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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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noch ganz dicht? Nachspiel! Ich will Ihnen mal was sagen: Das ist mir völlig schnuppe! Wenn Ihr dämliches System nicht funktioniert und Sie Ihre Zuständigkeiten nicht klar geregelt haben, dann ist das nicht mein Problem. Sie können froh sein, daß ich mich überhaupt darum gekümmert habe.«
    Der Mann sagte zunächst gar nichts, dann aber: »Hätten Sie wohl zufällig die Nummer vom Abdeckdienst da?«
    »Nein!« brüllte Toppe und knallte den Hörer auf die Gabel.
    Es dauerte zwei Tassen Kaffee, bis er sich so einigermaßen beruhigt hatte.
    Menetekel, dachte er. Gewogen und zu leicht befunden. Van Velden etwa? Über wen hatte er sich erhoben? Wen hatte er gelästert? Hatte das der Täter geschrieben? Wenn ja, warum?
    Wenn er van Velden umgebracht hatte, warum mußte er das auch noch kommentieren?
    Was, wenn er’s geschrieben hatte, bevor er van Velden tötete, und van Velden darüber in Rage geraten war? Wieso kam er immer wieder auf diesen Salmon Rosenberg? Würde ein Jude die Bibel zitieren oder eine Heine-Ballade? Gewogen und zu leicht befunden – wenn hier das Motiv lag, dann war die Tat eine Art Gericht gewesen. Richtet nicht, auf daß ihr.. Blödsinn!
    Seine Gedanken glitten durcheinander.
    Ein Penner würde jedenfalls kaum,Menetekel’ auf ein Blatt Papier schreiben, schon gar nicht wenn es nur ein Einbrecher war, der zufällig überrascht wurde. Überhaupt diese ganze Pennertheorie hakte vorn und hinten. Er mußte noch einmal mit Norbert reden.
    Und wenn das Menetekel überhaupt nichts mit der Tat zu tun hatte? Wenn einfach irgendein Freund das geschrieben hatte, als Titelvorschlag für eine Skulptur, zum Beispiel. Es paßte einfach nur so gut in das Charakterbild, das er mittlerweile von van Velden hatte. Vielleicht doch der Racheakt eines Vaters, der einen Hang zum Pathos hatte?
    Aber warum war Rosenbergs Adresse in dem verschlossenen Schrank gewesen?
    Rosenberg, der alte van Velden, die Fluchtgeschichte, auch darüber wußte er nicht genug.
    Toppe ging, suchte im Bücherstapel aus van Veldens Rollschrank und fand die Schülerarbeit: Sie standen auf. Klasse 10 d vom Gymnasium, der Name des betreuenden Lehrers: Wilhelm Schmitt.
    Er zog das Telefon heran und wählte die Nummer vom K 4.
    »Toppe hier. Kann ich mal kurz Ackermann sprechen?«
    »Hallo Chef, dat is’ aber ’ne Überraschung!«
    Er wartete Toppes Erklärungen ab, aber man konnte hören, wie er auf seinem Stuhl wibbelte.
    »Na, klar kenn’ ich den Willi. Dat is’ so ’n Historischer. Ich glaub’, der macht da irgendwie mit beim Heimat- und Verkehrsverein. Ich mein’ aber, dat der jetz’ in Rente is’. Anne Schule is’ er jedenfalls nich’ mehr, dat weiß ich genau. Warten Se ma’, nich’ dat ich lüge, aber ich glaub’, der wohnt auf de Brabanter Straße. Kucken Se aber lieber noch ma’ im Telefonbuch nach, irgendwo da inner Ecke jedenfalls.«
    Toppe erreichte nur Frau Schmitt, die seine langatmigen Erklärungen geduldig anhörte. Ihr Mann sei zum Angeln an der Nordsee, aber Toppe solle ruhig morgen früh einmal reinschauen. Wilhelm würde sich bestimmt freuen, wenn er irgendwie weiterhelfen könne.

20
    Lange stand er am Fenster.
    Es war ein aufdringlich schöner Herbsttag, klar und warm wie im Sommer, aber die tiefstehende Sonne gab den Dingen schärfere Konturen, härtere Schatten.
    Er bekam Lust auf einen Spaziergang im Wald oder auf dem Truppenübungsplatz. Die Hagebutten mußten längst reif sein und der Holunder.
    Früher hatten Gabi und er jedes Jahr Holunder gepflückt und Saft daraus gekocht. Wär’ gut gegen Fieber, hatte seine Schwiegermutter gepredigt, aber sie hatten ihn einfach getrunken, weil er lecker schmeckte, köstlich mit Sekt. Meistens war nach sechs Wochen schon nichts mehr übrig gewesen. Fieber hatten sie tatsächlich nie gehabt.
    »Grüß dich, Helmut. Wie ist es?«
    Arend Bonhoeffer war guter Laune, und Toppe fragte sich wieder einmal, wie er sich bei seinem Beruf so viel Daseinsfreude erhalten konnte.
    »Hier hast du den heißbegehrten Bericht«, legte er Toppe den Ordner auf den Tisch, zog einen zweiten Stuhl heran und machte es sich bequem.
    »Es ist dir doch wohl klar, daß ich nur deshalb so schnell gearbeitet habe, weil Herr Siegelkötter mich persönlich darum gebeten hat, die Sache bevorzugt zu behandeln.«
    Toppe feixte.
    »Auch einen Kaffee?«
    »Nein, danke, ich habe heute schon ganz ausgezeichnet gefrühstückt.«
    Toppe spürte einen feinen Stich.
    »Hat der Hol- und Bringedienst sich

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