Belsazars Ende
Veldens.«
Toppe nahm die große Kunststofftüte an sich und zog die Zeichnung heraus. »Habt ihr eine Ahnung, was das hier sein könnte?«
Berns stöhnte laut, hielt sich aber zurück.
Van Gemmern antwortete: »Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Mit den Skulpturen hat das nichts zu tun. Für mich sieht das nach einem Lageplan aus.«
Alle, bis auf Berns, beugten sich über das große Blatt.
»Haben wir auch so gesehen«, stimmte van Appeldorn zu.
»Und dann diese Adresse hier«, sagte van Gemmern.
Toppe sah ihn aufmerksam an und hielt den Lackstiftzettel hoch.
»Genau«, nickte van Gemmern.
Van Appeldorn pfiff leise durch die Zähne.
Jetzt reichte es Berns endgültig. Er sprang auf und hob gebieterisch die Hände: »Schluß jetzt! Stellt eure Spekulationen gefälligst in eurem eigenen Büro an!«
Aufreizend langsam sammelte van Appeldorn die Papiere und Fotos ein, die Berns ihnen überlassen hatte. »Van Veldens Haus ist immer noch versiegelt. Wie lange braucht ihr denn noch?« fragte er freundlich.
»Das hängt doch von euch ab! Bis jetzt konnten wir nur die Werkstatt untersuchen. Nicht mal bis zu diesem Liebeslager sind wir gekommen. Vom restlichen Haus ganz zu schweigen.«
»Macht einstweilen weiter«, sagte Toppe nur und ging zur Tür. Draußen auf dem Gang konnte auch er ein Gähnen nicht mehr unterdrücken.
»Ich hab’ einen Mordshunger, wenn ihr mich fragt«, meinte Breitenegger aufgeräumt.
Toppe sah auf seine Uhr. Es war schon nach sechs, und er hatte seit dem – zugegeben opulenten – Frühstück nicht mehr als eine Tasse Kaffee zu sich genommen.
»Steakhaus?« schlug er vor.
»Okay!« Van Appeldorn grinste. »Du mußt dir natürlich vorher noch die persönliche Erlaubnis vom Stasi einholen, wo du doch den halben Tag blaugemacht hast.«
Breitenegger nahm seine Pfeife aus dem Mund. »Das wird kaum möglich sein. Der ist auf so einer Großkopfeten-Sitzung in Düsseldorf.«
Sie waren die ersten Gäste. Schon öfter hatten sie hier im Steakhaus, das nur einen guten Steinwurf vom Präsidium entfernt war, zusammen gegessen und dabei laut nachgedacht, und sie wußten, daß sie am Tisch in der hinteren Ecke auch in einer Stunde noch ungestört sein würden. Der Kellner brachte unaufgefordert drei große Pils, riß seinen üblichen schlappen Polizistenwitz und nahm die Bestellung auf. Obwohl es fast zwanzig Minuten dauerte, bis das Essen kam, sagte keiner von ihnen ein Wort. Dann aber räusperte sich Breitenegger, hieb seine Gabel in das Riesenstück Fleisch auf seinem Teller und meinte: »Nun gut, denn. Tathergang.«
»Schwierig«, antwortete Toppe und mischte seinen Salat. »Wir können annehmen, daß ein Kampf stattgefunden hat. Wir wissen ziemlich sicher, daß van Velden mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen ist, daß er blutend am Schreibtisch gesessen hat, wo ihm vermutlich jemand von hinten die Wodkaflasche auf den Kopf schlug, so daß er vornübersackte. So fand ihn jedenfalls der Notarzt. Ferner wissen wir, daß jemand versucht hat, den Rollschrank aufzubrechen.«
»Vergiß nicht, daß van Velden mit jemandem Wodka getrunken hat«, warf van Appeldorn ein.
Toppe verdrehte die Augen.
»Vorher oder nachher«, fragte Breitenegger.
Van Appeldorn hörte auf zu kauen und starrte ihn verstört an.
»Das Aufbrechen des Rollschrankes, meine ich.«
»Spielen wir doch mal beides durch«, sagte Toppe und sah in sein Bierglas. »Van Velden trinkt Wodka mit einem Freund oder Bekannten, bringt den Besucher vielleicht an die Haustür, hält sich dann irgendwo im Haus auf. Die hintere Tür zur Werkstatt ist nicht abgeschlossen. Jemand kommt herein und versucht, den Rollschrank aufzubrechen. Van Velden überrascht ihn dabei. Es kommt zu einem Kampf. Van Velden wird gegen die Wand geschleudert..«
»… setzt sich dann an den Schreibtisch, damit dieser Jemand ihm in aller Ruhe die Flasche über den Schädel ziehen und ihm den Rest geben kann«, vollendete van Appeldorn.
Toppe tunkte zwei Pommes in die Knoblauchsauce. »Na gut, dann eben andersrum: van Velden trinkt mit einer ihm bekannten Person Wodka. Sie geraten in Streit, ringen miteinander. Van Velden wird gegen die Wand geschleudert..«
»… schleppt sich zum Schreibtisch, setzt sich und..« unterbrach ihn van Appeldorn wieder, aber Toppe ließ sich nicht beirren: »Er kann den anderen noch niederschlagen, setzt sich benommen an den Schreibtisch. Der andere kommt wieder hoch, nimmt die Flasche und schlägt zu.«
»Ihr solltet
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