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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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selbst», sagte Press. Ben Boards, der Layouter, konnte gleichfalls fürs erste bleiben, «aber Tool steckt mehr Knete in Belles Lettres. Wir drucken ab sofort nicht mehr auf Klopapier. Wenn Boards die Veränderungen schnallt, kann er bleiben. Und was Margin betrifft, sind Sie, soviel ich weiß, mit ihm befreundet. Damit hab ich keine Probleme. Wenn Sie sich um ihn kümmern wollen, redigieren Sie seine Kolumne, halten ihn bei Laune, ein gern gesehener Gast! Und was Frank Page betrifft, wollen wir ihm gern die Arbeit versüßen. Er muß uns nur helfen. Hokay?»
    Ich nickte.
    Er witterte wohl meine Zurückhaltung, weil er sagte:
    «Hören Sie zu, mein Freund, ich will diesen Job nicht allein machen. Ich wünsche Hilfe. Wer sollte Ihrer Meinung nach noch gehen?»
    «Darüber muß ich nachdenken», sagte ich.
    «Denken Sie jetzt!»
    «Jemanden rauszuschmeißen ist eine ernste Angelegenheit, ernst für die betreffende Person und ernst für die Zeitschrift. Sie wollen doch ein abgewogenes Urteil, nicht wahr?»
    Er musterte mich genau, und ich konnte seinem Blick entnehmen, daß er in meiner Antwort eine Drohung witterte, als ob ich zu den Toolings laufen und petzen würde, Newbold Press habe mich zu überstürzten Handlungen gezwungen. Er sagte nicht: «Hokay!». Er sagte: «Okay. Nach dem Mittagessen. Ein Name reicht.»
     
    Ich rief Mr. Margin an, um ihm zu berichten, was passiert war. Ich ging davon aus, daß er sich darüber freuen würde, daß ich seine Kolumne redigieren sollte. Das tat er auch. Und über das, was Press sonst noch gesagt hatte, wunderte er sich durchaus nicht.
    «Woher hatte er so viele Informationen über die Belegschaft? Von Ihnen ja wohl bestimmt nicht.»
    «Es gibt da etwas, was Sie wissen sollten, Frank», sagte Mr. Margin, und fuhr nach einer langen Pause fort: «In der Redaktion gibt es ein Informationsleck. Ich sage das mit größter Zurückhaltung. In meinen Augen ist Denunziation schlimmer als...»
    «Das verstehe ich nicht. Jemand aus der Redaktion informiert.   ja, wen denn?»
    «Tool. Jetzt Press. Die betreffende Person hat auch versucht, sich mir anzudienen. Ich habe der Person geraten, die Information an eine höhere Stelle weiterzugeben, was, wie ich glaube, auch geschehen ist. Ich sage das, weil bei mehr als einer Gelegenheit Tool Dinge aus der Redaktion wußte, die sie nur durch dies Informationsleck erfahren haben konnte.»
    «Was denn zum Beispiel?»
    «Während einer Konferenz habe ich eines Tages der Redaktion erklärt, daß ich für den Fall, daß Tool einen bestimmten Essay ablehnen sollte, den ich als Titelgeschichte bringen wollte, noch einen anderen ‹ auf Lager › hätte. Genau das waren meine Worte. Tool gefiel der Essay nicht, und als ich zu ihr sagte, daß es dann Probleme gebe, den Platz zu füllen, fragte sie, ob ich nicht einen anderen ‹ auf Lager › hätte. Daraufhin habe ich diese Person von allen vertraulichen Konferenzen ausgeschlossen. Daraus müßten Sie eigentlich schließen können, um wen es sich handelt.»
    «Ich muß schon sagen, Mr. Margin, daß Sie da etwas naiv waren. Denunzianten gibt es in jedem Büro.»
    Er nannte mir den Namen der Person, nachdem ich ihm versprechen mußte, ihn niemals zu enthüllen und die Information nur zu benutzen, um mich selbst und die Redaktion zu schützen. Überrascht war ich nicht. Die Person war ein zur Selbsterniedrigung neigender grammatischer Beckmesser, der nicht nur auf korrektem Sprachgebrauch beharrte, sondern abweichende Einschätzungen danach beurteilte, von welchem hierarchischen Rang aus sie vorgebracht wurden. Zu Texten, die über die Qualität von Kriminalromanen hinausgingen, äußerte diese Person nie eine eigene Meinung, sondern legte eine derart hartnäckige Pedanterie an den Tag, daß die Kollegen die Geduld verloren. Ich verstand, daß Denunziation hier als Möglichkeit benutzt wurde, sich im System über das System lustig zu machen.
    Die Person tröstete sich so darüber hinweg, daß sie unter ihren eigenen Möglichkeiten arbeitete.
    «Ich nehme an, daß ich Sie heute nachmittag auf der Party sehe», sagte ich.
    «Meinen Sie, daß ich eine Rede vorbereiten sollte?»
    «Warum nicht? Wenn es sich so ergibt?» sagte ich.
    Nach dem Mittagessen nannte ich Newbold Press den Namen des Denunzianten als meinen Beitrag für seine Rausschmiß-Liste. Er bedankte sich, wie mir schien, nachdenklich.
     
    Die Party im Büro des Chefredakteurs begann mit dem Eintreffen der Toolings, Mary und Cyrus Jr. Cyrus war

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