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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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des Motels im Ort und eine höchst sympathische Frau, die anpacken konnte und sich von niemandem dreinreden ließ. Und sie organisierte jedes Jahr das Flusspiratenfestival, so dass Luke vielleicht sogar wirklich die Wahrheit sagte. Dennoch war es in Aprils Augen ein extrem unwahrscheinlicher Zufall, und der Blick, mit dem sie ihn bedachte, drückte das auch deutlich aus.
    „Ich schwöre es“, sagte er und hob die Hand zum Schwur. „Und im Entführungskomitee bin ich auch.“
    „Und wer wurde dieses Jahr außer dem Bürgermeister und dem Sheriff noch hineingewählt?“
    Er grinste sie schief an. „Darf ich nicht verraten, aber ich verspreche dir, dass es ihnen gar nicht gefallen wird.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    Der Höhepunkt des Festivals war die Invasion revolverschwingender, messerwerfender Piraten in Turn-Coupe. Sie fielen vom Fluss her in die Stadt ein und übernahmen für vierundzwanzig Stunden die Macht, wie es diese Flussratten im frühen neunzehnten Jahrhundert getan hatten. Vierundzwanzig Stunden lang herrschte in der Stadt der Ausnahmezustand. Städtische Bedienstete wurden gefangen genommen und kamen nur gegen Lösegeld für einen guten Zweck wieder frei. Auch bekannte Geschäftsleute und andere Bürger waren Freiwild für die kostümierten Desperados, und hübsche Mädchen wurden unter scherzhaften Androhungen verschleppt. Es war eine Riesengaudi, obwohl die Dinge manchmal auf Grund von zu hohem Alkoholkonsum aus den Fugen zu geraten drohten.
    „Hast du vor, dieses Jahr mitzumachen, oder bist du dir zu schade dafür?“ fragte Luke mit gesenkter Stimme und ließ sich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen, während die anderen Komiteemitglieder wild durcheinander redeten.
    Sie schaute ihn ungläubig an. „Fragst du damit, ob ich mich kostümiere? Glaubst du das wirklich, wo ich genau weiß, dass du nur nach einer geeigneten Beute Ausschau hältst? Niemals!“
    „Ah, geh. Du kannst es dir doch leisten, Lösegeld zu bezahlen.“
    „Es geht nicht ums Geld“, gab sie schroff zurück.
    „Worum denn dann?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem langsamen Lächeln, während er sie eingehend musterte. „Dass du in meiner Gewalt bist? Ist es das? He, du könntest ungeahnte Vorteile entdecken.“
    Sie versuchte den Ausdruck in seinen Augen und das Kribbeln, das dieser in ihrem Bauch hervorrief, zu ignorieren. „Ja, und du selbst könntest auch die eine oder andere Überraschung erleben.“
    „Ich kann es gar nicht erwarten.“
    Seine Stimme war ein tiefes, viel sagendes Schnurren. Das machte er nur, um sie zu verunsichern, das wusste sie genau. Das Ärgerlichste daran war, dass es funktionierte. „Nun, ich bin gewarnt. Du wirst mich erst finden müssen.“
    „Kein Problem“, sagte er mit einem samtigen Versprechen in den Augen.
    Sie glaubte ihm, und das gefiel ihr gar nicht. Aber sie erwiderte nichts. In diesem Moment marschierte Betsy in einem leuchtend türkis und lila gemusterten Hosenanzug, der, vielleicht ihrer ausladenden Proportionen wegen, eher beeindruckend als scheußlich wirkte, nach vorn an die Stirnseite des Tischs und knallte ihr Glas mit Eistee auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu bekommen. Das Festivalkomitee wurde aufgefordert, sich am Buffet etwas zu essen zu holen, damit man anschließend an die Arbeit gehen konnte.
    Es gab eine Menge, über das man unter Betsys Leitung diskutieren und abstimmen musste. Letzter Tagesordnungspunkt waren die Imbissbuden und Verkaufsstände, die auf dem Platz vor dem Gericht aufgestellt werden sollten. Zwischen den verdienten Festivalorganisatoren entwickelte sich eine lebhafte Debatte über geräucherte Truthahnschenkel und geröstete Maiskolben, Napfkuchen gegen Weidenkörbe, Häkeldeckchen und mit Kettensägen ausgesägte Bärenstatuen. Nachdem die Probleme zu jedermanns Zufriedenheit gelöst waren, erklärte die Vorsitzende die Sitzung für geschlossen.
    Der Bürgermeister, der erst in der letzten Minute aufgetaucht war, hielt Luke mit einer Frage die Entführungen betreffend auf. April nutzte die günstige Gelegenheit, um schnell ihre Sachen einzupacken und unauffällig nach draußen zu verschwinden. Sie war eben am Parkplatz angelangt, als sie hinter sich jemand ihren Namen rufen hörte. Zum Glück war es nur Betsy, deshalb blieb sie stehen und drehte sich mit einem stummen Seufzer der Erleichterung um.
    „Wohin so eilig, Honey?“ fragte Betsy beim Herankommen. „Ich wollte dich zum Auftakt dieser wilden Fete zu

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