Belles Lettres
plazierten wir die letzten elf dieser durchgemischten Liste über die ersten vierzehn. Ein Experte für Geheimcodes hätte vielleicht entschlüsselt, was wir getan hatten, aber niemand sonst.
Der Rest ist natürlich Geschichte. Wie Mrs. Tooling prophezeit hatte, wurde die Liste weltweit kommentiert. Ich bringe sie hier zu Meditationszwecken noch einmal zum Abdruck:
«Allen Ginsberg, John Updike, John Hawkes, Kurt Vonnegut, Edward Hoagland, Eudora Welty, John Irving, Richard Wilbur, Mary McCarthy, Herman Wouk, Norman Mailer, Woody Allen, Bernard Malamud, Donald Barthelme, James A. Michener, Jacques Barzun, Arthur Miller, Saul Bellow, Lewis Mumford, Thomas Berger, Philip Roth, Peter De Vries, I.B. Singer, E. L. Doctorow und Anne Tyler.»
The Times of London schrieb: «Eine erstaunliche Bestätigung des amerikanischen Reichtums! Diese Erhebung schreit geradezu: ‹ Fülle! › England, Dein Sprößling ist Dir über den Kopf gewachsen.»
L'Express: «Für Kenner der amerikanischen Literatur bergen diese fünfundzwanzig Namen keine Überraschung. Die Rangfolge freilich schon! Sie ist das reinste Spiel von These und Antithese, voller Witz und Häme und dennoch überaus treffend! Daß ausgerechnet Ginsberg, der Säulenheilige der Sechziger Jahre, als führender amerikanischer Schriftsteller dasteht! Und daß er vor dem großartigen Updike rangiert! Was für ein Skandal! Was für eine Weisheit!»
Literaturnaya Gazeta: «Fünfundzwanzig angepaßte Schriftsteller. Wo bleiben diejenigen, die die entscheidenden Fragen stellen? Wo bleiben Robert Coover, Gore Vidal, Seymour Krim?»
Nachdem alles vorbei und ein großer Erfolg war, gratulierte ich Chuckle Faircopy noch einmal zu seiner ursprünglichen Liste.
«Soll ich Ihnen mal was sagen?» sagte er. «Ich habe sie einfach aus den biographischen Stichworten abgeschrieben», und dabei zog er ein Exemplar des American Heritage Lexikons aus dem Regal. «Hier werden etwa fünfundzwanzig lebende, amerikanische Schriftsteller erwähnt, und die fünfundzwanzig habe ich ausgewählt.»
«Vierundzwanzig», sagte ich.
Er lächelte versonnen und sagte: «Es wird ja noch weitere Auflagen geben.»
IV Mr. Margin und Frau 1
I ch saß mit Mr. Margin beim Mittagessen. Als die Getränke serviert wurden, sagte er: «Frank, waren Sie schon mal verliebt?»
«Na klar», sagte ich.
«Es ist eine unheimliche Erfahrung.»
«Das kann man wohl sagen.»
«Unheimlich», sagte er, und mir dämmerte, daß mein Verliebtsein nicht mit seinem Verliebtsein vergleichbar sein sollte.
Also sagte ich: «Irgendwie schon unheimlich.» «Mir ist es viermal passiert», sagte er. «Viermal!»
«Beim ersten und dritten Mal habe ich die Frau geheiratet.»
«Und beim zweiten Mal?»
«Ich denke oft, daß ich beim zweiten Mal auch hätte heiraten sollen.»
«Und warum haben Sie nicht?»
«So merkwürdig es klingen mag, aber sie schien mir einfach zu nett zu sein.»
«Zu nett?» sagte ich und heuchelte Überraschung. Oder, um es anders auszudrücken, ich war überrascht, daß er sich selbst so gut einschätzen konnte. Einer seiner Freunde und Altersgenossen hatte mir erzählt, daß seine erste Frau ihn sehr rüde behandelt hatte und wohl auch nicht ganz dicht war. Sie legte ihm tote Vögel unters Kopfkissen.
«Ich fragte ihn», erzählte der Freund, «wie er reagiert habe, als das passierte, und er sagte, daß er zu ihr gesagt habe: ‹ Louise, was ist das denn? › , und sie antwortete: ‹ Weißt du etwa nicht, was das ist, Jonathan? › , und er sagte: ‹ Es ist ein toter Vogel › , und sie sagte: ‹ Wenn du weißt, daß es ein toter Vogel ist, warum fragst du mich dann? › , und er sagte: ‹ Ich meine, warum hast du ihn mir unters Kopfkissen gelegt? › , und sie sagte: ‹ Wenn du das nicht selber weißt, kann ich dir auch nicht helfen. › » Die zweite Frau war die radikale Feministin, und als Mr. Margin einmal betrunken war, hatte er mir erzählt, daß sie die Beine zusammenpreßte, wenn sie mit ihm schlief. Ich fragte ihn, wie das überhaupt möglich sei, und da sagte er: «Ja, eben.»
«Aber sie sprachen von vier Frauen», sagte ich.
«Ich bin jetzt wieder verliebt», sagte er, und darin schwang eine Mischung aus Stolz und Verlegenheit mit.
«Das ist ja toll!» sagte ich.
«Ich bin verliebt in», und er legte eine für ihn untypische, theatralische Pause ein, «Claire.»
Claire Tippin, Mr. Margins Sekretärin, war das Idealbild einer Sekretärin, stets gut gelaunt, kompetent,
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