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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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draußen in Big Ram ist. Außerdem kommt vom Cape Hatteras ein Scheißunwetter. Und verdammt schnell. Und er sitzt da draußen ganz allein – was ist, wenn der Strom ausfällt und er die Treppe runterfällt oder in der Badewanne ausrutscht? Du kannst mich ein altes Waschweib nennen …«
    »Du bist ein altes Waschweib.«
    »Ja, ich wußte, ich konnte darauf zählen, daß du die Sache wie ein Erwachsener auffaßt.«
    »Ehrlich gesagt, mache ich mir auch Sorgen – vor allem wegen des Sturms. Ich bin nicht sicher, ob ich bei solchem Sauwetter allein dort sein möchte. Natürlich ist Elizabeth nicht hier. Wir verbringen also kein wunderschönes Wochenende gemeinsam …«
    »Ich wünschte, du und Elizabeth würdet eure Termine endlich mal absprechen – ist bei euch ja wie bei Schiffen, die sich nur durch Zufall begegnen! Ich weiß, sie würde das gern ändern.« Ben hörte, wie Larkie an seinem Bourbon nippte.
    »Ich auch. Ehrlich gesagt, bin ich heute abend ein bißchen deprimiert.«
    »Benjamin, sie ist doch in ein oder zwei Tagen wieder zu Hause.«
    »Ich weiß, Larkie.«
    »Rufe mich nicht an. Ich werde mich melden.« Ihr altes Spielchen.
    Als Driskill allein im regnerischen Garten hinter dem Haus saß, fühlte er sich nach dem Nickerchen viel frischer. Er ging zum Telefon und rief Drew an. Beim Warten dachte er an Drews guten Scotch und wie gern er mit seinem Seniorpartner einen lüpfte. Keine Antwort. Vielleicht machte Drew auch ein Nickerchen.
    Er spülte das Glas aus, ging nach oben und packte ein paar Sachen in eine Reisetasche. Warum bis Montag warten? Er konnte doch jetzt gleich rausfahren. Vielleicht konnte er Drew helfen, wenn das Unwetter zuschlug. Er wählte die Nummer von Elizabeth’ Apartment beim Dupont Circle in Washington. Der Anrufbeantworter. Er wartete auf den Pfeifton.
    »Hier spricht dein armer Mann, Ben – falls du dich an ihn erinnerst. Ich bin übers Wochenende bei Drew draußen. Jetzt ist es Freitag abend, kurz nach acht. Ich fahre gleich los. Ruf uns doch an, falls du kannst – du weißt doch, wie gern Drew mit dir redet. Ich hätte auch nichts dagegen, deine Stimme zu hören. Ich liebe dich, mein Schatz.« Er versuchte, den bitteren Nachgeschmack von ihrem letzten Gespräch zu mildern. Es war kein richtiger Streit gewesen, er hatte ihr nur erklärt, daß er keine Lust mehr hatte, ständig ohne sie zu sein, daß er dieses halbe Leben satt hatte, die einsamen Wochenenden und überhaupt. Sie versprach ihm, sie würden darüber reden. Dann hatten sie sich mit einem eiligen Kuß verabschiedet, der sich eher wie ein Handschlag angefühlt hatte.
     
    Kaum fuhr er auf dem Long Island Expressway, wurde der Regen stärker. Windböen trafen den Wagen wie Vorschlaghämmer. Was auch immer aus Hatteras heraufkam, war nicht mehr weit weg.
    Der Wind stürzte sich hemmungslos auf den großen Buick Roadmaster auf dem regennassen Long Island Expressway. Die Lichtstrahlen der Scheinwerfer prallten an den Regenwänden ab. Der Wind drohte die Scheibenwischer abzureißen. Eine perfekte Nacht für diese Art Unternehmung. Aber der Gedanke an das alte Landhaus, das mit den Kaminen und dicken Polstermöbeln auf ihn wartete, hellte seine Stimmung auf. Falls Drew schon ins Bett gegangen war, würde er sich einen Drink machen, in ein Gästezimmer gehen und lesen, bis er einschlief. Wegen des Regens kam er langsamer als sonst voran, aber es herrschte fast kein Verkehr. Vielleicht kam er noch rechtzeitig, um mit Drew einen Schlummertrunk zu nehmen und über alles zu sprechen. Er war sogar bereit, über Politik zu reden. Mal sehen. Sie hatten ja das ganze Wochenende.
    Beim Fahren hörte er sich eine Sendung an, bei der die Hörer anrufen konnten. Es gab kaum noch etwas anderes im Radio. Ein politisch konservativer Moderator spielte geschickt die Vorurteile und den Haß seiner Anhänger aus. Alle benutzten Präsident Bonner als Repräsentanten für den moralischen Verfall, der die Gesellschaft zerfraß. Jetzt sagte ein Mann, daß Präsident Bonner nicht genug tun würde, um das Land vor den ruchlosen Kräften jenseits unserer Grenzen zu schützen, und daß er am Ende dafür zur Verantwortung gezogen würde und es ausbaden müßte. Der Kerl brachte es wie eine persönliche Drohung. »Danke, Eddie aus Brooklyn. Ich bin sicher, daß Sie in Worte gefaßt haben, was die meisten von uns denken.« Und so ging es weiter. Kenne deinen Feind.
    In letzter Zeit war dies eine Art nationales Radiospiel geworden. Ben war es ein

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