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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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blitzschnelle Bewegung wahr.
    Luke stieß einen Fluch aus. Er riss sie zurück und wirbelte
    sie zur Straße herum, wobei er schützend einen Arm um sie legte. Im selben Moment spritzte etwas, das durchdringend roch und sprudelte, in hohem Bogen vor ihr auf den Gehsteig.
    Luke umklammerte sie noch fester. April hörte, wie er scharf die Luft einzog, fast als ob er Schmerzen hätte. Einen Moment lang standen sie beide wie erstarrt da.
    Dann schrie jemand. Gleich darauf brach die Hölle los, als die Leute in alle Himmelsrichtungen auseinander rannten. April und Luke blieben allein auf dem Gehsteig zurück.
    „Was war das?“ schrie sie, während sie sich aus Lukes Griff befreite und zu ihm herumwirbelte.
    „Säure“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Bist du okay?“
    „Ja“, erwiderte sie, obwohl sie an ihrem linken Knöchel und auf dem rechten Fußrücken ein Brennen verspürte. „Aber du nicht. Bist du verletzt?“
    Er drehte sich wortlos um und ging mit langen Schritten den Weg, den sie eben gekommen waren, zurück. Als er den Laden erreicht hatte, riss er dem völlig verdutzten Ladenbesitzer den Schlauch aus der Hand und spritzte sich mit dem Wasserstrahl ab.
    Erst jetzt erkannte April, was er mit seinem Vorgehen bezweckte. Er versuchte mit dem Wasser die Säure zu neutralisieren, die man ihm über Rücken und Schulter gekippt hatte. Unter dem Wasserstrahl sah sie durch die Löcher, die die Säure in sein Hemd gefressen hatte, gerötete Haut. Sie rannte zu ihm hin und fing mit beiden Händen Wasser auf, um die Stellen abzuspülen, die er noch nicht erreicht hatte.
    „Hör auf damit!“ befahl er schroff. „Du verätzt dir die Hände.“
    „Na und?“ fuhr sie auf, wobei sie ihre Finger in sein Hemd
    krallte, als er ihr auszuweichen versuchte. Eilig lenkte sie den Wasserstrahl auf die letzte noch nicht überspülte Hautstelle. Der sich über den Boden ergießende Wasserfall spritzte ihr über die Füße, wodurch das Brennen, das sie selbst verspürte, nachließ. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie er sich fühlte.
    „April“, stieß er hervor, dann unterbrach er sich. Sie spürte, wie er unter ihren Händen erschauerte, eine Muskelkontraktion, die sofort wieder unter Kontrolle gebracht wurde. Gleichzeitig bekam er unter seinem nassen Hemd eine Gänsehaut. Als sie, wie gebannt von der schier unerträglichen Intimität des Gefühls, seine harte Rückenmuskulatur unter ihrer Handfläche zu spüren, aufschaute, wurde sie von seinem dunklen Blick eingefangen. Im selben Moment registrierte sie, dass ihre Hände zitterten.
    „Was zum Teufel haben Sie denn da abbekommen, Kumpel?“ fragte der Ladenbesitzer hinter ihnen. „Was war das für ein Zeug?“
    Es dauerte einen Moment, bis Luke grimmig antwortete: „Säure.“
    „Wer immer es auch war, er hat gut getroffen. Und warum?“
    „Wenn ich das wüsste“, brummte Luke. Er warf April einen fragenden Blick zu.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte nur eine flüchtige Bewegung aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Der Täter oder die Täterin musste geflohen sein, als alle panisch auseinander gerannt waren.
    „Wirklich irre, was die Leute heutzutage so alles anstellen“, bemerkte der Ladenbesitzer und wackelte mit dem Kopf. „Man fragt sich bloß, wie das noch weitergehen soll.“
    „In der Tat.“
    Lukes Zustimmung kam automatisch. Sein angespanntes Gesicht und sein durchdringender Blick sagten ihr, dass er den Anschlag nicht für die Tat eines Irren hielt und ganz gewiss nicht für einen Zufall. Sie hätte ihm gern widersprochen, wenn sie es nur gekonnt hätte. Aber es war nicht möglich.
    Wenn er Recht hatte, dann war er ihretwegen verletzt worden. Dieses Wissen verursachte ihr fast körperliche Schmerzen, als ob ihr eigenes Fleisch der Resonanzboden für seine Qualen wäre. Das war einer der Nachteile, wenn man über schriftstellerische Fantasie und Einfühlungsvermögen verfügte; es war schwierig, die Schmerzen von anderen nicht als die eigenen zu empfinden. Mehr als das war es natürlich nicht, nur fehlgeleitete Identifikation. Persönlich berührten sie Lukes Schmerzen nicht. Natürlich nicht.
    Gleichzeitig fühlte sie sich beschämt, weil sie über sein Auftauchen in New Orleans so wütend gewesen war. Wo wäre sie jetzt ohne ihn? Sie hätte diese Säure leicht selbst abbekommen können und womöglich noch mitten ins Gesicht. Sie schuldete ihm etwas, und sie blieb niemandem gern etwas schuldig. Am wenigsten jedoch Luke

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