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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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der Mann sein mochte. Manchmal sah er wie fünfundzwanzig aus, ein anderes Mal doppelt so alt. »Es ist ein besonderes Vergnügen, einem Mann wie General Taylor zu dienen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß einiges für ihn erledigen.« Er trug die Uniform eines Offiziers der Marineinfanterie und salutierte kurz.
    »Als er sich entschloß, Bob Hazlitt zu unterstützen, hat er gesagt: ›Holt mir Bohannon!‹ – so war doch Ihr Name, richtig?«
    »Ich schätze, er wußte, daß es für mich viel zu tun geben würde, Sir. Ich war in der Tat sehr beschäftigt. Aber jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.«
    »Selbstverständlich. Wahrscheinlich treffen wir uns wieder. So ein Parteitag ist eine erstaunlich kleine Welt.«
    Draußen traf Driskill die schwüle Hitze wie ein Schlag. Die Sonne ging unter und brannte durch den Smog, der wie ein Totenhemd über der Stadt lag. Er wählte auf dem Handy eine Nummer und blickte zum Marlowe Hotel hinüber. Mit geübtem Auge fand er das richtige Fenster. Das Telefon klingelte. Der Präsident samt Troß hatte sechs Etagen des Hotels belegt, vier für normale Menschen und zwei für den Geheimdienst – eigentlich keine Menschen, dachte Driskill. Dann hörte er eine Stimme antworten. »Ja?«
    »Hier Erzengel«, sagte Driskill.
    »Ach wirklich?« Es war Larkspur. »Wie sieht’s denn in der realen Welt so aus, Erzengel? Heiß genug?«
    »Blöde Frage. Ich habe aber die Antwort.«
    »Und wie lautet die Antwort?«
    »Ja, er wird kandidieren. Sein Wahlkampf läuft schon jetzt auf vollen Touren.«
    »Nun, dann müssen wir die Köpfe zusammenstecken. Komm rauf.«
    »Wird der Präsident tatsächlich morgen abend auf dem Parteitag sprechen?«
    »Ja, er wollte mal reinschauen.«
     
    Tom Bohannon schob sich durch die Menge mit den Plakaten, um den abgesperrten Platz unweit des Parteitagszentrums zu erreichen, wo teure Wohnwagen standen. Eigentlich war im Zentrum ausreichend Raum für alle, aber einige Kandidaten und reiche Anhänger zogen diese luftigen Plätze vor, um sich auszuruhen, Pläne zu schmieden, ihren exklusiven Whiskey zu schlürfen und Blödsinn zu treiben.
    Der General war dicht hinter ihm, umringt von Offizieren der Marineinfanterie. Wenn ein ehemaliger Präsident und General den Kommandanten der Marineinfanterie zu sich ruft, kann man sich nicht wegen der Leibwächter streiten. Selbstverständlich sind es Marineinfanteristen. Bohannon wußte, daß er unter Gleichen sehr viel gleicher war. Er stand dem großen Mann sehr nahe. Sie waren gemeinsam im Krieg gewesen. Doch jetzt machte er sich Sorgen.
    General Sherman Taylor ging in den Wohnwagen, der Rest wartete draußen. Als Bohannon dem General die Tür aufhielt, fühlte er sich einen Moment lang orientierungslos. Auf der Strandpromenade hatte man Oasen angelegt. Eigentlich sinnlos, aber hübsch. Er hatte gelesen, daß zehntausend Tonnen Sand hergeschafft worden waren. Palmen wiegten sich anmutig in der Brise unter der brennenden Sonne. In der Ferne lagen auf dem Lake Michigan Segelboote. Die Jachten der reichen und einflußreichen Parteimitglieder hatten an den Piers angelegt. Tony Sarrabian hatte seine Luxusjacht sogar mit einem Transportflugzeug einfliegen lassen. Dort waren auch Vertreter der großen Industriekonzerne, die für teures Geld eine Welt schufen, die niemand brauchte. Filmstars, die für die Partei und den Präsidenten auftraten. Ausländische Mächte, die Technologie und Waffen wollten. Sie brauchten sehr gute Freunde an oberster Stelle. Und alle die Menschen, die auch einen Fuß in die Korridore der Macht setzen wollten. Wenn man eine Jacht hatte, war das der richtige Ort. Die meisten hatten die Boote von erfahrenen Seeleuten aus Kalifornien oder von der Ostküste, von Marthas Vineyard, nach Chicago segeln lassen, um hier eine Woche in Luxus zu schwelgen und zu protzen. Bohannon erinnerte alles an den Zauberer von Oz: Nichts ähnelte der Realität, die er verstehen konnte.
    Er dachte an Abu Dhabi und den Palast des Sultans von Brunei und an andere Orte, wo er gewesen war: Hongkong, Tokio und Damaskus, wo die mächtigen Reichen lediglich einen Wunsch zu äußern brauchten, und er wurde sofort erfüllt. Das hatte auch nichts mit der realen Welt zu tun gehabt. Er hatte einen Großteil seines Lebens an solch unwirklichen Orten verbracht und Dinge getan, die jeder Beschreibung spotteten. Ja, so war es nun eben.
    Er ging in den Wohnwagen und wartete, während der General duschte. Er goß sich Tonic in ein

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