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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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das sie so unwiderstehlich fand, damit sie mehr Zeit gemeinsam durchs Land fahren könnten. Immer wieder flammte dieses Feuer in den Nächten ihrer Beziehung auf, jetzt hatte der Wahlkampf mit seinen Forderungen an Elizabeth alles noch viel schlimmer gemacht. Ihr Streit lag jedesmal zwischen ihnen, wenn sie sich trafen. Sie schienen nicht imstande zu sein, ihn zu vermeiden, ihn zu übersehen.
    Er rief sie in L. A. an. Sie war nicht da. Sie wartete nicht neben dem Telefon. Selbstverständlich nicht. Wahrscheinlich aß sie mit Kollegen zu Abend. Er hinterließ seinen Namen bei der Vermittlung und legte auf.
    Er nahm sein Glas Eiswasser mit in den Innenhof und setzte sich an den Tisch unter den Bäumen. Die Blätter raschelten im Wind. Mehrere Fenster zum Hof waren noch hell. Jemand spielte eine Aufnahme von Stan Getz. Er erkannte das Stück. ›Her‹. Ein für Getz charakteristisches Werk. Er wischte sich mit dem Handtuch das Gesicht ab und trank einen Schluck Wasser, um die Flüssigkeit zu ersetzen, die ihm ein sehr, sehr langer Sonntag entzogen hatte. Washington, Tarlows Versteck, das Gespräch mit Hokansen, der Flug zurück nach New York, das seltsame Intermezzo bei Sarrabian. Und jetzt konnte er sich nicht entspannen. Er ging wieder hinein und schaltete den kleinen Fernseher ein und sah auf CNN das aktuelle ›Rennen um die Präsidentschaft‹, die Wiederholung der Abendsendung.
    Der Präsident landete in Miami, um auf dem Flughafen und beim anschließenden Mittagessen zu sprechen. Dann kam eine Rede am Abend in Disney World und um einundzwanzig Uhr ein Besuch in der Stadt, den das Fernsehen im gesamten Süden ausstrahlte.
    Charlie sah gut aus. Er lächelte und winkte. Linda dicht hinter ihm, ihr Haar mit den honigblonden Strähnen wehte genau richtig im Wind, das Chanel-Kostüm ließ ihre Hüften, über die sie sich ständig ärgerte, schmaler erscheinen. Perfekt, hörte er sie sagen, na ja, okay, nicht perfekt, aber in Anbetracht der Umstände ziemlich gut, »aber die größte Kombüse der Christenheit!« Ihre Bereitschaft, sich nicht ernst zu nehmen, machte sie zu einer unendlich liebenswerten Frau. Ihre Intelligenz sprach für sie. Letztendlich war sie wohl klüger als Charlie. Aber er war Politiker, und er konnte besser Schwachsinn erzählen, und er war Präsident.
    Die Menge am Flughafen war in Ordnung. Sie hatte sich mit Transparenten ›Bonner ist unser Mann‹ und ›Keine Reparaturen, wenn nichts kaputt ist‹ ausgestattet, aber nichts war okay. Ein Reporter fragte den Präsidenten, ob er wüßte, warum die Polizei von Long Island so ein Geheimnis um den Tod von Drew Summerhays machte. Ein Hauch von Irritation huschte über Bonners Gesicht. Dann erklärte er, er hätte keine Ahnung. Er sagte noch ein paar Worte darüber, wie sehr er Drew vermisse. Nur dieser Teil des Auftritts auf dem Flughafen wurde gesendet.
    Driskill war von der leuchtenden Kiste völlig hypnotisiert. Ein Höhlenmensch vor dem eigenen kleinen Lagerfeuer hörte sich die Geschichten des Tages an: Wie es Og bei der Suche nach dem Seismosaurus ergangen war und ob das Dorf Bogs den Angriff des Pterodaktylos überlebt hatte. Auf dem Bildschirm fingen jetzt die Interviews an.
    Der erste Gast war kein geringerer als Flieger-As Bob Hazlitt. Driskill hatte sich nie die Zeit genommen, den Mann in Ruhe aus der Nähe zu betrachten, ohne gleichzeitig etwas anderes zu tun. Jetzt war die perfekte Gelegenheit. Hazlitt sprach vom Campus der Yale-Universität, aus einem mit Bücherregalen bestückten Arbeitszimmer irgendeines Professors. Er war mittelgroß, solide gebaut, mit von Natur aus rosiger Gesichtsfarbe und einem silbernen Haarschopf, der immer ein bißchen zerzaust war. Er hatte eine kurze, breite Nase, Augen so blau wie der Sommerhimmel und ein breites Lächeln. Gelegentlich trug er ein Hörgerät im Ohr, eine Folge des Fliegens von extrem lauten Düsenjägern in mehreren Kriegen. Man wußte, daß er Pfeifenraucher war, aber er rauchte nie in der Öffentlichkeit, weil er – wie er oft sagte – ›dann wie ein Pferdearsch aussehe‹. An diesem Abend saß er in einem Ohrensessel mit einem karierten Bezug in gedämpftem Grünrot. Er trug ein ausgebleichtes blaues Leinenhemd mit offenem Kragen und graue Hosen, das Bilderbuchbild eines Kandidaten, der sich abends erholt, nachdem er den ganzen Tag am Käfig des Feindes gerüttelt hat.
    Bernard Shaws erste Frage war genial zugespielt. »Mr. Hazlitt, ich bin sicher, daß wir alle uns wegen der

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