Belles Lettres
einen Platz hochdrücke. Wenn ein Buch auf Platz Sechzehn und also nicht mehr auf der Liste steht, macht das 5000, um auf Platz Fünfzehn und damit auf die Liste zu kommen. Wenn es auf Platz Siebzehn steht, macht das 10000 bis Platz Fünfzehn und auf die Liste. Gleicher Preis, um von Drei auf Eins zu kommen, 10000.»
«Sind das 5000 pro Platz und pro Woche?» fragte Miss Baskerville.
«Ganz recht.»
«Dann nehmen manche Leute Ihren Service vermutlich schon länger als eine Woche in Anspruch.»
«Zufriedene Kunden», sagte Folio.
«Das dürfte ja äußerst lukrativ sein.»
«Ganz recht», sagte Folio.
«Dürfte ich fragen, wie Sie diese Operation begonnen haben, Mr. Folio?»
«Natürlich dürfen Sie fragen. Angefangen hat es vor einigen Jahren, als ein Redakteur, der hier gearbeitet hat, in die Public-Relations-Branche wechselte. Er promotete einen Film, der nach einem Bestseller gedreht wurde. Er rief mich an. Ob ich die Namen der Buchhandlungen hätte, von denen wir unsere Bestseller-Informationen bekommen. Er wollte mir dafür 500 Dollar zahlen. Wofür er die Namen haben wollte, fragte ich ihn. Er erzählte mir, daß seine Firma die Idee hätte, daß der Film auf dem Bestseller Nummer Eins basieren sollte, und wenn es zu einem angemessenen Preis möglich sein sollte, den Titel zur Nummer Eins zu machen, würden sie das tun. Wenn sie die Namen der Buchhandlungen hätten, könnten sie Leute losschicken und so viele Exemplare kaufen lassen, daß der Titel auf Platz Eins gepuscht würde. Damals stand das Buch auf Platz Drei oder so und bewegte sich nicht weiter nach oben. Ich fragte ihn, wieviel das seiner Meinung nach kosten würde. 10- bis 15000 Dollar, sagte er - zumindest wollte die Firma soviel dafür rausrücken. Ich sagte, daß das aber gefährlich wäre, selbst wenn er die Namen der Buchhandlungen wüßte. Die Leute, die er losschicken wollte, um die Bücher zu kaufen, würden ja wissen, was los war. Er sagte, daß es eigentlich nur noch mehr Publicity gäbe, wenn es rauskäme, und Publicity wäre eben Publicity. Ich sagte, daß er dann aber die gleiche Nummer nie wieder abziehen könnte, und er sagte, so sei das eben mit tollen Ideen. Selbst wenn er die Namen wüßte, sagte ich, wäre das Buch vermutlich schon auf Platz Fünf oder noch tiefer abgerutscht, bevor er die Nummer starten könnte, und dann würden 10- bis 15000 nicht mehr reichen. Dann sagte ich ihm, daß ich für 10- bis 15000 vielleicht dafür sorgen könnte, das Buch ein bißchen zu puschen und damit allen Beteiligten Schweiß und Geld zu sparen. Dann fügte ich noch hinzu, wenn alle mit dem Ergebnis zufrieden wären, könnten wir vielleicht ins Geschäft kommen und die Sache regelmäßig für verschiedene Firmen durchziehen. Ihm gefiel die Idee, und ich sagte, daß ich mit dem Chef über alles reden würde, und vielleicht würden wir dann ins Geschäft kommen.
«Mit dem Chef über alles reden?» sagte Mr. Margin. «Glauben diese Leute etwa, daß ich an dem Betrug beteiligt bin?»
«Man weiß nie genau, was die Leute glauben, Mr. Margin. Kann schon sein. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Sie würden es wohl nicht in ihre Köpfe bekommen, daß der Chefredakteur nicht weiß, wie seine eigenen Bestsellerlisten zustande kommen.»
«Das sind nicht meine eigenen Bestsellerlisten. Es handelt sich um eine empirische Erhebung. Sobald die Liste erstellt ist, habe ich rein gar nichts mehr damit zu tun.»
«Tja, vielleicht ist es auch eher so, daß sie es nicht in ihre Köpfe bekämen, wieso der Chefredakteur nichts abbekommt, wenn Geld im Spiel ist. Das meiste abbekommt. Sie wissen schon, dem Löwen gebührt der Löwenanteil. Und man könnte ja auch gar nicht beweisen, daß der Chefredakteur nichts bekommt. Ich meine, ich bekomme 5000 pro Platz oder so. Auf meinem Kontoauszug erscheint das ja nicht. Stellen Sie sich mal vor, Mr. Margin, daß 4- von 5000 in ihrer Brieftasche landen. Das erschiene doch auch nicht auf Ihrem Kontoauszug. Wenn Sie wissen, was ich meine.»
«Ich weiß genau, was Sie meinen», sagte Mr. Margin und sah Miss Baskerville verzweifelt an.
«Wenn es nach mir geht, Mr. Margin, halten wir den Deckel auf der ganzen Sache.»
Eine Weile herrschte Schweigen und gemeinsames Nachdenken. Dann räusperte sich Mr. Margin und sagte: «Also gut, Folio, ich glaube, wir sind jetzt im Bilde. Ich schlage vor, daß Sie Ihren Schreibtisch ausräumen, und ich gebe Ihnen dann Nachricht, wie wir in Ihrem Fall verfahren werden.»
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