BELLAGIO -- Roman (German Edition)
herum ging. Irgendwann sagte er tapfer lächelnd zu ihr „Na, dann wünsche ich dir einen schönen Urlaub und dass du dich gut erholst!“ Das war ungewohnt für ihn. Jetzt merkte er zum ersten Mal wirklich, dass es nicht selbstverständlich war, dass sie immer für ihn da war und in Zukunft da sein würde.
„Das ist lieb von dir. Dankeschön!“ Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu. „Darauf stoßen wir an!“
Chris hob sein Glas mit Fanta an und stieß mit seiner Mutter in der Mitte des Tisches an. Über ihre Gläser hinweg lächelten sie sich zu. In diesem Augenblick wusste Ela, dass alles gut werden würde. Es war der richtige Weg.
X Y Y
Nachdem Alex den Telefonhörer aufgelegt hatte, konnte er sich lebhaft vorstellen, was jetzt daheim bei seinen Eltern los war. Sein Vater hatte kein Wort gesagt, als er ihnen geschildert hatte, was passiert war und wie es jetzt um ihn stand.
Er hörte nur seine Mutter im Hintergrund aus tiefstem Herzen seufzen.
Sein Vater sagte nur „Nun denn“.
Aber Alex hörte buchstäblich, was sie dachten. ‚Hätte der Junge doch auf uns gehört’, ‚Haben wir ihn nicht immer wieder gewarnt’, ‚Er war einfach zu ehrgeizig’, und so weiter.
Und Alex wusste auch, warum sie ihm keine Vorwürfe machten. ‚Einen toten Gaul tritt man nicht.’ Das war schon immer die Maxime seines Vaters gewesen.
Plötzlich fragte sich Alex, warum er die Vorstadt immer als so schrecklich empfunden hatte, warum ihm die Vorstellung, ein kleines Leben wie seine Eltern führen zu müssen mit Reihenhaus, festem Job, in dem es keine großen Überraschungen gab, ein Leben mit Kindern und geregeltem Alltag, immer so furchtbar und beengend vorgekommen war. Vielleicht wollte ihn das Leben zwingen, seinen Hochmut zu bändigen, ihn dazu bringen, sich mit wenig Spektakulärem und mit einem Leben in Sicherheit zufrieden zu geben.
Ja, warum eigentlich nicht. Was hatte ihm sein Größenwahn nun letztlich eingebracht?
Weniger als nichts. Scham, Schande, Schulden.
Einige seiner New Yorker Kollegen hatten sogar Selbstmord begangen, weil sie die öffentlichen Anklagen nicht ausgehalten hatten. Wie sollte man das auch aushalten, wenn man innerhalb weniger Tage vom geliebten und gesuchten Experten und Anlageberater zum meistgehassten und angefeindeten Teufel für die Investoren wurde? Das konnte niemand aushalten. ‚Aber haben wir es verdient?’, fragte sich Alex. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass viele seiner Anlagen mit erheblichen Risiken verbunden waren. But no risk no fun... und vor allem no win.
Und die Gewinne, die sie in der Vergangenheit erzielt hatten- 30, 40, 50 Prozent im Jahr - genau die hatten die großen Investoren angelockt, hatten bewirkt, dass sie ein Stück vom Kuchen abhaben wollten.
Und jetzt gehörte das Geld eben jemand anderem. Gemäß der alten Börsenweisheit ‚Das Geld geht ja nicht verloren, es gehört nur jemand anderem’.
Des einen Leid - des anderen Freud, das galt vielleicht nirgends so direkt und schnell wie an der Börse.
Alex packte seine Sachen für Italien langsam ein, fast in Zeitlupe. Die Erinnerungen übermannten ihn. Doch es war richtig, der Tapetenwechsel würde ihm gut tun. Der Urlaub war schon bezahlt und er würde sich keine Sorgen machen müssen.
Ding Dong. Es klingelte an der Tür.
Alex machte auf.
Es war Petra, eine hübsche stylische Bekannte von Camille, die vorbei schauen wollte. Als Alex ihr erzählte, dass Camille und die Kinder nach Paris gezogen waren, war sie ehrlich überrascht. Sie hatte eine Flasche gekühlten Champus dabei und da Camille nicht da war, leerte sie die Flasche mit Alex. Derweil plapperte sie oberflächliches Zeug vor sich hin, schielte ab und an zu ihm herüber, um zu sehen, ob ihr gekünstelt charmantes Gehabe bei ihm einen Funken entzündete. Petra hatte schon immer ein Auge auf ihn gehabt.
Alex spürte, dass sie diese Gelegenheit nun ergreifen wollte. Er spürte auch, dass er es brauchte, noch als der Alte angesehen zu werden, der Erfolgreiche. Und Petra wusste nichts von seinem Untergang. Sie würde das Gefühl haben, mit einem der einflussreichsten Männer der Finanzwelt zu schlafen... Und so war es dann auch. Sie warf sich Alex an den Hals. Sie hatte dabei das triumphierende Lächeln, das manche Frauen haben, wenn sie meinen, einen großen Hecht an Land zu ziehen, der ihnen einfach nicht widerstehen konnte.
Er zog sie mit sich ins Bett. Sie hatten Sex. Schalen Sex. Nur
Weitere Kostenlose Bücher