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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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beunruhigenden Bacon, über zwei Stufen ins Wohnzimmer, das bewußt zurückhaltend mit japanischen Kunstobjekten, Wandschirmen, cremefarbenen Couchen und Sesseln und einem streng wirkenden Kamin mit schwarzer Marmorumrandung eingerichtet war. Leise, beinahe unirdisch, hörte er die Klänge des Mikado. Sarrabian dekorierte eindeutig gegensätzlich zu seinem Typ.
    Durch die offenen Terrassentüren hoch über der Fifth Avenue fiel ein schwacher Lichtschein herein. Von der mühevollen Außenwelt drang buchstäblich nichts herein. Driskill bewunderte gerade drei kleine Gemälde von Wayne Norman, portugiesische Fischerdörfer, als jemand seinen Namen nannte.
    »Mr. Driskill, was für eine Freude, Sie zu sehen, Sir. Ich bin Raymond, Mr. Sarrabians Sekretär und Adlatus. Ich glaube, Sie haben keinen Termin. Könnte es sein, daß ich mich irre?«
    Driskill drehte sich um und machte große Augen. Raymond trug tatsächlich um diese späte Stunde an einem Sonntag einen olivgrünen Armani-Anzug mit dick gepolsterten Schultern. Seine blonden Haare waren zu einer kurzen Bürste geschnitten. Vielleicht hatte er vor, noch ein paar Clubs zu besuchen.
    »Ich bin ganz spontan gekommen, Raymond. Ich hatte gedacht, vielleicht würde ich ihn zu Hause erwischen.«
    »Es tut mir schrecklich leid, Sir. Er ißt mit Leuten von den Vereinten Nationen zu Abend. Eine Wohltätigkeitssache, Kinder in Not, wenn ich mich recht erinnere. Mr. Sarrabian hat so viele Anliegen, die er unterstützt. Vielleicht könnte ich …«
    »Nein, danke. Sie können ihm höchstens ausrichten, daß ich da war und ich ihn gern sprechen würde.« Ben holte eine Visitenkarte heraus und schrieb seine Durchwahl darauf. »Hier kann er mich erreichen.«
    Raymond nahm die Karte ehrerbietig entgegen. »Darf ich Ihnen noch sagen, wie schrecklich leid es mir wegen Mr. Summerhays tut, Sir. Ein großer Führer. Ein echter Mann.« Er machte eine Kunstpause, ehe er fortfuhr: »Mr. Sarrabian war von der traurigen Nachricht sehr betroffen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß die beiden sich kannten.«
    »Mr. Sarrabian kennt jeden, nicht wahr?«
    Driskill stand auf der Schwelle zur Terrasse und fühlte die Brise, als er auf das New York der Macht und des großen Reichtums hinausblickte, das Plaza-Hotel links unten, den Skulpturgarten der Met, das Delacorte-Theater und den Rest. Das Empire State Building und die Zwillingstürme des World Trade Center, die nach dem zweiten Bombenattentat vor drei Monaten noch standen, schimmerten geisterhaft im Dunst.
    »Ein wunderschöner Blick, nicht wahr?« Raymond war irgendwie lustlos begeistert. »Mr. Sarrabian sitzt abends oft hier und denkt nach. Er sagt, er würde mit den Geistern seiner Familie kommunizieren. Seine Familie ist sehr alt, wissen Sie.«
    »Das ist sie bestimmt«, sagte Driskill. »Nun überlasse ich Sie Ihren eigenen Plänen, Raymond.«
    »Wie Sie meinen, Sir. Ich bringe Sie hinaus.«
    Raymond verneigte sich leicht im Foyer. Driskill sah ihn in den Hunderten von Spiegelstreifen. Tausend Raymonds, wie es schien. Ein ganzes Regiment.
    »Gute Nacht, Raymond.«
    »Gute Nacht, Sir.«
    Während der Fahrstuhl nach unten fuhr, kam es Driskill wie ein kurzer Ausflug in Alice’ Wunderland vor, durch das Kaninchenloch zum verrückten Hutmacher. Aber Tony Sarrabian war berühmt dafür, die Menschen zu überraschen und ihre Annahmen Lügen zu strafen.
    Aber diese Mit-den-Geistern-der-Familie-Kommunikation war etwas zu überzogen gewesen.
     
    Zu Hause schaltete Ben den Anrufbeantworter in der Küche ein, während er sich ein Glas mit Eiswasser machte. Die erste Nachricht kam von Elizabeth. Sie klang angespannt, als hätte sie geweint. »Ach, Ben, ich werde wahnsinnig, weil ich dich nicht erwische. Ich bin wegen Drew am Boden zerstört. Und dann sitze ich hier in L. A. fest. Ich habe das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein – auf dem falschen Planeten. Ich habe mich richtig ausgeheult. Er war so ein großartiger alter Mann. Ach, verdammt! Wie hältst du dich? Liebling, erzähle mir, was los ist – wo bist du gewesen? Morgen abend bin ich in Washington. Aber rufe mich bitte hier im Hilton in L. A. an. Ich warte auf deinen Anruf.«
    Er lauschte, um die gefühlsmäßige Entfernung zu hören, die zwischen ihnen entstanden war. Er glaubte, sie in und zwischen den Worten zu hören. Der endlose Kampf: Ben wollte, daß Elizabeth sich näher bei New York auf Dauer niederließ, und sie wollte, daß er mehr am politischen Leben teilnahm,

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