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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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schlägst, daß diese zerspringt, passiert der letzten Kugel überhaupt nichts. Die rührt sich keinen Millimeter, weil die ganze Kraft sich bei der ersten Kugel entladen hat. Wir hatten neulich einen Patienten mit Unterschenkelbrüchen beidseits und vollkommen zertrümmerten Füßen. Rate mal, was mit dem passiert war!«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist der von der Emmericher Brücke gesprungen?«
    »Nee«, sagte Bonhoeffer triumphierend. »Der hat eine Baggerschaufel auf die Schulter gekriegt!«
    »Ja«, meinte Toppe langsam, »ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Man kann also nicht mit Gewißheit sagen, was genau zu der Quetschung des Stammhirns geführt hat.«
    »Genau! Es ist schon ganz spannend, darüber zu spekulieren, aber im Grunde ist es doch völlig egal. Van Velden war in einen Kampf verwickelt, den er ganz offensichtlich verloren hat. Gestorben ist er an mehreren Kopfverletzungen, die er sich während des Kampfes zugezogen hat; c’est ça!«
    »Du hast recht.«
    Toppe blätterte weiter bis zur letzten Seite des Obduktionsbefundes.
    »Was ist denn jetzt mit den Gewebespuren unter van Veldens Fingernägeln?«
    »Also, es handelt sich um menschliches Gewebe einer Person männlichen Geschlechts, und zwar Blutgruppe A positiv, dieselbe wie van Velden, aber Gm 3,5 und nicht Gm 2 wie van Velden.«
    »Das ist doch schon mal was. Das könnte zu gegebener Zeit ganz hilfreich für uns sein.«
    »Eben«, grinste Bonhoeffer breit. »Ihr wißt jetzt zumindest, daß es keine Frau war und kein Schwarzer.«
    »Wieso Schwarzer?«
    »Gm 3,5 schließt Schwarze praktisch aus«, antwortete Bonhoeffer ungerührt.
    Toppe knuffte ihm den Ellbogen in die Seite. »Obwohl, in Amerika wäre so eine Information ja durchaus wertvoll..«
    »In Afrika erst mal!«
    Bonhoeffer legte ihm einen Plastikbeutel mit van Veldens Haaren auf die Tischplatte, und sie amüsierten sich gemeinsam über van Appeldorns Völkerverständigungsproblem.
    Dann verabredeten sie sich, »falls nichts dazwischen kommt«, für Sonntag zum späten Frühstück in Warbeyen, und als Bonhoeffer sich verabschiedete, ging es Toppe richtig gut.
    Er klemmte sich den Obduktionsbericht unter den Arm und ging vor sich hinsummend nach oben zum ED.
    Um kurz nach zwölf rief Gabi an.
    Er war schon auf dem Flur, auf dem Weg zur Kantine, als das Telefon klingelte.
    Sie mußte gerade aus der Praxis gekommen sein.
    »Helmut«, sagte sie außer Atem. »Der Centerpark in Heijderbosch hat gerade angerufen. Du, die haben eine Absage gekriegt!«
    Er verstand kein Wort. »Ja und?«
    »Wir können jetzt doch noch einen Bungalow kriegen, einen großen sogar. Ist das nicht toll? Heute abend schon. Stell’ dir vor, zwei Tage ganz raus! Nur …«
    »Gabi!« unterbrach er sie bestürzt und versuchte krampfhaft sich zu erinnern, wann sie ihm davon erzählt haben konnte. »Ich kann doch unmöglich jetzt wegfahren. Ich stecke mitten in dem Fall.«
    »Wie du meinst.«
    Er begriff nicht, warum sie schon wieder einschnappte. »Was ist denn jetzt schon wieder los? Du weißt doch genau, daß ich diese Sache zu Ende bringen muß, bevor ich an was anderes denken kann.«
    »Oh ja, das weiß ich wohl.«
    »Ich versteh’ dich nicht. Das war doch noch nie ein Problem..«
    »Stimmt, weil ich immer., ach, Scheiße! Ich hab’ die Nase voll von dem ganzen Mist hier. Ich will raus. Kapierst du das nicht?« schrie sie ihn an.
    »Herrgott nochmal, dann fahr doch!«
    »Worauf du dich verlassen kannst!«
    Damit knallte sie den Hörer auf die Gabel.
    Toppe starrte eine Weile ins Leere, legte dann ruhig den Hörer auf und ging in die Kantine. Sollte sie doch fahren. Er konnte sie nicht aufhalten und den Zug, in dem sie beide saßen, offenbar auch nicht.
    Ob sie die Kinder mitnahm? Bestimmt; schon um ihm zu beweisen, was für ein miserabler Vater er war.

21
    Zur Teamsitzung waren Astrid und Breitenegger immer noch nicht zurück.
    Van Appeldorn war nörgelig und löcherte Berns mit Fragen nach der Größe und dem Gewicht des Menschen, der in van Veldens Garten über den Zaun gesprungen war.
    »Könnte es auch eine Frau gewesen sein?«
    Berns gab sich zunächst gelassen, aber dann platzte ihm doch der Kragen: »Der Typ ist gerannt, Mann! Wir können überhaupt nichts über seine Statur sagen, verflucht noch mal!«
    Van Gemmern holte aus zu einem trockenen Vortrag über Schuhspuren im Zusammenhang mit Körpergewicht und Laufgeschwindigkeit, insbesondere bei Sprüngen.
    Toppe gähnte verstohlen; die Luft im Büro

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