Belles Lettres
Büro zurück und baten Shirley Baskerville hinzu.
Nachdem Mr. Margin erläutert hatte, wie der vollständig in Folios Verantwortung liegende Postversand bei Belles Lettres abgewickelt wurde, schien die Sache sonnenklar zu sein. Aber Miss Baskerville warnte: «Den Schuldigen zu kennen, ist eine Sache, Beweise sind eine andere.» Dann sagte sie, daß der Inhalt sämtlicher Folio-an-Blanks-Pakete zu erfassen sei und alle Bücher nach der Methode, mit der Geld sortiert wird, markiert werden («ein kleines X auf jede Seite 100»), neu verpackt und an den Empfänger versandt werden sollten. Außerdem sagte sie, daß sie einen Mann damit beauftragen werde, zu überwachen, wer die Pakete in Empfang nähme, und ihn («Entschuldigen Sie, ich meine natürlich die Person», sagte sie entsexualisierend) wenn möglich dabei zu fotografieren. Weiterhin sagte sie, daß sämtliche von Belles Lettres ausgehende Post zu kontrollieren und, falls notwendig, zu öffnen und ihr Inhalt zu erfassen sei - und so weiter. Sie ermahnte Mr. Margin, daß er, so lange sich der Fall noch im Stadium der Ermittlung befinde, keinesfalls seinen normalen Umgang mit und seine Behandlung von Folio verändern dürfe. «Das gilt auch für jedes andere Redaktionsmitglied», fügte sie hinzu, da auch für Folio der Satz gelte: Im Zweifel für den Angeklagten. «Und ich muß wohl kaum betonen, daß diese Angelegenheit absolut vertraulich zu behandeln ist. Einerseits liegt es nicht in unserem Interesse, daß der Tatverdächtige sich der Überwachung entzieht. Andererseits müssen wir verhindern, daß Belles Lettres mit einer Verleumdungsklage überzogen wird.»
Zwei Wochen später versammelten sich Mr. Margin, Miss Baskerville und ich in Mr. Margins Büro, und Folio wurde herbeizitiert. «Setzen Sie sich, Art, bitte», sagte Mr. Margin zuvorkommend. «Nehmen Sie Platz. Das könnte jetzt schon eine Weile in Anspruch nehmen. Ich nehme an, daß Sie Miss Baskerville kennen? Unsere juristische Vizechefberaterin.»
«Nicht persönlich», sagte Folio, wich einem Platz am Konferenztisch aus und machte es sich stattdessen in den Tiefen eines durchgesessenen Sessels bequem. Er schlug die Beine übereinander, stützte einen Ellbogen auf die Sessellehne, einen Daumen unters Kinn und legte die Spitze des ausgestreckten Zeigefingers an die Nasenspitze. Ich fand es bemerkenswert, daß wir alle unsere Stühle nach ihm ausrichten mußten, um ihn ansehen zu können. Hatte er etwa Michael Korda gelesen, oder war das einfach seine Art? Erst später wurde mir klar, daß letzteres der Fall war.
Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit schwarzem, lockigem Haar und blauen Augen, was ja immer eine interessante Kombination ist. Wenn ich nicht gewußt hätte, worum es ging, hätte er mit diesem Hauch ironischen Selbstschutzes um die Mundwinkel auf mich wie ein munterer Verlierer gewirkt. Aber er machte nun mal einen ganz anderen Eindruck, und mir wurde bewußt, daß ich ihn nie richtig wahrgenommen hatte, wenn ich ihn am Empfang gesehen hatte. Er trug ein kariertes Jackett, ein Polohemd mit offenem Kragen, Flanellhosen und Freizeitschuhe aus weichem Leder, was für einen simplen Büroangestellten viel zu sportlich aussah; wenn ein Unternehmer so gekleidet gewesen wäre, hätte man die Trabrennbahn samt Clubhaus an einem Nachmittag während der Woche assoziiert.
«Wir sind darüber informiert», begann Miss Baskerville und blätterte in Notizen, «daß zahlreiche von Verlagen zu Rezensionszwecken an die Belles Lettres -Redaktion geschickte Bücher von einer unbefugten Person oder unbefugten Personen zu Händen eines oder mehrerer auf den öffentlichen Weiterverkauf zu Discountpreisen spezialisierter Buchhändler versandt worden sind. Wir sind außerdem darüber informiert, daß diese Bücher (die bei Eingang in die Belles Lettres-Redaktion Eigentum besagter Zeitschrift werden) auf Kosten von Belles Lettres an drei Scheinadressen versandt wurden. In den letzten zwei Wochen wurden insgesamt neun Pakete von der Belles Lettres -Redaktion an die eine oder andere dieser Adressen versandt. Diese neun Pakete wurden geöffnet, ihr Inhalt unter Zeugen registriert und dann an ihre Bestimmungsorte weitergeleitet. Ich halte hier eine Liste besagten Inhalts in Händen - 103 Bücher mit einem Ladenverkaufswert von insgesamt 2306,95 Dollar. Zwei der drei an ‹ Christopher Blanks › versandten Pakete kamen an der vorgesehenen Postfachadresse an und wurden dort ordnungsgemäß abgeholt. Obwohl es
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