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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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korrekt wie ein Butler und, wie Barry Vellum es ausdrückte, mit Zugspitzen-Titten.
    «Vermutlich fragen Sie sich jetzt, wie das passieren konnte.»
    «Allerdings.»
    «Das ist schon eine verrückte Geschichte», sagte er, lächelte seinen Drink an und rührte darin herum, bis das Glas überschwappte. «Angefangen hat alles im Büro an einem Montagabend. Außer mir und Claire waren schon alle weg.»
    Ehrlich gesagt, war es eine ziemlich alltägliche Geschichte. Anscheinend hatten sie nach jenem ersten, schicksalhaften Montag auch alle weiteren Abende der Woche in der Redaktion verbracht. Zu ihr konnten sie nicht gehen, weil sie eine Freundin zu Besuch hatte, und zu ihm konnten sie nicht gehen, weil die radikale Feministin, seine ehemalige Frau, immer noch einen Schlüssel hatte und gelegentlich aufzutauchen pflegte. Also trieben sie es, was auch immer es war, im Büro. Ich muß nicht betonen, daß Mr. Margin keine Details verriet, aber die Details kannte ich bereits von anderen Redaktionsmitgliedern, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen ausplauderten. «Sie kennen doch den alten Morris-Sessel im Abstellraum ...»
    Nach dieser Woche in der Redaktion verreisten sie Samstag und Sonntag gemeinsam und verbrachten dann während der folgenden Woche die Nächte in ihrer Wohnung, aus der sie die Besucherin endlich herauskomplimentiert hatte.
    Anschließend flog sie für zehn Tage allein nach Hawaii.
    «Die Reise war schon lange geplant», sagte Mr. Margin. «Sie konnte sie nicht mehr stornieren. Nachdem sie abgereist war, dachte ich erst, daß wir lediglich eine heftige und plötzliche gegenseitige Anziehung ausgelebt hatten, und um ehrlich zu sein, freute ich mich darauf, allein zu sein und sozusagen über alles in Ruhe nachdenken zu können, aber schon am nächsten Tag war ich total durcheinander. Ich hatte mich verliebt, zum vierten Mal in meinem Leben. Das Verblüffende ist aber nun, daß Claire an ihrem ersten Tag in Hawaii genau das Gleiche empfand. Ihr wurde klar, daß sie verliebt war. Was mich anging, wollte ich mich ihr gegenüber unbedingt erklären. Ich wußte nicht, wo auf Hawaii sie sich   aufhielt.    Ich   besorgte   mir   per   Auskunft   die Telefonnummer ihrer Mutter, aber sie wußte gar nicht, daß Claire nach Hawaii geflogen war.»
    «Hat Claire Sie angerufen?» fragte ich.
    «Nein, aber sobald sie wieder da war, bin ich über sie hergefallen.»
    «Und daß Sie über sie hergefallen sind, hat ihr gefallen», sagte ich.
    «Ja, und so ist das also passiert.»
    «Ich finde das einfach toll», sagte ich. «Verliebt zu sein...»
    «...und wiedergeliebt zu werden.»
    «Mehr kann man nicht erwarten.»
    «Nein», sagte Mr. Margin.
    Aber da war noch etwas.
    «Da wäre noch etwas», sagte Mr. Margin.
    «Etwas, was ich tun könnte?»
    «Sie ist mit einer Begleitperson nach Hawaii geflogen, was sie auch ohne weiteres zugegeben hat. Die Reise war ja schon seit Monaten geplant, die Tickets gebucht, die Hotelreservierung.»
    «Das sagten Sie schon.»
    «Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als zu fliegen.»
    «Und sie flog mit einem Mann?»
    «Das weiß ich ehrlich gesagt nicht», sagte Mr. Margin.
    «Sie will es Ihnen nicht sagen?»
    «Nicht, daß sie es mir nicht sagen will. Sie will es nur nicht mit mir diskutieren. Sie sagt, es habe mit ‹ unserer Zweisamkeit › nichts zu tun, was ja einerseits völlig einleuchtend ist. Frank, ich werde von Obsessionen heimgesucht.»
    «Das kann ich gut verstehen.»
    «Sie haben es ja selbst gesagt - warum hat sie mich nicht angerufen, als ihr klar wurde, daß sie mich liebt?»
    Fast hätte ich gesagt, daß sie vielleicht zu beschäftigt gewesen sei. Doch statt dessen sagte ich: «Aber warum machen Sie sich denn jetzt Sorgen? Die Reisevorbereitungen sind doch schon vor langer Zeit getroffen worden. Was gewesen ist, ist gewesen, das Wichtigste sind die Gegenwart und die Zukunft.»
    «Das hat sie fast wortwörtlich selbst gesagt.»
    «Und das stimmt ja auch», sagte ich.
    «Ich weiß, daß es stimmt, aber...»
    «Wollen Sie, daß ich es in Erfahrung bringe?»
    «Frank, das ist mir furchtbar peinlich. Wenn ich nicht genau wüßte wie...    menschlich Sie sind.»
    «Und wie soll ich das anstellen?»
    «Tja», sagte er, und hatte also einen Plan. «Laden Sie sie zum Mittagessen ein.»
    Ich nickte.
    «Erzählen Sie ihr, daß Sie nach Hawaii fliegen.» Ich nickte erneut.
    «Bitten Sie sie um Tips. Welches Hotel, welche Inseln. Ich kenne sie. Sie müssen nichts anderes tun,

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