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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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soll.»
    «Und warum sollte ich das aussitzen?»
    «Um das, was von der Redaktion übrig bleibt, zu schützen, Frank.»
    Ich glaubte, daß ich dazu sogar in der Lage sein würde. Wenn ich Press die Unterstützung gäbe, die er benötigte, bekäme ich gewiß beträchtlichen Einfluß auf die Redaktion.
    «Und kann ich Ihnen irgendwie helfen? Was meinen Sie?» fragte ich.
    «Danke, Frank, aber ich brauche keine Hilfe. Wenn eine Firma einen der Ihren erst einmal zurechtgestutzt hat, neigt sie dazu, ihn in Frieden zu lassen. Nicht, daß die Firma ein Herz hätte; vielmehr hat sie die Gewißheit, daß sie dem Betroffenen einen kleinen, klebrigen Klumpen Selbsthaß implantiert hat, der wachsen und den Burschen schließlich zu einem Querulanten machen wird, und dann versteht jeder, warum der Bursche damals zurechtgestutzt werden mußte.»
    «Hat man das mit Ihnen schon geschafft?» «Das wissen wir jetzt noch nicht, oder?»
    «Ich glaube, ich werde das aussitzen», sagte ich.
    Newbold Press' dichter Haarschopf war, ganz im Stil Cyrus Toolings Jr., halb nach vorn und halb zur Seite gekämmt, und sein Gesicht sah so kindisch aus wie das eines Zwergs. Als ich ihn am folgenden Morgen zum ersten Mal in seinem Büro sah, legte er gerade einen zweireihigen, blauen Blazer ab, unter dem ein blaßlila Hemd mit weißem Kragen und weißen Manschetten zum Vorschein kam. Als er den Blazer am Schluß unseres Gesprächs wieder anzog, sah ich, daß in der Brusttasche eine goldene Taschenuhr steckte, befestigt mit einer Kordel an einer Spange, die im Knopfloch des Blazeraufschlags steckte. Unter dem Blazer trug er hellgraue Flanellhosen mit leichtem Aufschlag, und dazu polierte graue Slipper mit Schnallen. Seine Stimme klang quäkend, und wenn er Pausen überbrücken wollte, klopfte er mit seiner Pfeife gegen den Aschenbecher. Zum selben Zweck hustete er, räusperte sich grundlos und machte merkwürdige Geräusche wie «hiho» oder «huha». Wenn er keine Geräusche von sich gab, füllte er den Raum mit Körperbewegungen, rieb sich insbesondere die Brust und hob die Arme, so daß man die dunklen Flecken unter den Achseln sah. Während des Gesprächs stand er auf, ging im Zimmer auf und ab und griff sich mit der Hand in den Schritt, sei es aus Kameradschaftsgeist, sei es als Drohung.
    Was er sagte, hatte ich mehr oder minder erwartet, nur daß ich überrascht war, wie genau er über den Charakter einzelner Redaktionsmitglieder im Bilde war. Überrascht war ich auch, daß er einfach davon ausging, mich auf seiner Seite zu haben. Eine Bemerkung, die er mitten im Gespräch fallen ließ, erklärt vielleicht diese Annahme: «Sie und ich sind noch jung, Frank. Protean ist im mittleren Alter. Die Toolings erwarten von mir, daß ich den Laden davor bewahre, alt zu werden. Ich will, daß Sie mir dabei helfen.»
    Als ich die Gesprächspause nicht füllte, sagte er: «Wollen Sie mir dabei helfen?»
    «Ich will mir selber helfen», sagte ich.
    Sogleich entspannte er sich. «Ho -kay !» sagte er, zog sich an der Nase, zupfte sich am Ohrläppchen und entwickelte weiter seine Pläne: «Dann wollen wir mal auf den Punkt kommen. Ellie Bellyband weiß nicht mal, wo's zum Klo geht. Was sollen wir mit der anfangen?... Ich frage Sie!»
    «Darüber muß ich nachdenken», sagte ich.
    «Hok ay ! Ed Princeps sollte sich lieber mit Schriftrollen beschäftigen statt mit Büchern. Wir sparen uns seine 50000 und verteilen die auf zwei Mädels, die wir uns vom Vassar-College holen.»
    Ich nickte.
    «Hokay!» sagte er und schielte auf seine Liste. «Virginia biete ich eine Abfindung an. Zwei Jahre volles Gehalt zusätzlich zur Pension.»
    «Und wie reagiert sie darauf?»
    «Sie weiß, daß sie 'ne Nervensäge ist, und glaubt, uns aufhalten zu können. Wenn sie so weitermacht, steht sie am Ende mit nada da. Reden Sie mit ihr!» Press deutete mit dem Zeigefinger so auf mich, wie ich vermutlich auf Virginia zeigen sollte, wenn ich mit ihr sprechen würde. «Machen Sie das?»
    «Ich rede mit ihr», sagte ich.
    «Hokaay!» Und so ging es weiter. Auch Chuckle Faircopy, der Exzentriker, der im wesentlichen die Überschriften für Belles Lettres verfaßte, mußte gehen. «Kontrollieren Sie die Überschriften», sagte Press. «Lehnen Sie sie grundsätzlich ab. Kurz vor Redaktionsschluß einer Ausgabe schreiben Sie eigene Überschriften. Nach drei oder vier Wochen ist er weg.» Lou Bodoni konnte bleiben, durfte aber nicht mehr mit Trainingshosen aufkreuzen. «Darum kümmere ich mich

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