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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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hingestellt und blickte jetzt hingebungsvoll auf den perfekten Manhattan, den er mixte. »Die Lage in der Stadt ist etwas gespannt, Mr. Driskill. Die Gäste haben mir gesagt, daß irgend etwas Großes passieren würde. Sie wissen, ich höre vieles, ob ich will oder nicht. Ich weiß auch nicht – aber das höre ich schon seit mehreren Tagen.«
    »Vielleicht war es Mr. Summerhays’ Tod?«
    »Nein, der hat alle geschockt. Nein, es ist etwas Politisches.«
    »Gut?«
    »Für wen?«
    »Für den Präsidenten.«
    »Na ja, so hat es nicht geklungen, Mr. Driskill.«
    »Ja, ich schätze, wir müssen abwarten.«
    »Ah, da ist Mr. McDermott – ich lasse Sie beide allein.«
    »Erst geben Sie mir aber noch einen Wodka-Collins, Jimmy.« McDermott ließ sich an der Bar nieder. »Ben, Sie kennen Jimmy – Gore Vidals Liebling?« Driskill nickte. »Herrgott, Ben, was für ein scheußlicher Tag.« McDermotts Gesicht war gerötet, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Scheußlich, beschissen …« Er klang irgendwie seltsam. Dann kam Ben die Erkenntnis: Mac war betrunken. Der Stabschef war voll wie eine Haubitze.
    »Sie klingen, als hätten Sie bereits etwas flüssigen Trost gefunden. Aber Sie haben recht. Es war ein ziemlich schlimmer Tag.«
    Vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden hatte er Drew im Gewächshaus gefunden.
    »Ja, die Sache mit Drew ist schrecklich, klar, klar …« Mac sprach langsam und vorsichtig. »Aber was mir persönlich stinkt, wissen Sie, mir ganz persönlich, ist, daß ich praktisch der letzte Mensch in Washington bin, der das von Drew hört! Ehrlich, Herrgott, es war im Scheißfernsehen, ehe der Präsident es dem Stabschef mitteilt – was glauben Sie, wie ich mich fühle? Wie Scheiße. Ich weiß nicht, was zur Zeit mit Charlie los ist. Manchmal habe ich das Gefühl, er läßt mich am ausgestreckten Arm verhungern.« Er zündete eine Zigarette an, wobei er sie in den zitternden Händen barg und den Rauch nach oben blies. Er hatte Probleme, die Augen zu fokussieren. Er wedelte heftig mit der Zigarette und nahm einen kräftigen Schluck. »Sie wußten genau über Drew Bescheid, stimmt’s? Ihnen hat er es erzählt und Sie eigens deshalb aus New York hergerufen – war ja auch wichtig, daß Ben Driskill Bescheid weiß –, zum Teufel mit seinem Stabschef!«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Na klar. Ach was, gehen Sie doch zum Teufel!« Er blinzelte durch den Rauch. Die Haare hingen ihm in die Augen. Er sah viel älter aus, als er tatsächlich war. Bereits im Wahlkampf vor vier Jahren war sein Haar grau geworden. Die Hand, welche die Zigarette hielt, zitterte.
    »Sie haben mich gebeten herzukommen, damit Sie mich zum Teufel jagen können?« Driskill rutschte vom Hocker und wollte gehen.
    »Nein, Ben – mein Gott, seien Sie nicht so empfindlich.« Mac fiel in sich zusammen, als hätte jemand an einer Schnur gezogen, als wäre er innen hohl. »Es tut mir leid … Sie haben recht. Ich hatte ein paar Drinks. Geben Sie mir eine Chance, Ben. Ich muß mit Ihnen reden, ehrlich.« Er zupfte an Driskills Revers.
    »Reißen Sie sich zusammen, Mann. Mein Gott. Wenn Sie sich im Willard betrinken, ist das keine große Hilfe für den Präsidenten.«
    »Darf ich sagen – ohne Ihre zarten Gefühle zu verletzen …« Er stolperte über die Wörter. »Daß es mir scheißegal ist, ob ich dem Präsidenten helfe oder nicht!« Er nahm noch einen kräftigen Schluck. Dann holte er aus der Gesäßtasche ein Taschentuch, das ihm auf den Boden fiel. Mühsam und umständlich hob er es wieder auf und betupfte die Stirn. »Scheiß auf ihn, sage ich. Ich brauche Ihre Hilfe, Ben … sonst begeht er einen furchtbaren Fehler.« Er flüsterte. Jimmy blickte herüber. Driskill schüttelte den Kopf »Jemand muß ihm sagen, daß er mich nicht einfach kaltstellen und den Wahlkampf selbst in die Hand nehmen kann. Er versaut alles.« Sein Mund berührte beinahe Driskills Ohr. »In den letzten Wochen war ich immer der letzte, der etwas erfahren hat.« Er rülpste leise in seine Faust.
    »Ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann, Mac. Er hat mir davon auch nichts gesagt.« Also darum ging es. McDermott – betrunken oder nüchtern – brauchte einen Fürsprecher. Das war, als würde man in Treibsand marschieren. Driskill wußte, wenn er es tat, würde er bei lebendigem Leib verschlungen werden, dann steckte er auf Gedeih und Verderb im Wahlkampf. »Ich war nur auf eine Stippvisite hier und muß heute abend noch den Zug nach New York

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