Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Wie es aussieht, wurden zwei Männer ermordet, und – verdammt! – ich halte es durchaus für möglich, daß diejenigen, die dafür verantwortlich sind, auch Leitungen anzapfen …«
»Ben, geht es dir wirklich gut?«
»Nein. Nicht wirklich. In der Kanzlei stehen mir Machtkämpfe bevor. Und ich habe Angst, daß sich das alles auf den Wahlkampf ungünstig auswirken wird.« Machte er sich tatsächlich um den Wahlkampf Sorgen? Er war nicht mehr sicher.
»Charlie nimmt es sehr schwer, hab’ ich recht?«
»Wer kennt sich mit Charlie aus? Er ist nicht nur Charlie – er ist der Präsident. Ich weiß nicht, ob er selbst weiß, was er fühlt – er muß als zwei Männer reagieren, nicht nur als einer. Alle sagen, seine Kampagne sei schon tot.« Er nahm einen großen Schluck Wasser und überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte. »Es gibt da noch ein paar Probleme im Wahlkampf, die sich jetzt zuspitzen.« Er mußte ihr wenigstens etwas sagen, damit sie wußte, daß er ihr nichts verheimlichte, weil er auf sie und ihre Arbeit sauer war. Es war nicht ihre Schuld. Na ja, eigentlich schon. Aber er liebte sie. »Charlie kann Ellen nicht mehr sehen und den endlosen Strom schlechter Nachrichten nicht mehr hören …«
»Das ist nicht ihre Schuld!«
»Schon möglich, aber, ehrlich gesagt, sie braucht einen Kurs in Diplomatie und Takt, was den Umgang mit dem mächtigsten Mann der Erde angeht. So sehe ich das jedenfalls. Mac denkt, der Präsident wird sie rausschmeißen. Und wenn Ellen geht, will Mac auch gehen, das weißt du doch.«
Elizabeth seufzte. Er hörte, wie sie mit dem Bleistift gegen die Kaffeetasse trommelte. Bestimmt saß sie an ihrem Schreibtisch in der Washingtoner Wohnung. »Es ist schlimm, wenn das Team auseinanderfällt. Das Team ist wohl das einzige, das Charlie geblieben ist. Ben – bitte, werde nicht gleich wütend. Ich will dich nicht drängen, aber … er braucht dich. Er braucht dich …«
»Fein, aber ich habe auch ein paar Probleme.«
»Was in aller Welt redest du da?«
»Landesmann scheint in einer dieser Warum-treten-wir-Driskill-nicht-in-den-Arsch-Phase zu sein. Er haßt mich und jubelt mir das ständig unter. Und ich muß ihm sagen, was er mich kann. Keine nette Atmosphäre, und wenn ich mich recht erinnere, war Charlie über keinen von uns sehr erfreut.«
»Ben, das ist doch kein Schulhof.«
»Erkläre das diesem miesen Arschloch Landesmann.« Er lachte leise. »Und überhaupt – ich werde dort nicht gebraucht.«
»Was soll das heißen? Wer sagt das?«
»Ich war bereit. Ich wußte, daß Charlie mich in den Wahlkampf hineinziehen würde, damit ich in Washington sein getreuer alter Resonanzboden bin. Wahrscheinlich hätte ich ja gesagt. Und dann ruft er mich mitten in der Nacht in der Wohnung an – Mac schläft auf der Couch im Wohnzimmer seinen Rausch aus; frage nicht, das ist eine lange Geschichte –, und du glaubst nicht, was der alte Charlie mir gesagt hat. Er hat mir laut und deutlich erklärt, ich soll mich aus allem raushalten.«
»Das hat er nicht!«
»Er hat mir gesagt, Drews Tod würde die Kanzlei in Bedrängnis bringen. Er meinte, die Kanzlei stände nun offiziell unter einer dunklen Wolke: das Geheimnis um Drews Tod, dann Tarlows Tod – den er mir verheimlichen wollte, verdammt noch mal – und ihre Verbindung mit dem Weißen Haus und der Partei …«
»Also irgend jemand in dieser Gleichung hat den Verstand verloren.« Jetzt ging sie in der Küche umher, drehte das Wasser auf und kochte noch eine Tasse Kaffee.
»Und er hat gesagt, er wollte, daß ich hier die Kanzlei leite und die Probleme begrenze.«
»Was für Probleme? Eine oder zwei Fragen? Das ist doch völliger Blödsinn.«
»Ist mir auch nicht entgangen.«
»Was ist denn in ihn gefahren?«
»Unser Freund Landesmann. Ollie hat ihm diese Idee einer dunklen Wolke über der Kanzlei eingeflüstert, und Charlie hat den Köder geschluckt.« Er seufzte. »Aber ich beklage mich eigentlich nicht. Ich wollte mich nicht gegen meinen Willen in den Wahlkampf ziehen lassen. Aber festzustellen, daß er mich nicht wollte – das ist ein verdammt dicker Brocken.«
»Oh, Ben …«
»Es ist nicht nur die Halte-dich-raus-Masche. Charlie hat mir ziemlich übel mitgespielt, als ich in Washington war. Er hat tatsächlich versucht, vor mir zu verheimlichen, daß Hayes Tarlow ermordet worden ist! Kannst du das glauben? Heute steht’s in allen Zeitungen, verdammt noch mal! Aber nein, Mac hat es mir erzählt – als er im
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