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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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reinigen. Ich bin seine Augen und Ohren im Land. Ich bin unsichtbar. Ich bin nachts unterwegs.« Er zupfte an der Unterlippe und verzierte sie dann mit der letzten Lucky Strike der Packung. Er summte: While I’ve a Lucifer to light my fag, I’ll smile, damn you, smile. Dann zündete er die Zigarette an. »Wir, die wir auf den Feldern der Dementierung schuften, rechnen nicht mit Orden.« Er hatte Driskills Gesicht mit einem besorgten Blick gestreift und seine Hand getätschelt. »Keine Bange, alter Freund. Ich kenne mich auf den Feldern der Dementierung aus. Wenn ich endgültig abtrete, zaubern Sie ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich hatte ein gutes Leben. Begraben Sie mich in der Nähe eines Flusses. Das würde mir gefallen. Jeder Fluß ist der Fluß des Lebens, wenn Sie darüber nachdenken.«
    Vor drei Jahren.
    Hayes Tarlow hatte ein geheimes Versteck. Driskill wußte davon nur durch Zufall. Ob noch jemand davon wußte, oder war er der einzige? Die meiste Zeit hatte Tarlow in Hotels gelebt oder in Häusern von Freunden oder in sicheren Regierungswohnungen. Er war immer in Bewegung und stets bemüht, keine Spur zu hinterlassen. So war es seit Jahren gewesen. Doch manchmal kam er zur Ruhe, dachte Probleme durch, schmiedete Pläne, sammelte seine Gedanken und hörte Musik. An einem Wochenende hatte er spontan Driskill in sein Versteck oben am Hudson eingeladen, und Driskill hatte den uncharakteristischen Impuls mitzufahren.
    Dort mußte er anfangen, nach den Antworten auf alle Fragen zu suchen, die Hayes Tarlow zurückgelassen hatte. Warum war er nach Saints Rest gefahren? Für wen hatte er gearbeitet? Warum hatte er sterben müssen? Warum mußten beide, Hayes Tarlow und Drew Summerhays, sterben?
    Ben Driskill würde es herausfinden.
    Was danach passieren würde, war ihm egal.
    Endlich erreichte Driskill die Abzweigung mit der Bar und dem Restaurant, wo die Straße hinaufführte, sich nach oben schlängelte, zurück über den Hudson River verlief, den die Maler verewigt hatten, seit sie ihn erblickt und von seiner Wärme und Majestät überwältigt worden waren. Die Sonne stand noch hoch, der Fluß lag wie ein träges, golden schimmerndes Band da. Die enge Straße verließ die letzten Gebäude der Stadt und schlängelte sich immer weiter den Berg hinauf. Sobald er im Wald war, dämpften die Fichten und Kiefern das Licht des Nachmittags.
    Er bog von der zweispurigen Straße auf einen schmalen Feldweg ein. Dabei hoffte er inständig, daß er sich richtig erinnerte. Zweige schlugen gegen Kotflügel und Türen, als der Wagen sich wie ein großes Tier mit der Schnauze tiefer und tiefer in den Wald hineingrub. Dann landete der Roadmaster unvermittelt wie ein Korken, der aus einer Flasche springt, auf einer fast kreisförmigen Lichtung.
    Ja, rechts stand die baufällige Scheune, die einst rote Farbe ziemlich verwittert, vor der Tür ein Vorhängeschloß, und auf der anderen Seite der Lichtung, zum Fluß hin, das Haus. Von Gebüsch und Ranken überwuchert, stand es im nassen Laub, aus dem einige gelbgrüne Grasbüschel hervorsprossen. Die Winde des vergangenen Winters hatten einige Schindeln auf die Wiese davor geworfen.
    Das dunkelbraune Haus war niedrig und stellenweise seltsam verschachtelt gebaut. An den Rahmen der Sommerfliegengitter war durch das Wetter die Farbe abgeblättert, aber sie hingen noch vor den Fenstern. Aus der Regenrinne quoll Laub. Driskill ging den Plattenweg zur Tür, deren Fliegengitter leicht schräg hing. Es war der verlassenste Ort, den er je gesehen hatte.
    Driskill probierte die Tür. Sie war unverschlossen, natürlich. Warum sollte man ein so abgelegenes Haus abschließen? Er ging hinein und schaltete im Flur das Licht ein. Die Küche war rechts, und nach ein paar Stufen kam er in den Wohnraum, auf dessen Holzboden große Teppiche lagen. Dort standen rustikale Stühle und antike Möbel, die ein kleines, doch ansehnliches Vermögen wert waren. Hayes hatte das auch gewußt, denn er hatte erklärt, die Möbel seien ein Teil seiner Altersvorsorge. Er hatte auch gesagt, daß er im Haus, in der Scheune und im Wald ein Vermögen versteckt hätte, das Millionen wert sei – nicht in Geld oder Gold, sondern Informationen, und daß er hoffte, er müsse nie darauf zurückgreifen. Aber falls es ihm im Alter dreckig gehen sollte und einige seiner alten Auftraggeber und Freunde ihn vergessen und ohne einen Penny oder Liebe dahinwelken ließen – »Nun, dann heize ich ihnen ein«, hatte er gesagt. »Ich werde

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