Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Zeitpunkt ein Kandidat für diese Nominierung war oder bin. Nach meiner Militärzeit war ich beruflich immer mit der Republikanischen Partei verbunden. Ich wurde ein Demokrat, um meine Unterstützung für den Kandidaten Bob Hazlitt zu demonstrieren. Ich kann diejenigen seiner Anhänger nicht ermutigen, die in der Nacht Plakate und Spruchbänder mit meinem Namen und Gesicht gemacht haben. Ich weiß ihre Mühe zu schätzen, aber ich muß ihnen sagen: Ich bin kein Kandidat für das Amt des Präsidenten. Wie die jungen Menschen sagen würden: null Bock.« Leises, respektvolles Lachen.
»Wir müssen in den nächsten beiden Tagen – zwei Tage ohne Schlaf, denn die Aufgabe ist gewaltig, und die Zeit ist gering – unsere Aufmerksamkeit auf die Frauen und Männer richten, die wir in dieser Partei gut kennen. Wir müssen nochmals Präsident Charles Bonner und die von ihm vorgeschlagene Haltung den Geheimdiensten gegenüber unter die Lupe nehmen, ebenso David Manders, seinen Vizepräsidenten. Wir müssen den beruflichen Werdegang und die Fähigkeiten der Generalstaatsanwältin Teresa Rowan betrachten. Wir müssen uns die Führer unter den Demokraten im Kongreß und im Senat ansehen und diejenigen, die zur Zeit nicht in der Regierung sind, die aber Gott dazu geschaffen hat, ein hohes Amt innezuhaben. Aber ich bitte Sie, nicht zu lange oder zu scharf Sherman Taylor anzusehen. Ich habe aus der Beziehung zu Bob Hazlitt keinen Vorteil schlagen wollen und möchte jetzt auch aus der Tatsache, daß er nicht mehr unter uns ist, keinen Nutzen ziehen. Aber ich stehe selbstverständlich mit Rat und Tat jedem Kandidaten zur Seite, der mich darum bittet. Sie müssen aber einsehen, daß ich die Kanditatur nicht suche. So, falls Sie noch Fragen haben, werde ich mich bemühen, sie zu beantworten.«
»Mr. President, was denken Sie …?«
»Bitte, nennen Sie mich General oder Mister, aber nicht Präsident. Wir haben einen Präsidenten, und meiner Meinung nach steht allein ihm diese Anrede zu. So, machen Sie weiter.«
»General, wie erklären Sie sich, daß diese Plakate so schnell in ganz Chicago aufgetaucht sind? Das sieht doch wie eine konzertierte Aktion aus, die auf finanziell guter Basis stehen muß – die Druckereien wollen bezahlt werden, man muß die Menschen organisieren, um das ganze Material so schnell zu verteilen …«
»Ehrlich gesagt, Sam, habe ich von den Plakaten nur gehört, ich habe keine Ahnung, wer sie bestellt oder verteilt hat. Ich war nur von diesem Treuebeweis einem alten Gesicht gegenüber sehr gerührt. Ich bin sicher, daß die Hazlitt-Leute nach einem Platz suchen, wohin sie gehen können. Das ist die Entscheidung, die in den nächsten beiden Tagen gefällt werden muß. Viel Zeit bleibt uns nicht. Es gibt keinen Spielraum für Fehler – die Tragödie hat auch uns alle in ihren Bann gezogen.«
Margaret Bondurant von der Chicago Tribune war aufgestanden. Ihre Stimme übertönte das Stimmengewirr der übrigen Journalisten. »Was halten Sie davon, daß der Präsident Bob Hazlitts Brief herausgegeben hat? Hazlitt ist selbst aus dem Wahlkampf ausgeschieden; sein Tod macht daher in politischer Sicht keinen Unterschied. Sie müßten sich auch nach einem neuen Kandidaten umsehen, wenn Bob Hazlitt hier wäre – es sei denn, Sie stimmten mit ihm für Bonner.«
»Ja, dieser Brief«, begann Sherman Taylor. »Ich weiß nicht so recht. Für den Präsidenten kam er genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein wahrer Glücksfall, oder? Ich war bei den Gesprächen, die laut dieses Briefes zwischen dem Präsidenten und/oder seinem Vertreter, Mr. Driskill, und Mr. Hazlitt stattgefunden haben sollen, nicht dabei – ich habe davon nichts gewußt. Das entsprach keineswegs Bobs Verhalten in den letzten Monaten. Wir waren wirklich ein Team. Er hat meinen Rat geschätzt. Ich war stolz auf seinen Mut, immer zu sagen, was gesagt werden mußte. Und plötzlich soll er mit der Gegenseite geheime Gespräche geführt und danach alles aufgegeben haben, wie der Präsident behauptet … Nun, ich weiß nicht, was der Präsident zu ihm gesagt hat. Ich weiß nicht einmal, ob diese Gespräche tatsächlich stattgefunden haben. Der eine Mann bestätigt es, der andere Mann ist tot. Wir werden es wohl nie erfahren.«
Al Folger vom Miami Herald sagte: »Das klingt, als würden Sie den Präsidenten einen Lügner und Schurken nennen, General. Ist das nicht ein starkes Stück?«
»Ich sage nur, daß wir sicher sein müssen, was und wem wir glauben. Erst dann
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