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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Geräusch.
    Dann ließ jemand einen fahren, ein leises pffft, das die Stille durchbrach.
    Ein Matrose verschluckte sich, als er schnaubend auflachte, woraufhin ein weiterer Mann losprustete, woraufhin ein anderer laut anfing zu lachen, und plötzlich brachen alle um sie herum in schallendes Gelächter aus, während Michael einer Frau gegenüberstand, die so aussah, als sei sie bereit, ihn an einen Anker zu binden und über Bord zu werfen.
    Er öffnete den Mund, nicht sicher, was er sagen wollte, aber sicher, dass er besser etwas sagen sollte. Bevor er  die Gelegenheit hatte, drehte Glorianna sich auf dem Absatz herum und ging davon.
    Missmutig ging Michael hinüber zur Reling. Er wollte keine Kommentare, keine Diskussion, keine Gesellschaft.
    »Ich habe gehört, Abbitte zu leisten sei eine Kunst«, sagte Lee.
    War ja klar, dass er die »Betreten verboten«-Schilder missachten würde, dachte Michael säuerlich. »Ich leiste keine Abbitte.«
    Lee, der dreckige Mistkerl, lachte.
    Michael steckte seine Flöte in den Mantel. »Vielleicht doch?«
    »Da gibt es kein Vielleicht«, sagte Lee gut gelaunt. »Du machst sie nervös, also findet sie dich noch lästiger als die meisten anderen.«
    »Irgendwie bin ich in letzter Zeit nicht ganz ausgeglichen«, sagte Michael gedämpft. »Die Hälfte der Zeit höre ich mich an wie ein Trottel, und die andere Hälfte benehme ich mich wie einer.«
    »So schlimm ist es nicht«, erwiderte Lee lächelnd. »Es hat sich nichts verändert, Michael.«
    »Alles hat sich verändert.«
    »Ja. Genau.« Lee stützte seine Hände auf die Reling. »Du fängst an, die Welt zu verstehen, Magier.«
    »Vielleicht.« Michael wartete einen Herzschlag lang, dann fügte er hinzu: »Und ich leiste keine Abbitte.«
    Lees Lächeln wurde breiter. »Wie du willst.«
    Der Mann könnte hilfreicher sein, murmelte Michael zu sich selbst, als er sich zum Bug aufmachte, wo Glorianna die hervorragende Imitation einer erbarmungslosen Galionsfigur abgab. Es ist ja schließlich nicht so, als könnte ich ein paar Blumen pflücken und versuchen, sie so zu bezaubern, dass sie ihre Laune vergisst.
    Plötzlich blieb er stehen, erinnerte sich an einen anderen Mann, der versuchte, eine unglückliche Frau zu bezaubern, indem er ihr einen Strauß Wildblumen  schenkte. Er hatte diesen Mann geliebt. Liebte ihn immer noch, wenn die Bilder so schmerzhaft deutlich zu ihm zurückkehrten. Und er hatte die Frau geliebt, trotz ihrer Leiden und Wutausbrüche.
    »Nichts hat sich verändert, Michael.«
    »Alles hat sich verändert.«
    Mit dem Gefühl, schlecht Luft zu kriegen, und klopfendem Herzen stellte er sich zu Glorianna an den Bug des Schiffes.
    »Ich würde dir gerne eine Geschichte erzählen«, sagte er leise. »Wirst du mir zuhören?«
    Wusste sie, wie verletzlich er in diesem Augenblick war? Konnte sie verstehen, was es bedeutete, dass er kurz davor stand, ihr sein ganzes Leben zu Füßen zu legen, damit sie ein Urteil darüber fällte?
    »Ich höre zu«, antwortete sie genauso leise.
    Michael wusste, er würde die Worte nicht aussprechen können, wenn er sie ansah und richtete seinen Blick aufs Meer. »Mein Vater war ein Wanderer, der, so sagte man, die Vögel so verzaubern konnte, dass sie ihre Lieder in Gold verwandelten, damit er ein paar Münzen in seine Tasche stecken konnte. Ich habe so etwas mit den Vögeln nie geschehen sehen, doch ich glaube, bevor meine Mutter des Weges kam, hat mehr als eine Dame ihm als Abschiedsgeschenk ein paar Münzen in die Tasche gesteckt. Und, um gerecht zu bleiben, er war auch ein guter Arbeiter, der so ziemlich jede Arbeit erledigen konnte und meist fröhlich dabei war.«
    »Er war ein Magier?«
    »War er. Doch er hatte eine so angenehme Art, dass die Menschen nicht begierig darauf waren, ihn mit den anderen über einen Kamm zu scheren. Jedenfalls hatte er zwei ältere Brüder, die sich aufmachten, um ihr Glück zu suchen. Sie kamen ein paar Mal zurück, um ihre Eltern und Verwandten zu besuchen, dann hörte man nie wieder etwas von ihnen.«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, um zu sehen, wie sie bisher auf seine Geschichte reagierte, doch wie er hatte sie den Blick aufs Meer gerichtet und nickte nur, um zu bedeuten, sie hätte verstanden.
    »Also zog mein Vater Devyn wie seine älteren Brüder in die Welt, denn er brauchte mehr, als er in dem Dorf, in dem er geboren worden war, finden konnte. Manchmal liefen die Dinge gut, manchmal schlecht, doch er folgte einem Weg, der seine Füße in

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