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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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umklammerte die Reling, bis ihre Hände schmerzten, und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf den wolkenlosen, klaren Himmel zu richten, bis das Schiff sich wieder von jener Stelle abwandte.
    »Es ist ein Anker«, sagte Glorianna ohne den Blick vom Himmel abzuwenden. »Deshalb ist die Weiße Insel sichtbar, wenn sich die Schiffe ihr nähern. Aber wer könnte das getan haben?« Und warum würde jemand, der das Licht liebte, etwas so Tödliches erschaffen?
    »Glorianna, Liebling, ich höre deine Worte, doch sie ergeben keinen Sinn«, sagte Michael.
    Seine Stimme gab ihr genug Halt, um die Reling mit einer Hand loszulassen, sodass sie sich umdrehen und ihn ansehen konnte.
    »In allen Dingen stecken Licht und Dunkelheit, Magier. In allen Menschen, in allen Orten. Irgendwie sind diese dunklen Gefühle verstoßen worden, doch die Verbindung kann nicht vollständig durchtrennt werden. Indem sie versucht haben, einen Ort zu schaffen, der im Licht allein steht, haben die Menschen auf der Weißen Insel eine dunkle Landschaft erschaffen.«
     Stunden später saß Michael im Heck, seine Flöte locker in den Händen, während er ins Wasser starrte und sich fragte, ob er jemals wieder dem Aussehen irgendeiner Sache trauen würde.
    »Das sind angenehme Gewässer«, sagte Kenneday glücklich, die Hände fest am Steuerrad. Der Mann, der grimmig Gloriannas Bitte gefolgt war, nach Süden zu segeln, um eine Lichte Strömung zu finden, die ihnen  helfen würde, sich der Weißen Insel zu nähern, war verschwunden. »Nicht die Richtung, die ich normalerweise einschlage, um den Hafen von Atwater zu erreichen, aber ich habe sie in meinem Logbuch festgehalten, und von jetzt an werde ich nach diesem Fahrwasser Ausschau halten.« Er warf Michael über die Schulter einen Blick zu. »Warum spielst du uns nicht ein Lied?«
    »Ich fühle mich nicht danach«, antwortete Michael und wich Kennedays Blick aus.
    Der Kapitän zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. »Ich habe noch nie erlebt, dass du es ablehnst, ein bisschen Musik zu spielen. Was bereitet dir solchen Kummer? Dass deine Freundin dieses dunkle Gewässer erkannt hat und du nicht?«
    »Ich fühle mich nicht nach Musik«, fuhr Michael ihn an - und zuckte dann zusammen. Welchen Schaden hatte er gerade angerichtet?
    »Oder was es eher trifft, du willst gar nichts fühlen«, sagte Glorianna, als sie sich ihnen anschloss.
    »Lass mich in Ruhe«, warnte Michael. Diese grünen Augen sahen zu viel. Dieses Herz verstand zu viel - und doch nicht genug.
    »Wozu?«, fragte sie. »Damit du dich abschotten kannst? Dich weigern, zu sein, was du bist? Du kannst dich nicht vor deinen Gefühlen verstecken, Magier. Du kannst dich nicht vor deinem eigenen Herzen verstecken.«
    Er sprang auf, sich der Tatsache bewusst, dass die Männer in ihrer Nähe die Arbeit niedergelegt hatten und Kenneday zuhörte und sie beobachtete. Doch die Gefühle schäumten über. »Heute Morgen haben wir den Rand eines Ortes gestreift, der dunkel genug war, um dich in Ohnmacht fallen zu lassen. Ein Ort, geschaffen von gewöhnlichen Menschen, wenn ich deine Worte verstanden habe.« Mit einer ausladenden Handbewegung deutete er auf die Männer auf dem Schiff. »Seit Tagen erzählst du mir jetzt, ich kann der Welt mehr antun als die Menschen  um mich herum. Wie kann ich denn also auch nur irgendetwas fühlen, wenn das Leben so vieler Menschen von einer Laune abhängt? Glücklichsein ist wohl recht ungefährlich, aber niemand ist die ganze Zeit glücklich. Die Menschen nennen mich einen Verwünscher, aber ich habe nicht den Wunsch, unabsichtlich Elend zu erschaffen.« Und würde er wohl jemals wissen, wie viel Elend er bereits erschaffen hatte - oder ob er, ohne es zu wissen oder zu wollen, dunkle Orte in die Welt gebracht hatte?
    »Du bist das Gleichgewicht, das Fundament, das Sieb, das Ephemera von allen flüchtigen Wünschen und oberflächlichen Gefühlen abschirmt, die durch die Herzen all der Menschen fließen, die in deinen Landschaften leben.«
    »Was ist mit meinem Herzen, mit meinen Gefühlen?«, fragte Michael und erhob die Stimme, bis er fast schrie. »Was geschieht, wenn ich mich mal über etwas ärgern und mich aufregen will?«
    Glorianna stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn zornig an. »Dann sagst du der Welt, du hättest Gefühlswinde, und sie soll es ignorieren, wenn du einen fahren lässt.«
    Außer dem Wind in den Segeln und dem Schiff, das durchs Wasser glitt, vernahm man kein

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