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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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noch nie dagewesenes Ereignis.
    Seit Jess Holyoke den Parteitag offiziell mit einem Hammerschlag eröffnet hatte, hielten die Delegierten auf dem Podium endlose Reden, obwohl die Kollegen kaum zuhörten, sondern sich unterhielten oder ihren Kater bekämpften. Über die Frage des Abbaus der Geheimdienste war erbittert gekämpft worden. Die Generalstaatsanwältin hatte über dieses Thema zur Parteiversammlung gesprochen, aber die Delegierten wußten bereits, wo sie standen. Eine Gruppe aus Kalifornien hatte den Parteitag aus Protest verlassen. Ihre Ersatzleute mußten erst mühsam akkreditiert werden. Das Hauptinteresse aller galt jedoch dem Tod Bob Hazlitts und seinen Auswirkungen auf die Delegationen.
    Driskill fand die Generalstaatsanwältin im Saal. Sie beendete gerade ein Interview mit CNN. Als sie fertig war, nahm er sie beiseite.
    »Teresa, wenn du mich jemals geliebt hast …«
    »O Mann, jetzt kommt’s …«
    »Du mußt den Dienstweg völlig vergessen. Ich brauche unbedingt schnellstens eine Computer-Überprüfung eines Marineinfanteristen. Tom Bohannon. Er hat unter Sherm Taylor in der Spezialeinheit gedient. Vor etwa fünfzehn Jahren. Wir brauchen alles, was wir über den Mann kriegen können.«
    »Wer ist Tom Bohannon?«
    »Keine Ahnung. Deshalb brauche ich die Überprüfung. Sieh dir alles genau an, auch ob die Akten gesäubert wurden. Okay? Du bist die Generalstaatsanwältin. Ich muß wissen, wer der Kerl ist.«
     
    Das Fernsehen drehte pausenlos Interviews mit jedem Politiker und Experten, den es erwischte. Reporter holten die Delegierten aus Konferenzen heraus, um sie Arm in Arm mit Anhängern aus der Heimat zu fotografieren.
    Aber die Medien wurden von einem einzigen Thema beherrscht: Sherman Taylor. Und genau das hatte Charles Bonner beabsichtigt.
    Ganz gleich, wer interviewt wurde, immer kam als erstes die gleiche Frage: »Sagen Sie uns bitte, ob Sherman Taylor tatsächlich hart um die Spitzenposition kämpft – was viele zu glauben scheinen – oder ob er überhaupt nicht kandidieren will – wie er selbst erklärt hat?« Unweigerlich schloß sich dann die nächste Frage an: »Hat er den Listenplatz hinter Bonner akzeptiert? Viele Insider behaupten, es sei bereits eine beschlossene Sache. Was ist Ihre Meinung dazu?«
    Dann kam der Politiker oder Experte auf Touren und legte los. Niemand wußte Genaues. Aber Charles Bonner schien bester Laune zu sein. Wenn ihn ein Reporter in der Lobby entdeckte und ihm die Frage nach dem Vizepräsidenten zurief, lächelte er nur und sagte: »Ist doch eine Traumpaarung, oder?« Er lachte dabei, aber in den Frühnachrichten kam seine Antwort als Aufhänger.
     
    Als das Fax eintraf, hatte Ben Driskill sich gerade aus dem Gewimmel des Parteitags zurückgezogen und trank in der Suite des Präsidenten eine Tasse Kaffee und aß einen Schokoladenkrapfen.
    Thomas Bohannons Karriere hatte in der Marineinfanterie begonnen. Dann war er zur Spezialeinheit WI befördert worden und hatte eine Zeitlang unter General Sherman Taylor gedient, der für seine Kommandounternehmen mit kleinen Gruppen berühmt war. Er hatte geheime Rüstungsbetriebe angegriffen und den größtmöglichen Schaden angerichtet oder Geiseln befreit oder politische Morde ausgeführt. Das ›W‹ stand für ›wet‹ und bedeutete ›naß‹ – also Aktionen, bei denen Blut floß. Das ›I‹ hieß ›insurrection‹, also ›Aufruhr‹. Taylors Haufen wurde oft eingesetzt, um Revolutionen im Ausland zu unterstützen oder niederzuschlagen. Alles waren sehr gefährliche Himmelfahrtskommandos, von denen die meisten Leute hofften, es gäbe sie nur in Filmen. Tom Bohannon stand in dem Ruf, er könne sich nach Belieben in eine andere Person verwandeln. Als Beweis wurden mehrere Fotos durchgefaxt. Driskill betrachtete die Bilder Bohannons in verschiedenen Verkleidungen, aber keines davon zeigte den Mann, mit dem er soeben gesprochen hatte.
    Aber die Akten, in die die Generalstaatsanwältin eingesehen hatte, meldeten noch etwas.
    Leutnant Thomas Bohannon war vor siebzehn Jahren bei einer geheimen Mission in Nigeria in Gefangenschaft gestorben.
    Ben Driskill hatte einen Geist gesehen.
     
    Im Ernie Banks Center dröhnte die Musik. Überall waren Fernsehkameras und streckten ihm ihre hungrigen Schnauzen entgegen. Driskill wußte jetzt über Bohannon Bescheid. Er staunte über die abgebrühte Art, mit der Bohannon in den letzten Tagen mit ihm Kontakt aufgenommen hatte; immer auf der Schwelle, entlarvt zu werden, hatte

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