der Bibel ist ja gerade, dass sie Raum für Auslegungen lässt. Gott schickt uns Zeichen, zeigt
    Möglichkeiten, und entweder folgen wir ihnen, oder wir tun es nicht. Wir können uns aussuchen, was uns widerfährt. Wir denken nicht gerne daran, aber wir sind unseres Schicksals Schmied. Wir treffen die Entscheidungen, die den Lauf unseres Lebens bestimmen.» Er sah sie durchdringend an und schwieg einen Moment. «Ich hatte eigentlich gedacht, dass du diese Lektion schon vor zwölf Jahren gelernt hättest.»
    Sara hatte das Gefühl, im Erdboden zu versinken, als ihr ein Gedanke kam. «Warst du es? In der Toilette?»
    «Mein Gott, nein», sagte Jeb und winkte ab. «Das war Jack Wright. Er ist mir wohl zuvorgekommen. Hat mich jedoch auf eine Idee gebracht.» Jeb lehnte sich an den Türrahmen, und dasselbe wohlgefällige Lächeln krümmte seine Lippen. «Wir sind beide Männer des Glaubens, musst du wissen. Wir lassen uns beide vom Heiligen Geist leiten.»
    «Ihr seid beide nichts als wilde Tiere.»
    «Ich schulde ihm etwas dafür, dass er uns zusammengebracht hat», sagte Jeb. «Was er für dich getan hat, diente mir als Beispiel, Sara. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Im Namen der vielen Frauen, die seither gekommen sind, und ich meine ‹kommen› im biblischen Sinn, entbiete ich dir meinen aufrichtigen Dank.»
    «O mein Gott», hauchte Sara und hielt sich den Mund zu. Sie hatte gesehen, was er seiner Schwester angetan hatte, Sibyl Adams und Julia Matthews. Das sollte seinen Anfang
    genommen haben, als sie von Jack Wright vergewaltigt worden war? Der Gedanke drehte Sara den Magen um. «Du
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    Ungeheuer», zischte sie. «Du Mörder.»
    Er richtete sich auf, und sein Gesicht war plötzlich von Wut verzerrt. Jeb verwandelte sich vom stillen und bescheidenen Apotheker in den Mann, der mindestens zwei Frauen
    vergewaltigt und ermordet hatte. Seine Körperhaltung spiegelte die Wut wider. «Du hast sie sterben lassen. Du hast sie umgebracht.»
    «Sie war bereits tot, als sie zu mir gebracht wurde», entgegnete Sara, darauf bedacht, mit fester Stimme zu sprechen.
    «Sie hatte zu viel Blut verloren.»
    «Das ist nicht wahr.»
    «Du hast nicht alles rausbekommen», sagte sie. «Sie verfaulte innerlich.»
    «Du lügst doch!»
    Sara schüttelte den Kopf. Hinter ihrem Rücken bewegte sie die Hand, suchte das Schloss am Fenster. «Du hast sie umgebracht.»
    «Das ist nicht wahr», wiederholte er. Sie erkannte jedoch an der Veränderung in seiner Stimme, dass er ihr irgendwo auch glaubte.
    Sara fand das Schloss und bemühte sich, es zu öffnen. Doch es gab nicht nach. «Auch Sibyl ist durch deine Schuld gestorben.»
    «Es ging ihr gut, als ich sie verließ.»
    «Sie bekam einen Herzanfall», klärte Sara ihn auf und drückte dabei gegen das Schloss. «Sie starb an einer Überdosis. Sie bekam einen Krampfanfall, genau wie deine Schwester.»
    In dem Schlafzimmer klang seine Stimme Furcht erregend laut, und die

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