Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
könnte, die der Verlag auf den Buchrücken abdrucken kann.“
    „Eine Empfehlung sozusagen“, sagte er mit einem Nicken. „Und du sahst dich nicht in der Lage, ihrer Bitte nachzukommen?“
    „So ungefähr. Die Geschichte war banal und unrealistisch. Ich wusste nicht, wie ich das Buch loben sollte, ohne bei meinen Leserinnen einen Teil meiner Glaubwürdigkeit zu verlieren. Deshalb ließ ich das Manuskript erst einmal liegen und versuchte darüber nachzudenken, was ich ihr sagen könnte. Und dann vergaß ich es irgendwie und das Buch ging in Druck. Sie war darüber nicht sehr glücklich.“ Letzteres war eine Riesenuntertreibung. Muriel hatte ihr auf den Brief, den sie ihr später geschrieben hatte, nicht geantwortet, aber die Bemerkungen, die sie gegenüber Dritten fallen gelassen hatte, hatten keinen Zweifel daran gelassen, wie wütend sie gewesen war.
    „War es denn so wichtig?“
    „Für sie schon. Die Verkaufszahlen für das Buch waren so
    niederschmetternd, dass ihr Verlag auf die Option für ihr nächstes Buch dankend verzichtet hat. Seitdem hat Muriel nichts mehr veröffentlicht, was natürlich einzig und allein meine Schuld ist.“
    „Sie hat dich zum Sündenbock gemacht. Du könntest es als Beweis für deinen Einfluss betrachten.“
    Eine Gruppe Halbwüchsiger kam auf sie zu. Da die Jugendlichen fast den ganzen Gehsteig einnahmen, legte Luke ihr einen Arm um die Taille und zog sie näher an sich heran. April spürte, dass jede Stelle, an der ihr Körper Kontakt mit seinen Fingern bekam, glühend heiß wurde. Sobald es ihr möglich war, trat sie einen Schritt beiseite. „Davon weiß ich nichts“, sagte sie. „Verleger scheinen zu glauben, dass sich lobende Worte günstig auf die Verkaufszahlen auswirken, aber ich selbst habe meine Kaufentscheidung noch nie von dem abhängig gemacht, was irgendein anderer Autor sagt.“
    „Du betrachtest es aus einem anderen Blickwinkel“, sagte er mit einem spöttischen Blick auf den Abstand, den sie zwischen ihn und sich gelegt hatte. „Beim Normalverbraucher bewirkt eine Kaufempfehlung von Prominenten offenbar Wunder. Es muss so sein, andernfalls würden nicht so viele bekannte Gesichter für alles Mögliche, angefangen von Kreditkarten bis hin zu Salatdressing, werben.“
    Was er sagte, war so richtig und vernünftig, dass April keinen rationalen Einwand geltend machen konnte. Das passte ihr gar nicht. Auf seine vorhergehende Bemerkung bezogen, sagte sie: „Auf jeden Fall geht Kritik einem Schriftsteller immer an die Nieren, egal aus was für einem Grund sie geäußert wird. Schriftsteller sind übersensible Menschen, warum also sollten sie negative Kommentare weniger intensiv spüren als alles andere?“
    „Was hältst du davon, Steine zu schmeißen?“ spöttelte er, obwohl in seiner Stimme ein Anflug von Mitgefühl mitzuschwingen schien.
    „Der Stift ist eine mächtigere Waffe“, gab sie zurück.
    „Auch wenn tausend Engel auf die Bibel schwören, entsteht daraus keine Wahrheit, die nicht schon vorher da war.“
    Sie warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Was weißt du denn schon? Du hast meine Bücher nie gelesen.“
    „Nein“, gab er gelassen zu, „aber vielleicht sollte ich es.“
    Seltsam, doch aus Lukes Mund klang es fast wie eine Drohung.
    Direkt vor ihnen spritzte der Besitzer eines malerischen Ladens den Bürgersteig vor seinem Geschäft mit einem Wasserschlauch ab. Obwohl er, als sie herankamen, den Strahl in eine andere Richtung lenkte, war der unebene Asphalt unter ihren Füßen glitschig. April überholte Luke und balancierte so nah wie möglich am Rand des Gehsteigs. Luke kam hinter ihr her und nahm ihren Arm. Da April hochhackige Schuhe anhatte, ließ sie ihn gewähren.
    Direkt hinter dem nassen Abschnitt lag eine der meistbesuchten Bars des Viertels. Aus ihrem Innern schallten Klavierklänge heraus, die sich mit den Stimmen von Entertainern und dem Stimmengewirr der Gäste mischten. Vor dem Eingang stand eine lange Menschenschlange, die auf Einlass wartete. Manche der Umstehenden tranken aus Plastikbechern, während sich eine Gruppe in angetrunkener Ausgelassenheit einen Spaß daraus zu machen schien, sich gegenseitig anzurempeln, ohne den missbilligenden Blicken, mit denen man sie bedachte, Beachtung zu schenken.
    April hielt sich dicht an der Bordsteinkante und murmelte eine höfliche Entschuldigung, als sie sich an einem älteren Paar vorbeischob. Sie hatte eben zwei weitere Schritte gemacht, da nahm sie aus den Augenwinkeln eine

Weitere Kostenlose Bücher