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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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Produktion sowieso weggefallen. Zum Beispiel gab es auf gegenüberliegenden Seiten aufeinander abgestimmte Rezensionen, eine über einen Band mit Briefen Shaws, die andere über eine Auswahl aus George Eliots Briefen. Faircopy hatte darauf abgestimmte (um es dezent auszudrücken) Überschriften getextet: «Herzlich, George» und «Herzlich, George». Ich änderte sie in «Mann des Worts» und «Frau des Worts». Die meisten anderen Überschriften waren tadellos, und eine, für ein Buch über die Entstehung von Michael Ciminos Film «Heaven's Gate», war geradezu perfekt - «Episches Versagen». Ich ließ das so stehen.
     
    Am nächsten Morgen sah sich Press die Überschriften an und sagte: «Machen Sie ‹ Episches Versagen › zu ‹ Versägtes Epos › !»
    «Dann verliert es seinen tieferen Sinn», sagte ich.
    «Wir mögen keinen Tiefsinn», sagte er. «Ändern Sie das und zeigen Sie ihm, was Sie gemacht haben.»
    Ich schob das Treffen mit Faircopy so lange wie möglich hinaus, aber die Produktion würde bald die Überschriften verlangen, und so ging ich kurz vor Mittag zu seinem Schreibtisch. Er arbeitete bereits an der nächsten Ausgabe.
    «Chuckle», sagte ich, «die Überschriften.»
    «Scheibenkleister!» Er winkte mich auf seinen Besucherstuhl, und ich setzte mich, während er die Änderungen studierte.
    Er brauchte lange. Schließlich sagte er: «Das ist das Werk eines Arschlochs.»
    «Chuckle.»
    «Sie sind nicht das Arschloch, Frank. Ich kann mir schon denken, was hier abgeht.»
    «Sind Sie sich sicher?»
    «Und ob ich mir sicher bin. Für nächste Woche schreibe ich zwei Lieferungen von Überschriften, eine richtige und eine falsche. Die richtige gebe ich Ihnen und die falsche dem Arschloch. Wenn Sie sie dann redigieren, können Sie die richtige benutzen. Spielen Sie mit?»
    «Mach ich.»
    «Ich würde Sie nie für ein Arschloch halten, Frank. Nicht von diesem Kaliber.»
    «Danke», sagte ich und hatte das Gefühl, das man hat, wenn einem das Kuscheltier eines anderen Sympathie entgegen bringt.
     
    Nach dem Mittagessen rief mich Press in sein Büro. Er hielt Mr. Margins Manuskript hoch. «Was fällt Ihnen eigentlich ein?»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Haben Sie das gelesen?»
    «Nein», sagte ich wahrheitsgemäß.
    «Er hat darüber geschrieben, wie er als Chefredakteur war. Ich bin hier der Chefredakteur. Er ist nur ein Kolumnist. War das Ihre Idee?»
    «Ich habe die Kolumne ja noch nicht mal gelesen», sagte ich.
    «Rufen Sie ihn an und sagen ihm, daß es so nicht geht.» «Darf ich ihm sagen, daß es Ihnen nicht gefällt?» «Darauf können Sie Ihren süßen Arsch verwetten.»
    Wie befohlen, rief ich Mr. Margin an, sagte jedoch:
    «Würden Sie etwas tun, ohne nach dem Warum zu fragen?»
    Nach einer Pause sagte er: «Natürlich, Frank.» «Haben Sie einen Durchschlag von Ihrer Kolumne?» «Ja.»
    «Bringen Sie die ins Verlagsgebäude und legen Sie sie Mr. Tooling vor. Sagen Sie einfach, daß Sie seine Meinung wissen wollen.»
    «Warum denn, Frank?»
    «Vertrauen Sie mir. Er wird sich geschmeichelt fühlen. Wollen Sie das tun?»
    «Wenn Sie meinen.»
    «Rufen Sie mich danach sofort an und erzählen mir, was er gesagt hat.»
    Fünfzehn Minuten später stand Press vor meinem Schreibtisch. «Haben Sie ihn erwischt?»
    «Er ist nicht zu Hause», sagte ich, und das stimmte wahrscheinlich sogar.
    «Bleiben Sie dran! Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn erwischt haben!»
    «Hokay!» sagte ich.
     
    Fünfundvierzig Minuten später rief Mr. Margin aus dem Büro des Verlegers an. Seine Kolumne war ein voller Erfolg. «Cyrus hat sogar gesagt, daß er den Wechsel schon vor Jahren vorgenommen hätte, wenn er gewußt hätte, daß ich so gut schreiben kann. Außerdem hat er gesagt, daß er sich geschmeichelt fühle.»
    «Herzlichen Glückwunsch.»
    «Danke, Frank.»
    «Haben Sie ihn erwischt?» fragte Press, als ich in sein Büro kam.
    «Er hat mich angerufen und gesagt, daß Mr. Tooling seine Kolumne gefallen hat.»
    «Er hat sie Tooling gezeigt?»
    «Offenbar.»
    «Und Tooling hat was gesagt?» «Daß sie ihm gefällt.»
    «Haben Sie Margin gesagt, daß sie mir nicht gefällt?»
    «Ich dachte, daß ich Sie lieber vorher frage.»
    «Okay. Schwamm drüber. Geben Sie die Kolumne in Satz.»
    Ich wandte mich zum Gehen.
    «Machen Sie ihm klar, daß eine Kolumne zu diesem Thema mehr als genug ist.»
    «Das leuchtet ihm wahrscheinlich ein. Er war ja selber mal Chefredakteur.»
    Abends rief ich Mr. Margin an und berichtete

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