Belladonna
einladen, und nichts, was ich sage, wird das ändern. Doch du hast etwas an dir, Magier. Bedrohung und Versprechen. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so.«
»Willst du damit sagen, wir sind Feinde?«, fragte Michael und fragte sich, wie gut eine Verwünschung wohl bei einem Inkubus greifen würde.
»Noch nicht«, sagte Sebastian und ließ Michaels Hemd los. »Vielleicht werden wir sogar einmal Freunde.«
Der erste Gedanke - »nicht sehr wahrscheinlich« - ging unter, als er der Musik lauschte, die Sebastian ausmachte.
Es ist möglich, dachte Michael, überrascht, wie reizvoll die Vorstellung war.
Eine Freundschaft zwischen ihnen war tatsächlich möglich - zumindest bis Sebastian herausfand, dass er wirklich eine Bedrohung darstellte.
Sobald sie in den Speiseraum kamen, zog Glorianna Lee von den anderen fort. »Was ist los mit ihm?« Sie wollte schreien, und die Anstrengung, so leise zu sprechen, dass die Unterhaltung privat blieb, ließ sie alle Halsmuskeln anspannen.
»Um das zu sagen, kenne ich Michael nicht gut genug«, erwiderte Lee.
»Nicht Michael. Sebastian.« Konnte ihr Bruder wirklich so begriffsstutzig sein? »Er hat gerade damit gedroht, den Nachtschwärmern einen Menschen zum Fressen vorzuwerfen.«
Lee zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir sicher, er hat nur Spaß gemacht.«
Nein, hat er nicht - und du tust es auch nicht. Lee hatte sich auf der Reise zur Weißen Insel gut mit Michael verstanden und sogar begonnen, eine Freundschaft mit ihm aufzubauen. Doch jemanden zu mögen und ihm zu vertrauen war nicht das Gleiche, und es gab nur einen Grund, den sie sich vorstellen konnte - von dem Lee wissen würde -, der ihrem Bruder einen Vorwand geben würde, wegzusehen, wenn Schwierigkeiten aufkamen.
Da sie ihn nicht schlagen konnte, ohne dass sich ihre Mutter einmischte, schlug sie mit Worten zu. »Es tut mir leid, wenn es ein Schock für dich ist, aber ich hatte schon zuvor Sex. Michael wäre nicht mein erster Liebhaber.«
Er schlug zurück. »Er ist der erste, den du mit nach Hause gebracht hast.«
»Wir sind nicht zu Hause.«
»Da irrst du dich, Glorianna. Der Mann saß an einem Tisch mit deinem Cousin. Deine Mutter und dein Bruder waren in der Nähe. Dieser Ort gehört der Familie. Wenn das nicht nach Hause bringen ist, was ist es dann?«
Darauf wusste sie keine Antwort. War sich nicht sicher, ob ihm eine Antwort zustand. War sich noch nicht einmal sicher, ob …
Nein, dessen war sie sich sicher. Michael war ein anziehender Mann, und nach seinen Küssen zu urteilen, würde er ein angenehmer Sexpartner sein. Und dann war da noch diese Mischung aus sehnsüchtigem, verlorenem Welpen, die manchmal in seinem Blick lag, verbunden mit der in seiner unabhängigen Lebensweise begründeten Pragmatik, die sie so faszinierte. Er wollte Liebe, und er wollte lieben.
Und er kannte die Antwort, wusste bereits, was man tun konnte, um den Weltenfresser aufzuhalten. Doch er würde es ihr nicht sagen. Als sie Michael beobachtete, als er mit Sebastian den Speiseraum betrat, fühlte sie es so deutlich in den Strömungen der Macht, als hätte er es ausgesprochen. Oder eher noch, er wollte es ihr nicht sagen. Nicht hier, wo ihre Familie eine ständige Erinnerung an die Herzen war, die von dem, was er zu bieten hatte, verletzt werden könnten. Es würde auf seinem Terrain geschehen müssen.
Und sie wollte ihn in seinem eigenen Terrain kennen lernen. Hier war er ein Fremder gewesen, der über das Unbekannte stolperte. Wer war Michael der Magier in den Landschaften, um die er sich kümmerte? Sie wollte wissen, wer er war, wollte wissen, ob sie in seinen Landschaften leben könnte.
Ja ja ja.
Sie sah, wie er stehen blieb und den Kopf schief legte. Der Hauch eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, als lausche er einem aufgeregten Kind, das ihm etwas Wunderbares erzählte.
Das Wilde Kind. Nannte er Ephemera nicht so?
Ja ja ja.
Ephemeras Strömungen der Macht fuhren durch sie hindurch, teilten ihre Resonanz.
Michaels Augen weiteten sich, als ihre Blicke sich trafen.
Sie teilten nicht nur ihre Resonanz. Auch er war dort in den Strömungen, zusammen mit ihr - und sie nahm das Wesen seines Herzens als Musik war.
Die Melodie zog sie an, wirbelte um sie herum.
»Hast du irgendetwas von dem gehört, was ich gesagt habe?«, fragte Lee und klang verärgert.
»Was? Nein, ich habe nicht zugehört.« Ohne auf sein hervorgestoßenes Knurren zu achten, ging sie hinüber zu dem Tisch, an dem die anderen ihre
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