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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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einige meiner Informationen zum Kauf anbieten. Nein, nicht an die alten Auftraggeber, sondern an einen Verleger, der mich mit einem Schriftsteller zusammenbringt – denken Sie doch nur an Die Pentagon-Papiere, das war völlig legal. Würde ich sie den alten Auftraggebern anbieten, verdammt, das wäre Erpressung, Ben. Und Hayes Tarlow ist kein Erpresser.«
    Als Driskill jetzt im Wohnraum stand und durch das große, unterteilte Fenster bis tief hinab zum Hudson blickte, überlegte er, was Hayes hier wohl versteckt hatte und wo es sein konnte und was damit geschehen würde, nachdem der alte Hayes die Augen für immer geschlossen hatte. In diesem Gewerbe konnte man nie nur trauern: Immer mußte man an alle Eventualitäten denken, alle Möglichkeiten, die wie eine Rohrbombe unter dem Auto in die Luft gehen konnten. All diese Informationen – irgendwo im Haus, in der Scheune, vergraben im Wald. Alles verrottete im Lauf der Jahre … Es war verrückt. Was hatte Hayes gewußt? Wer wußte, daß er es wußte? Aber das war wieder eine andere Geschichte. Das hatte nichts mit diesem Wahlkampf zu tun, diese Scheiße, die Hayes das Leben gekostet hatte. Was hatte er diesmal gemacht? Das war die Frage.
    Driskill schaltete alle Lampen im Wohnraum und in der Küche ein und machte sich aus Hayes’ Vorräten einen kräftigen Gin Tonic. Die Küche war sauber. Die Zeitungen ordentlich gestapelt. Dritter Mai, vierter, fünfter … Es war kaum zu fassen, daß Hayes nicht wiederkommen würde.
    Driskill erinnerte sich, daß Drew eines Tages ganz nebenbei gesagt hatte: Ich habe gehört, daß er ein paar Wochen weg war … jetzt fragte er sich: Wieso wußte Drew Summerhays etwas über Hayes Tarlows Reisepläne? Es sei denn, er wirkte mit. Wo und wann hatte Driskill gehört, daß Drew das gesagt hatte? Ja, im Büro, ganz nebenbei. Wahrscheinlich hatte jemand Tarlow für eine Aufgabe gebraucht. Drew hatte ihn Bruder Tarlow genannt … liebevoll.
    Er setzte sich mit dem Drink auf den Fußboden, mit dem Rücken an die Couch, mitten auf den großen Teppich, umgeben vom Inhalt von Tarlows Schreibtisch. Eine Riesenmenge – Papiere, Akten, zusammengehalten mit Gummibändern, Adreßbücher, Zeitungsausschnitte und all der sonstige Krimskrams.
    Langsam trank er zum Gedenken an Hayes Tarlow.
    Eine Stunde später sichtete er, was er gefunden hatte, und bemühte sich, alles zu etwas Bedeutungsvollem zusammenzusetzen.
    Ein billiges gelbes Blatt, auf das »R’D N C« geschrieben war. Es klang wie eine Rap-Gruppe, bedeutete jedoch nur Democratic National Committee. Darunter war eine Telefonnummer gekritzelt. Driskill kontrollierte sie mit seinem eigenen Adreßbuch: Es war Clark Beckermans Nummer in Arlington, Virginia. Er war der Vorsitzende des DNC. Vielleicht wußte er, was R’ bedeutete? Die Notiz führte zu der Frage: Was hatte Tarlow mit dem DNC zu tun? Arbeitete er für die Leute? Spionierte er sie aus? Wen? War er mit einer DNC-Mission in Iowa gewesen?
    Auf einem anderen Blatt standen noch drei Buchstaben, die mehrfach nachgezogen waren.
    ISO.
    Die Satellitenbehörde.
    Plötzlich hörte er in der totalen Stille einen Motor und das Klatschen der Zweige. Angst traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Er sprang auf, ging in den Flur und lugte seitlich durch die Fliegengittertür.
    Die Schnauze eines alten Pontiacs tauchte im Gebüsch auf und richtete sich aufs Haus. Offenbar kannte noch jemand das Versteck. Driskill bemühte sich, ruhig zu atmen. Der Motor lief noch, als ein großer Mann ausstieg und zum Haus ging.
    »Hallo, da drinnen? Ist jemand zu Hause? Hayes, sind Sie da?«
    Driskill trat auf die Schwelle. »Hayes ist nicht da«, sagte er. »Er hat mir das Haus fürs Wochenende überlassen.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Bob Janowitz«, antwortete er, ein Mannschaftskamerad bei Notre Dame. »Ich komme aus Ohio. Canton. War in der Stadt, und Hayes hat mir gesagt, ich sollte mir mal die Gegend ansehen. Deshalb bin ich jetzt hier.« Driskill wußte, daß er es zu kompliziert machte, aber er konnte nicht bremsen. »Verflucht schwer zu finden, das muß ich ihm lassen.«
    »Das stimmt. Also Sie sind Mr. Janowitz.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Cyrus. Ich leite das Postamt in der Stadt. Gestern kam verspätet ein Einschreiben – verdammt, der Aufkleber ist zwei Tage alt –, hat ein Vermögen gekostet. Da habe ich gedacht, ich bringe es an meinem freien Tag herauf. Soweit ich sehen kann, muß Hayes es sich selbst geschickt haben. Aber Sie können es wohl

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