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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Rätsel, warum das Medium so wenige Moderatoren mit liberaleren Ansichten hervorgebracht hatte. Zu Elizabeth hatte er gesagt, anscheinend müsse ›gutes Radio‹ die Hörer auf die Palme bringen, damit sie am nächsten Tag etwas zu reden hatten. Konservative schienen die Übung hervorragend zu beherrschen. Elisabeth hatte gemeint, erstens würden die Leute am nächsten Tag über David Lettermans verblödete Lieblingstricks reden und zweitens würden nur konservative Ansichten aufgehetzte, haßerfüllte Fanatiker hervorbringen. »Konservative wollen die Menschen von etwas abhalten« ,hatte sie vor einigen Monaten in einer Kolumne geschrieben, »während Liberale die Menschen anfeuern wollen, etwas zu tun.«
    Ben Driskills politische Verdrossenheit bei so vielen liberalen Ansichten beruhte auf der Tatsache, daß das meiste, wofür er sich einmal eingesetzt hatte, zu Rohrkrepierern geworden war oder korrumpiert oder aufgrund von Vernachlässigung oder auch zuviel Aufmerksamkeit zugrunde gerichtet worden war. Die allgemeine Stimmung war das Gegenteil von dem, was die Wohlmeinenden seiner Generation beabsichtigt hatten. Jetzt war niemand mehr für sein oder ihr Verhalten verantwortlich. Es gab immer einen Weg, sich aus der Realität fortzuschleichen, einen Weg, sich als Opfer darzustellen. Man konnte immer einem anderen die Schuld für das in die Schuhe schieben, was einem im Leben nicht gefiel. Nicht meine Schuld hörte man an jeder Ecke. Seiner Meinung nach mußten Liberale wie er ihr – nicht unbeträchtliches – Maß an Schuld schleppen. In letzter Zeit hatte er auf das liberale Dogma früherer Jahre ebenso reagiert wie auf die ultrakonservativen, dogmatischen Praktiken der Kirche: Er hatte sie zurückgewiesen. Empfangene Weisheit, unvergängliche, unveränderliche Doktrin … Er hätte erklärt, daß jede Doktrin, jede unveränderliche Doktrin, der absolute Glaube, recht zu haben – nichts als ein betrügerisches Spiel sei.
    Drew Summerhays war verantwortlich dafür, Ben Driskill und Ellery Larkspur Politik gelehrt zu haben, den einen in der Kanzlei, den anderen auf den verschlungenen Wegen der Demokratischen Partei. Drew hatte sich stets darauf konzentriert, das Bestmögliche aus einer Situation herauszuholen. Das Beste für die Nation, das Beste für die meisten Menschen. Lyndon Johnson, Meister der Kunst des Möglichen, hatte gesagt, Drew Summerhays sei der einzige ihm bekannte Mensch, der es mit Sam Rayburn aufnehmen konnte, wenn es darum ging, die wahre Natur und die wirklichen Ziele der Politik zu verstehen. Das Beste, was Drew aus Ben Driskill herausgeholt hatte, war nicht viel, was Politik betraf. Er sagte immer, Ellery Larkspur sei sein größter Erfolg, der schnellste Lerner, der ihm je untergekommen sei.
    Die Fähre von Greenport nach Shelter Island nahm gerade Passagiere an Bord. Sein Wagen war der sechste in der Reihe. Nur irgendein Auto, nur irgendein Fahrer. Sie standen dicht gedrängt. Der junge Bursche, der kassierte, sah sich die Gesichter nicht an. Er hatte die Kapuze des Anoraks tief ins Gesicht gezogen. Der Sturm blies ziemlich kräftig. Es war starker Seegang, als sie auf die trüben Lichter der gegenüberliegenden Anlegestelle zustampften. Niemand achtete auf seinen Nachbarn. Alle wollten nur nach Hause und die Luken dichtmachen und die Beine auf den Tisch legen. Die Fähre prallte gegen die Poller, legte an, löschte die Ladung, nahm ein paar Autos an Bord und hastete wieder in Richtung Festland hinaus in die Nacht.
    Ben lenkte den Roadmaster nach links, vorbei an mehreren Lebensmittelgeschäften und Tankstellen, vorbei am Golfplatz in Richtung der Inselspitze. Der Wind blies auf der Insel kräftiger. Er hatte ein paar kleinere Bäume entwurzelt, die gerade nach einer Kurve in die Fahrbahn hineinragten. Er kam sich vor wie der Mann in der Reifenreklame, dem man die Familie anvertrauen konnte. Gelegentlich sah er hinter sich Scheinwerfer in der stürmischen Dämmerung. Lehmklumpen lagen auf der Straße, und von der Böschung auf der Beifahrerseite rauschten kleine Bäche herab.
    Die Scheinwerfer erfaßten den Damm vor ihm. Er fuhr von dem Buckel der Insel hinab auf Meereshöhe. Der dünne Landstreifen, der Shelter Island mit Big Ram verband, stand kurz davor, überflutet zu werden. Immer lagen Muscheln auf ihm. Natur bei der Arbeit. Die vielen Möwen, die in der Nachbarschaft lebten, hatten ihre winzigen Vogelhirne benutzt, sobald der Damm gebaut worden war. Sie stießen blitzschnell hinab,

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