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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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heißen › Ich sagte, daß Mario Folio doch ein bißchen dollio klingen würde, und da hat er sich ausgeschüttet vor Lachen. Der war wirklich in Ordnung. Aber die Anschuldigungen. Okay. Die Verlage waren immer ganz heiß darauf, Mr. Deckle persönliche Exemplare ihrer teuren Bücher zu schicken, und er ließ sie sich immer nach Haus schicken. Ich hab mich gefragt, was er eigentlich mit den ganzen Büchern machte. Wissen Sie, was er damit gemacht hat? Er hat sie verkauft. Ein Buchladen hat einmal im Monat einen Lastwagen vorbeigeschickt und sie abgeholt. Aber es kamen trotzdem noch 'ne ganze Menge Bücher, die kein Mensch haben wollte. Schulbücher. Ausländische Bücher. Und da hab ich angefangen, sie mit nach Hause zu nehmen, ein oder zwei jedes Mal. Eines Abends fuhren Mr. Deckle und ich im Fahrstuhl nach unten, und er fragte mich, was ich da lesen würde. Es war ein Buch über Schizophrenie - 32 Dollar. Ich sagte zu ihm, daß meine Schwester schizophren sei, und deshalb würde mich das halt interessieren. Er sagte, daß sei ja eine große Tragödie, und wollte wissen, ob sie auch so eine attraktive Person sei wie ich selbst. Ich hab' gar keine Schwester, aber ich hab' ihm erzählt, daß sie das Gesicht eines Engels und den Körper einer Tänzerin hätte. Er sagte, daß er das sofort glauben würde, und gab mir einen kleinen Klaps auf den Hintern. Ich meine, der interessierte sich echt für einen.»
    «Das ist ja alles hochinteressant, Mr. Folio, aber vielleicht könnten Sie uns mehr darüber erzählen, wie Sie Ihre Buchverkäufe organisiert haben», sagte Miss Baskerville.
    «Wundern Sie sich gar nicht darüber, daß ich Ihnen das alles auf 'nem silbernen Tablett serviere?» «Ich vermute, daß Sie reinen Tisch machen möchten.»
    «Sie sind ja niedlich, Shirl», sagte Folio und lächelte sie an. «Da gibt's nicht mehr zu erzählen. Sie haben's schon voll erfaßt, mit eidesstattlichen Erklärungen und Fingerabdrücken. Von mir brauchen Sie nichts mehr.»
    «Es muß aber doch eine Entwicklung gegeben haben von den ein oder zwei mitgenommenen Büchern zu dem schwunghaften Handel, mit dem wir uns konfrontiert sehen.»
    «Na klar, das hat schon gedauert. Es wuchs eben, wie jedes Geschäft.»
    «Dann geben Sie im Wesentlichen also zu, daß die Anschuldigungen korrekt sind?»
    Folio hob eine Hand. «Jetzt setzen Sie mich aber unter Druck, Shirl. Unterschrieben hab ich noch gar nichts.»
    «Nein, aber hier gibt es drei Zeugen, die Ihr Geständnis gehört haben, und zusammen mit unseren eidesstattlichen Erklärungen in dieser Angelegenheit wäre das vor Gericht gleichbedeutend mit einem schriftlichen Schuldeingeständnis.»
    «Was wollen Sie also machen, Shirl?»
    «Sehen Sie irgendeinen Grund, warum wir die Angelegenheit nicht vor Gericht bringen sollten?»
    «Ja», sagte Folio. «Ich sehe einen Grund.»
    Mr. Margin, der während des Wortwechsels in seinem Stuhl zusammengesunken war, spreizte nun seine Hand vor Nase und Mund wie eine Maske. Er wußte, daß etwas kommen würde, und ich wußte es auch - nur wußten wir noch nicht, was.
    «Ich hab noch 'ne andere Operation am Laufen», sagte Folio.
    Mr. Margin und Miss Baskerville sahen erst sich und dann    Folio    an.    Folio    erwartete    anscheinend    eine entsprechende Nachfrage. Also fragte ich: «Was denn für eine Operation?»
    Er lächelte mir zu. Er wußte, daß mich die Affäre nicht betraf, und es war fast so, als ob auch er lediglich ein Beobachter und nur Mr. Margin und Miss Baskerville Beteiligte waren.
    «Eine gelungene Operation», sagte Folio.
    «Dann erzählen Sie mal schön», sagte ich.
    «Also gut, mach ich. Ich verkaufe Plätze auf der Bestsellerliste.»
    «Plätze auf der Bestsellerliste verkaufen!» riefen Mr. Margin und Miss Baskerville unisono.
    «Fünftausend pro Platz», sagte er und wartete wieder.
    «Und weiter?» sagte Miss Baskerville.
    «Wenn Sie's also genau wissen wollen. Erst einmal sammele ich ja die Plazierungen bei den Buchhandlungen ein, stimmt's? Mach immer die Dreckarbeit, stimmt's? Es gibt fünfzehn Plätze auf der Literaturliste und fünfzehn Plätze auf der Sachbuchliste, stimmt's?»
    Wir nickten. Mr. Margin war noch tiefer auf seinem Stuhl zusammengesunken, und mit der Hand bedeckte er jetzt ein Auge.
    «Okay. Die Bücher, die nicht auf der Liste erscheinen, reichen von sechzehn bis zehntausend oder so, wo niemand mehr mitzählt, stimmt's?»
    Wir nickten.
    «Okay. Ich verlange also 5000, wenn ich ein Buch um

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