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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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Hostie mit nach Hause und läßt sie trocknen. Dann meditiert der Held über viele Seiten reicher, bravouröser Prosa über die vor ihm auf dem Tisch liegende Hostie. Sie beginnt zu glühen, sich zu bewegen, Geräusche zu verursachen.»
    Die Fahnenabzüge in Eds Händen waren keineswegs, wie ich erkennen konnte, ein Debütroman, sondern ein neues Buch von Larry McMurtry. Deshalb sagte ich: «Vielleicht sollten wir auf den Plot verzichten, Ed, und lieber mit der Konferenz fortfahren. Ich nehme an, daß Sie das Buch zur Rezension empfehlen.»
    «Selbstverständlich. Und ich weiß auch schon den idealen Rezensenten. John Bark.»
    Press fragte: «Warum?»
    «Nun ja, als Autor von ‹ Der Zwiebackhändler › ist er unwidersprochen der Einzige, der diesem genialen Werk gewachsen sein dürfte.»
    Press fragte: «Was meinen Sie dazu, Frank?»
    Bevor ich antworten konnte, sagte Chuckle Faircopy: «Dürfte ich einen anderen Vorschlag machen? Es handelt sich offenbar um einen Roman von gewisser religiöser Relevanz, und obwohl meine Bewunderung für John Bark über jeden Zweifel erhaben ist, sollten wir vielleicht seinen Bruder in Erwägung ziehen, den Theologen Karl Bark.»
    «Der ist tot», sagte Virginia Wrappers.
    «Tja, das macht's leichter», sagte Press. «Haben Sie alles, Selma?»
    «Wie schreibt er sich?» fragte sie.
    Ich lehnte mich zu ihr hinüber und sagte, daß ich später alles mit ihr zusammen korrigieren würde.
    Auch weiterhin war die Konferenz nicht eben ereignisarm. Neben anderen Rezensionsvereinbarungen beschlossen wir, John Hershey ein Schokoladenkochbuch zur Rezension zu schicken, ein Buch über Literaturkritik an Calvin Trilling, ein Buch über Entomologie an Gregor Samsa und einen feministischen Roman an Doris Grumble. An einem Punkt fürchtete ich allerdings, daß wir Ärger bekommen würden. Press nannte den Namen des Verlegers Alfred A. Knopf, und Lou Bodoni, die sich zu meiner Überraschung in diese Komödie einmischte, sprach den Namen so lange als Alfred Nopf aus, bis Press seine Aussprache schließlich anpaßte.
    Nachdem die anderen gegangen waren, sagte Press zu mir, ich müsse zugeben, daß er die Konferenz erfolgreich geleitet hätte. Ich pflichtete ihm bei und sagte, daß auch die Redaktion meiner Meinung nach eine gelungene Konferenz erlebt hätte.
     
    Ich war kaum wieder in meinem Büro, als Press erschien -vor Selbstbewußtsein rot im Gesicht. «Jetzt drehen wir mal 'ne Runde», sagte er.
    «'ne Runde drehen?»
    «Mal 'n paar Ärsche aufreißen. Und nehmen Sie Ihr Clipboard mit.»
    Das Clipboard hatte, wie ich schnell merken sollte, keine andere Funktion, als mich zu Press' Adjutanten zu machen.
    Er begann mit Ellie Bellyband, auf deren Schreibtisch stets ein angebissenes Stück Napfkuchen lag. Und als wir ankamen, hatte sie natürlich ihre besockten Füße auf einen umgedrehten Papierkorb gelegt und leckte sich die Finger ab. Sie war gerade beim Mittelfinger angekommen.
    «Fühlen Sie sich hier ganz wie zu Hause», sagte Press, «und verlassen Sie die Redaktion niemals mit leerem Magen. Ein Häppchen ist immer gut für die kleinen grauen Zellen. Aber wenn Sie unbedingt zwischen den Mahlzeiten essen müssen, dann gehen Sie in die Cafeteria, die Mr. Tooling zu dem Zweck eingerichtet hat. Sie wollen doch nicht etwa, daß Mr. Tooling Mäuse ins Haus bekommt, nicht wahr?»
    Ellie stellte die Füße auf den Boden, setzte sich aufrecht und sah Press in einer Mischung aus Überraschung und Unverständnis an.
    «Werden in dieser Redaktion keine Fragen mehr beantwortet?»
    «Wie lautet die Frage denn?» sagte Ellie.
    «Wollen Sie, daß Mr. Tooling Mäuse ins Haus bekommt?»
    «Ich dachte, das sei eine rhetorische Frage.»
    «War es aber nicht.»
    Ich sah eine Vielzahl möglicher Antworten über Ellies Gesicht huschen. Schließlich sagte sie: «Nein.»
    Als nächstes marschierten wir zu Ben Boards, unserem Layouter, der auf einem hohen Hocker vor einem langen, fast völlig mit dem Müll graphischer Arbeit übersäten Tisch saß. In einer kleinen Lichtung blätterte er durch alte Belegbögen von Dick-Tracy-Comics. An Mr. Margins Toleranz gegenüber seinen Nebentätigkeiten war er so gewöhnt, daß er gar nicht erst auf die Idee kam, die Comics beiseite zu legen.
    «Was gibt's, Chef?»
    «Es gibt ein Tagesgehalt für einen Tag Arbeit.»
    Ben hatte mancherlei Interessen. Als Herausgeber oder Gestalter produzierte er etwa fünf Bücher pro Jahr, organisierte aber auch gelegentlich Kunstausstellungen

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