Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
Vom Netzwerk:
ihm alles, was passiert war.
    «Sie sind ein kluger, junger Mann», sagte er. «Allerdings könnte Press merken, worauf Sie hinauswollen. Seien Sie vorsichtig.»
     
    Am nächsten Morgen fragte mich Press, ob ich mit ihm zu Mittag essen wollte. «Reservieren Sie einen Tisch in Ihrem Lieblingsrestaurant! Die Rechnung geht auf Protean.»
    Ich reservierte in meinem zweitliebsten Lokal, weil ich mein Lieblingsrestaurant nicht kontaminieren wollte.
    Würde er auf mir herumhacken, mich einschüchtern, an meinen gesunden Menschenverstand appellieren? Nichts dergleichen. Er erklärte sich mir. Nach einigen Floskeln, die er für höflich hielt, sprach er zusammenhängende Sätze: «Gestatten Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin ein Mann, den im zarten Alter von dreizehn Jahren eine erstaunliche Offenbarung überkam: Es ist besser, Erfolg zu haben, als ein Versager zu sein. Ich verstand, daß Geld wichtig war: Es ist besser, reich zu sein als arm. Ich verstand, daß Macht erstrebenswert war: Es war besser, Befehle zu geben, als Befehle zu erhalten. Ich verstand, daß Ruhm köstlich war: Es war besser, bekannt zu sein, als anonym zu bleiben. Stimmen Sie mit mir überein?»
    Ich wußte kaum, was ich sagen sollte. Er zitierte irgend etwas, aber ich wußte nicht, was, und ich habe es bislang auch nicht herausgefunden.
    Er wiederholte: «Stimmen Sie mit mir überein?»
    Ich sagte, daß ich wahrscheinlich seiner Ansicht sei, obwohl mir auch das wichtig sei, was man tun müsse, um diese Dinge zu erreichen. Ich fügte hinzu, daß ich nicht glaubte, daß jedermann diesen Ansichten zustimme.
    «Ich rede nicht von Verlierern.»
    «Ich auch nicht», sagte ich.
    Weiterhin behauptete er, auf der Volksschule ein heller Junge gewesen zu sein. Seine Lehrer hätten seinem Vater empfohlen, ihn auf eine spezielle High School zu schicken. «Und da hat er mich dann auf eine sehr spezielle Schule geschickt. Ich machte eine Lehre als Automechaniker. Ich kann ein Auto mit den Füßen auseinandernehmen.» Die College-Gebühren mußte er durch eigene Arbeit aufbringen, obwohl sein Vater durchaus genug Geld hatte, für ihn zu zahlen. Wie er dann ins Verlagsgeschäft gestolpert war, erzählte er mir nicht.
    Unklar blieb auch, wie er sich selbst gegenüber fühlte. Hatte er über seinen Vater triumphiert? Hatte er ihm den Gehorsam verweigert?
    Zudem wußte ich nicht, wie er von mir gesehen werden wollte. Sollte ich ihn bedauern? Sollte ich ihn bewundern? Oder waren das nur neutrale Informationen? Jedenfalls schien seine Geschichte irgendwie nach einer Bestätigung zu schreien, und so kramte ich in meiner Erinnerung nach einem Beispiel elterlichen Betrugs. Das Beste, was mir einfiel, war meine Blinddarmoperation. Meine Mutter hatte mir gesagt, daß ich im Krankenhaus nur untersucht werden sollte.
    «Das hat mir wirklich Angst eingejagt», sagte ich.
     
    Als ich abends das Büro verließ, begegnete mir Tool im Fahrstuhl. Sie musterte mich mit ihren schwarzen Augen und sagte: «Sie haben heute mit Newbold zu Mittag gegessen.»
    Ich sagte, daß das stimme.
    «Gefällt er Ihnen jetzt besser?» fragte sie.
    «Besser als was?»
    «Besser als vorher.»
    Ich überlegte, und da er mir vorher absolut nicht gefallen hatte, sagte ich ehrlich: «Viel besser.»
    Mit einem Nicken bestätigte Tool ihre eigene Weisheit.
    Was sie wohl zu ihm gesagt hatte? Sie sind doch ein netter Kerl, Newbold. Erzählen Sie ihm etwas über sich. Dann wird er Sie mögen.
    Am nächsten Morgen war Press wieder voll bei der Sache. Ich sollte mit dem Großreinemachen fortfahren und Virginia Wrappers überreden, in Rente zu gehen. Ich fragte ihn, warum er ihr gegenüber nicht die gleichen, schweren Geschütze auffuhr, die er gegen die anderen in Stellung brachte.
    «Haben Sie noch nie was vom Buckram-Fluch gehört?» fragte er und klärte mich auf: Als Aubrey Buckram Belles Lettres an Cyrus Tooling Jr. verkaufte, geschah das unter der Bedingung, daß keinem Mitarbeiter fristlos gekündigt werden durfte. Wenn Tooling jemanden loswerden wollte, mußte er den Betreffenden abfinden. Damals bestand die Redaktion lediglich aus sieben Personen, einschließlich Virginia. Tooling empfand die Klausel allerdings als Herausforderung. Er spielte mit dem Gedanken, Belles Lettres zu verkaufen und dann wieder zurückzukaufen, und ging, vermutlich zutreffend, davon aus, daß der Buckram-Fluch sich bei dieser Transaktion verflüchtigen würde. Dann verfiel er jedoch auf einen viel simpleren Trick. In

Weitere Kostenlose Bücher