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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Warum tun Sie das?“
    „Ist dir schon ganz heiß, April? Läuft dir der Schweiß zwischen den Brüsten hinunter? Was hast du an? Ist es nass?“
    „Sie sind krank, wissen Sie das? Sie brauchen Hilfe. Wenn Sie sich keinen Arzt leisten können, gibt es öffentliche …“
    Die Erwiderung war obszön. Und äußerst anschaulich.
    „Das beweist nur, wie Recht ich habe, denke ich.“ Aprils Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, so dass sie Mühe hatte zu sprechen.
    Es kam keine Antwort. Es war ein Kampf zweier Willen, wobei jeder darauf wartete, dass der andere entweder die Nerven verlor, etwas sagte oder auflegte. April hörte das Schnaufen am anderen Ende der Leitung, als ob der Anrufer Schwierigkeiten hätte zu atmen. Irgendwo in der Ferne vernahm sie ein Rauschen, bei dem es sich um Verkehrsrauschen von einer viel befahrenen Straße oder einem Highway handeln konnte.
    Nach einer halben Ewigkeit knackte es in der Leitung, und die Verbindung war unterbrochen. April legte ebenfalls auf, dann vergrub sie das Gesicht in den Händen. So saß sie lange Zeit heftig zitternd da.
    Sie hielt das nicht mehr länger aus. Es musste etwas getan werden, und sie war die Einzige, die es tun konnte. Aber wo sollte sie anfangen? Wo bloß?
    Das Summen ihrer Festplatte war ein Geräusch, an das sie so sehr gewöhnt war, dass sie es normalerweise gar nicht hörte. Jetzt erschien es ihr laut. Sie öffnete die Augen, hob den Kopf und starrte auf den Bildschirm. Gleich darauf griff sie nach der Maus und klickte sich ins Internet ein. Sie surfte, bis sie auf die Adresse stieß, nach der sie gesucht hatte. Nach und nach hörte sie auf zu zittern.
    Am nächsten Morgen verließ sie schon früh das Haus. Neben ihr auf dem Beifahrersitz lag der Computerausdruck einer Straßenkarte. Sie fuhr die kurvenreiche Strecke um den See herum mit gleich bleibend zügiger Geschwindigkeit, wobei sie immer wieder abbog. Schließlich befand sie sich tief in dem Sumpfgebiet, das sich bis zum Ufer des Sees erstreckte. Zum letzten Mal war sie vor vielen Jahren mit Luke hier gewesen. Es konnte leicht passieren, dass man eine Abzweigung übersah und sich dann in dem unübersehbaren Gewirr kleiner unbefestigter Straßen verirrte, das fast so undurchdringlich war wie die Sümpfe selbst.
    Luke kannte die schmalen Wege wie seine Westentasche, ebenso wie die Wasserarme, die das Sumpfgebiet durchzogen. Die Gegend war von Kindesbeinen an sein Hinterhof und Spielplatz gewesen; er hatte mehr Zeit damit verbracht, ihre Gefahren und Geheimnisse zu erforschen, als mit anderen Kindern zu spielen oder an irgendwelchen sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Jedes Mal, wenn sich wieder einmal jemand im Sumpf verirrt hatte, war es Luke, den man zu Hilfe rief, und soweit April wusste, hatte er mit seiner Suche immer Erfolg gehabt.
    Er hatte sich früher immer einen Riesenspaß daraus gemacht, mit ihr in die Wildnis am See zu fahren, dorthin, wo das Dickicht in Sumpf überging, und ihr gedroht, sie da auszusetzen. Natürlich hatte sie genau gewusst, dass es nur Spaß war, aber sie hatte immer so getan, als glaube sie ihm. Den Preis, den er von ihr dafür, dass er ihr den Weg zurück in die Freiheit zeigte, verlangt hatte, hatte sie stets mit Freuden bezahlt, obwohl sie das Spiel oft durch ein paar Verfeinerungen angereichert hatte, die dazu dienten, ihn seinen Wagemut bereuen zu lassen. Als sie jetzt daran dachte, wurde sie von einer Erinnerungsflut überschwemmt, aber sie schob sie entschlossen weg und befahl sich, sich auf ihr momentanes Problem zu konzentrieren.
    Die Einfahrt, die sie suchte, war so von wilden Rosen, Palmetto und Immergrün zugewuchert, dass sie sie fast übersehen hätte. April musste erst wieder zurückstoßen, um einbiegen zu können. Der Wohnwagen am Ende der unbefestigten Einfahrt wirkte heruntergekommen, er war von Rost zerfressen, und der Rahmen senkte sich ab. Davor lagen prallvolle Müllsäcke und verrostete Autoteile verstreut. Jetzt kam ein abgemagerter Köter mit glasigen Augen um die Ecke gerast und bellte wie verrückt.
    Von dem Lärm angelockt, trat ein Mann aus dem Wohnwagen. Er war groß, ging in den Hüften in die Breite, und seine Schultern sackten nach unten, als ob er die Last der ganzen Welt mit sich herumschleppte. Sein Oberkörper war nackt, und über seinen ausgewaschenen Jeans lugte der Gummizug seiner Boxershorts heraus. Er befahl dem Hund nicht, sein Gebell einzustellen, sondern lehnte sich nur mit überkreuzten Knöcheln abwartend

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