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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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mir nicht, Mr. Margin», sagte Folio. «Ich bin schon lange dabei, und ich glaube nicht, daß Sie mich so einfach vor die Tür setzen können, wenn Sie wissen, was ich meine.»
    «Was meinen Sie denn, Mr. Folio?»
    «Ich meine, ich könnte ja zu Mr. Tooling gehen oder so. Ich müßte ja nicht mal sagen, daß Sie in der Sache drin stecken. Ich meine, wo waren Sie denn eigentlich, Sie, der Chefredakteur, als ich die Rezensionsexemplare eingesackt und die Bestsellerlisten getürkt habe? Dann säßen wir aber beide vor der Tür, Mr. Margin.»
    Dem folgte nachdenkliches Schweigen, und Mr. Margin sagte: «Was schlagen Sie also vor?»
    «Ich bin schon lange dabei, hab ich ja schon mal gesagt, hab Pakete gepackt und Klos geputzt. Ich finde, mir steht etwas zu.»
    «Eine Gehaltserhöhung?»
    «Eine Beförderung, Mr. Margin. Ich möchte Redakteur werden, wie alle anderen auch.»
    «Redakteur!» sagte Mr. Margin.
    «Was halten Sie davon, Page?» fragte Folio.
    «Schlau genug sind Sie jedenfalls.»
    «So seh ich das auch. Also, was sagen Sie, Mr. Margin?»
    «Lassen Sie uns allein, sage ich.»
    «Und Sie geben mir dann Bescheid?»
    «Wir geben Ihnen Bescheid», sagte Mr. Margin mit Grabesstimme.
    Sobald Folio gegangen war, sagte Mr. Margin: «Miss Baskerville, glauben Sie, daß wir die Sache unter uns behalten können?»
    «Mr. Margin, Sie sind vielleicht dazu in der Lage, den Deckel drauf zu halten, aber ich kann das nicht. Der Mann gehört ins Gefängnis. Sie wollen doch nicht etwa ein Verbrechen decken, oder?»
    «Ich glaube nicht», sagte Mr. Margin.
    «Miss Baskerville», sagte ich, «wenn wir Folio loswerden wollen, müßten wir die Sache öffentlich machen, nicht wahr?»
    «Natürlich.»
    «Würde dadurch nicht das Ansehen der Zeitschrift beschädigt?»
    «Vielleicht. Andererseits würde man es uns anrechnen, daß wir einem Kriminellen das Handwerk legen.»
    «Und glauben Sie nicht auch», fuhr ich fort, «daß uns Verlage verklagen würden, weil deren Bücher nicht Nummer   Eins   wurden,    weil   Folio    die   Plazierung anderweitig verkauft hatte?»
    Mr.   Margin   richtete   sich wieder   auf, und Miss Baskerville fingerte an ihrem Kinn herum. Schließlich sagte sie, daß sie die Angelegenheit mit ihren Vorgesetzten diskutieren wollte.
    Nachdem sie weg war, dankte Mr. Margin mir überschwenglich und bat mich, mit Folio zu reden. «Er mag Sie. Laden Sie ihn zum Essen ein. Kriegen Sie raus, was er wirklich will!»
     
    Ich überließ Folio die Wahl des Restaurants, und sie fiel natürlich auf einen teuren Mafia-Laden, wo er ein gern gesehener Stammgast war. Ich sagte, daß er meiner Meinung nach aus der Bredouille sei, nicht jedoch Mr. Margin. Und ob er ernsthaft Redakteur werden wolle.
    «Quatsch, das könnte ich mir gar nicht leisten. Ich wollte Mr. Margin bloß einen kleinen Schreck einjagen. Ich wende mich einem anderen Tätigkeitsfeld zu.»
    «Dürfte ich fragen, um was es sich handelt?»
    «Können Sie sich das nicht denken? Bei meiner Qualifikation mit Büchern?»
    »Ein Buchmacher?»
    «Ganz recht.»

VII   Der Sanierer
    K urz darauf fuhr ich in einen zweiwöchigen Urlaub. Am Freitag vor meiner beabsichtigten Rückkehr rief Mr. Margin mich auf dem Land an, um mir mitzuteilen, daß er abgelöst worden sei. «Von wem?» fragte ich.
    «Ich kann Ihnen soviel sagen, daß es ein Protean- Karrierist ist.»
    «Das schränkt das Feld aber nicht sehr stark ein.»
    «Ich kann Ihnen darüber hinaus sagen, daß er bei mehr Protean -Zeitschriften Chefredakteur war als jeder andere.»
    «Sie scherzen!»
    «Ich scherze nicht», sagte Mr. Margin.
    «Versteht er etwas von Büchern?»
    «Mein lieber Frank, er verfügt über eine weitaus wertvollere Qualifikation.»
    «Sie wollen doch wohl nicht sagen, daß er das Wesen der Menschen versteht.»
    «Durchaus nicht. Er ist ekelhaft. Wenn er redet, rücken die Kollegen ihre Stühle weg und blicken zu Boden, und wenn es zu lange dauert, gehen sie austreten. Aber Mary Tooling ist natürlich von ihm überzeugt.»
    «Weil sie ihn mag?»
    «Nein, nein, mein lieber Junge. Eine derart abstoßende Erscheinung schiebt eine Firma nicht alle Tage nach vorn. Er schmeißt Leute raus.»
    So war es. Vor zwei Jahren war Newbold Press vom Rupert-Murdoch-Konzern abgeworben und dann als Sanierer von Zeitschrift zu Zeitschrift durchgereicht worden. Als Protean dem Chefredakteur von Vin kündigte - «das erlesene Magazin, gewidmet dem sphärischen Wunder des Weins» -, bekam Press den Posten

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