Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
aber selbst wenn er es wäre, wäre er unter Garantie mehr Top als Bottom. Zumindest vermittelt er im Augenblick diesen Eindruck an mein persönliches Gaydar. Also sollte er mich nicht derart aus dem Gleichgewicht bringen können, verdammt!
Nur die Ruhe, Ben! Alles ist gut!
beruhige ich mich selber,
Du gehst da jetzt rüber, trinkst dein Bier mit ihm und wirst dabei merken, dass das alles nur in deinem Kopf stattfindet! Du bildest dir das nur ein, weil du in letzter Zeit solchen Stress und schon lange keinen Sex mehr hattest!
Nachdem ich es irgendwie geschafft habe, meine innere Drehzahl wieder unter 200 zu schrauben, gehe ich Manuel hinterher und finde ihn auf meinem Sofa sitzend vor. Er hat den linken Arm lässig auf die Rückenlehne gelegt, und die Bierflasche hängt locker in seiner rechten Hand, die er entspannt auf dem Oberschenkel platziert hat. Er sieht mir entgegen und grinst, als ich hereinkomme.
„Was ist denn los?“, fragt er. „Nervös?“
Iwo – das ist bloß eine ganz normale Stressreaktion, wenn ich so zucke und mir dauernd die zittrigen Hände an der Hose abwische!
denke ich, gebe mich ihm gegenüber aber möglichst gelassen, erwidere sein Grinsen und setze mich sogar neben ihn. Genau! Angriff ist die beste Verteidigung!
Okay, etwas Platz lasse ich zwischen uns, muss mich aber schon arg bemühen, dass ich nicht bis in die äußerste Ecke der Couch rutsche. Mein Magen fühlt sich komisch an, irgendwie als hätte ich keinen Teller Brote verputzt, sondern ein großes Glas dicke, fette Fliegen oder so.
„Quatsch!“, sage ich laut, aber meine Stimme klingt komisch, gar nicht wie sonst, und er hebt eine Braue.
Scheiße, Mann – was ist denn mit mir los? So bin ich doch normalerweise nicht in solchen Situationen? So … unentspannt und so … hibbelig irgendwie? Manuel ist doch schließlich nicht der erste Kerl, auf den ich abfahre!
Nein, wirklich nicht – aber auf jeden Fall der Erste, der mich derart aus der Fassung bringt. Denn normalerweise läuft das ja andersrum.
Okay, was soll`s, ich trinke jetzt einfach mit ihm zusammen ein Bier – ER hat ja deutlich gemacht, dass es nur EIN Bier sein soll! - probe ein bisschen Smalltalk, und dann geht er wieder. Das kriege ich ja wohl gerade noch hin, ist doch schließlich nichts weiter dabei, oder?
Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel, dass mein Laptop immer noch aufgeklappt auf dem Boden steht und die Gay-Chatseite anzeigt, auf der ich mich getummelt habe, bevor er gekommen ist.
Fuck!
Zwar habe ich nicht vor aus meinem Schwulsein ein Riesengeheimnis zu machen, aber so sehr mit der Tür ins Haus fallen wollte ich nun auch nicht gerade – ich will ihn ja nicht gleich wieder vertreiben!
Hastig stehe ich auf und bücke mich nach dem Computer, klappe ihn zu, ohne mich auszuloggen und stelle ihn beiseite. Als ich mich wieder hinsetze, bemerke ich das amüsierte Schmunzeln in Manuels Gesicht. Heißt das, er hat gesehen, auf was für einer Seite ich da gewesen bin?
Na, aber ist ja jetzt auch egal, denn wenn, scheint es ihn jedenfalls nicht sonderlich zu stören, so wie er schaut.
„Wie … wie lange bist du eigentlich schon Hausmeister hier?“, frage ich. Nicht etwa weil es mich interessiert, sondern mehr, um irgendwas zu fragen, was nicht völlig bescheuert und hirnlos klingt und mich auf andere Gedanken bringt.
„So ungefähr zwei Jahre“, gibt er zur Antwort und nimmt einen Schluck Bier.
Aha.
„Und ist das sowas wie dein Traumberuf?“, hake ich grinsend nach. „Oder willst du irgendwann nochmal was Anderes machen?“
Seine grünen Augen blitzen, und seine Lippen werden einen Moment lang schmal und hart. Aber dann verzieht er sie wieder zu einem schiefen Grinsen, das seine Augen jedoch nicht erreicht.
„Was Anderes?“, wiederholt er. „Ja, eigentlich wollte ich was ganz Anderes machen. Ich hab fünf Semester Kunst studiert, musste mein Studium aber dann abbrechen und Geld verdienen. Also hab ich den Posten hier angenommen. Ist nicht gerade so dass ich damit Reichtümer scheffele, aber ohne Ausbildung darf man nicht wählerisch sein. War eh Glück, dass ich so schnell eine feste Arbeit gefunden habe. Und das Meiste was hier zu tun ist, hatte ich mir im Lauf der Jahre davor sowieso schon angeeignet. War also kein Problem.“
So so.
„Wieso musstest du dein Studium denn abbrechen?“, will ich wissen. Und das interessiert mich jetzt wirklich.
Manuel wirft mir einen abschätzenden Blick zu. Jede Spur eines Grinsens oder auch
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