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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Glas mit Eiswürfeln und ließ sich in einem Sessel nieder. Er wünschte, er wäre weniger freundlich zu Driskill gewesen. Andererseits hatte die Begegnung ihm bestätigt, daß Driskill ihn nur als Hazlitts Leibwächter kannte. Er war also sicher und brauchte sich wegen Driskills keine Sorgen zu machen. Diese Neigung, zu viel zu denken und sich unnötig Sorgen zu machen, war das einzige, was General Taylor an ihm mißfiel. »Ansonsten, Bohannon, sind Sie die perfekte Waffe«, pflegte er oft zu sagen. Gut, damals hatte er nicht aufgehört, nachzudenken oder sich Sorgen zu machen, als man ihm drei Monate nicht erlaubt hatte, Licht zu sehen, als er praktisch blind gewesen war, als er herauskam. Er war blind und hatte Angst vor Geräuschen und vor jeder Bewegung der Bettdecke in der Nacht, als würden die Ratten und Schlangen, mit denen er so lange in der stinkenden Finsternis gelebt hatte, durch den Vorhang seiner Phantasie bersten. Allein seine Fähigkeit zu denken hatte ihm den letzten Rest Verstand bewahrt; denn dadurch war er in der Lage gewesen, Bilder, Ideen und Spionagegeschichten zu erfinden – wenn er sich doch nur an all die Geschichten erinnern könnte, die er sich in der Finsternis ausgedacht hatte. Er könnte Schriftsteller sein oder seine Ideen als Drehbücher verkaufen. Aber wenn er sich die Handlung genau betrachtet hatte, war sie zu Staub zerfallen.
    Er hatte gelernt, doppelt und dreifach zu denken, die Ideen zu verbiegen, bis sie um Gnade winselten. Und jetzt dachte er über den General nach und die verdammte Sonnenbrille. Man konnte nie erkennen, wohin er blickte. Er sagte etwas total Verrücktes, und man wußte nicht, ob es ein Scherz oder eine Lüge war. Man sah nur diese flachen dunklen Scheiben. Manchmal allerdings lächelte er. In Beirut hatte er Bohannon befohlen, einen Mann zu töten – alle drei hatten beisammengestanden: der General, Bohannon und der Bursche, der sie verraten hatte. Bohannon hatte gefragt: Was? Jetzt? Hier? Womit? Er hatte keine Waffe. Der General hatte dem Burschen ins Gesicht geblickt, der bereits ein toter Mann war, und hatte gesagt: Ach was, Tommy, bringen Sie ihn mit bloßen Händen um, oder zertreten Sie ihm die Kehle oder sonstwie. Ich habe leider dieses verfluchte Rückenleiden. Also machen Sie schon! Der Mann hatte Bohannon angeschaut, als wollte er sagen: Ist das wahr, oder ist der Kerl verrückt? Dann hatte Bohannon ihn umgebracht. Er hatte seinen Kopf gegen eine Steinmauer geschlagen, bis die Augäpfel zu Boden gefallen waren und das Opfer nicht mehr atmete. Aber die ganze Zeit über hatte er die Augen des Generals nicht sehen können. Was war, wenn er es nicht ernst gemeint hatte, sondern nur sehen wollte, ob Tommy es tun würde?
    Aber das alles lag lange zurück. Es hatte keinen Sinn, über vergossene Milch zu weinen. Doch irgendwie mußte er jetzt wieder doppelt und dreifach denken. Ben Driskill hatte ihn irgendwie verunsichert. Wußte er – Bohannon –, was wirklich vorging, oder war er nur ein Werkzeug des Generals?
    Der General war in letzter Zeit nicht sehr gesprächig gewesen, weil er immer noch wütend war, daß er wegen der glitschigen Stufen in Saints Rest versagt hatte. »Ich will nichts mehr darüber hören, Tommy. Mir ist klar, daß Sie älter geworden sind und nicht mehr so schnell wie früher. Wahrscheinlich haben Sie schon Arthritis, ohne es zu merken. Sie waren verdammt gut, Tommy, aber wenn die Kräfte nachlassen, kann man eben nichts machen. Vielleicht macht es Ihnen auch keinen Spaß mehr – wer könnte es Ihnen verübeln? Wenn wir das hier durchgestanden haben, können Sie einen langen schönen Urlaub antreten und einen anderen Job, mehr in der Verwaltung, nicht mehr als Aktiver. Na ja, Driskill ist ein Hüne und nicht so leicht zu überwältigen; es war immer schon so, wenn ich richtig gehört habe …«
    Bohannon dachte über die Worte des Generals nach. Er suchte eine Bedeutung zwischen den Zeilen. Mehr in der Verwaltung … Er fragte sich, was das zu bedeuten hätte. Immer noch wünschte er, daß er mit Driskill im Medienzentrum nicht so freundlich gesprochen hätte. Er hatte angeben wollen, feststellen, wie nah er an die andere Seite herangehen könnte, ohne daß sie etwas wüßten. Angeberei, um Himmels willen! Dafür war es doch eigentlich zu spät.
     
    Die Besprechung zwischen dem Präsidenten, Ben Driskill und Ellery Larkspur dauerte weniger als eine Stunde. Danach glaubten alle, Sherman Taylors Niederlage sei besiegelt – so

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