Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Während er alles zusammensuchte und die Sachen unten in der Eingangshalle stapelte, hakte er in Gedanken seine Liste ab. Der Stapel wuchs und wuchs. Er beäugte ihn kritisch, weil er sich Sorgen machte, dass nicht alles in das Dinghi passte, aber er hörte nicht auf.
Er stand gerade mit in die Hüften gestützten Händen da und betrachtete nachdenklich ihren Drucker, als er aus der Richtung, in der die Küche war, ein metallisches Klicken hörte. Ein paar Sekunden später tapste Midnight in sein Blickfeld. Der Kater blieb stehen, als er Luke sah, dann stiefelte er an der Tür vorbei. Luke zuckte die Schultern und vergaß ihn.
Ungefähr fünf Minuten später fuhr draußen ein Auto vor. Luke verließ das Arbeitszimmer und ging schnell über den Flur ins Wohnzimmer. An einem der vorderen Fenster schob er vorsichtig den Vorhang beiseite und spähte hinaus.
Es war Martin Tinsley. Er stieg aus seinem grünen Jaguar und schlenderte auf das Haus zu. Er war wie ein männliches Model in einer Anzeige für einen Golfklub gekleidet. Nachdem er seine runde Sonnenbrille im Stil der dreißiger Jahre abgenommen und in seine Hemdtasche geschoben hatte, schaute er sich übertrieben lässig um. Er ging die Treppe nach oben und über die Veranda, bevor Luke ihn aus dem Blick verlor. Dann hielten die Schritte inne.
Luke trat ein Stück zurück und runzelte nachdenklich die Stirn, während er lauschte. Gleich darauf quietschte das Fliegengitter vor dem Fenster direkt neben der Tür. Um Lukes Mund huschte ein grimmiges Lächeln. Er ging zu dem Fenster hinüber und stellte sich dicht daneben mit dem Rücken an die Wand. Dann verschränkte er die Arme und wartete.
Tinsley hatte schon einen Fuß auf dem Fensterbrett und langte nach innen, um sich festzuhalten, als Luke ihn am Hemdkragen packte. Ein fester Ruck, und Aprils Ex plumpste mit dem Kopf voran ins Zimmer. Luke war innerhalb von einer Sekunde über ihm, hielt ihn auf dem Boden fest, indem er sich auf seinen Rücken kniete, und drehte ihm einen Arm in einem extrem ungemütlichen Winkel zwischen die Schulterblätter. Tinsley heulte auf und begann zu fluchen.
„Was machen Sie hier?“ herrschte Luke ihn an.
Tinsley wand sich unter seinem Griff und wehrte sich einen Moment wütend, bevor er abrupt innehielt. Schwer atmend, der Hundertdollarhaarschnitt bös verrutscht und sein rotes Gesicht auf dem Holzfußboden, keuchte er: „Dasselbe … könnte ich … Sie fragen.“
„Ich glaube kaum, dass wir dieselbe Antwort haben. Los, raus mit der Sprache, Freundchen. Es sei denn, Sie sehnen sich nach einem gebrochenen Arm.“
„Nein! Ich dachte … ich hoffte, etwas zu finden, das mir Aufschluss darüber gibt, wo April ist … eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter vielleicht oder eine Notiz oder eine EMail. Was weiß ich, einfach … irgendwas.“
Das war fast unzusammenhängend genug, um die Wahrheit zu sein. Luke drehte ihm den Arm noch ein bisschen fester auf den Rücken und fragte: „Sie können ihre E-Mails abrufen? Sie kennen ihr Passwort?“
Tinsley ächzte. „Ich habe ein paar Vermutungen, das ist alles.“
„Ich bezweifle, dass die Lady es zu würdigen weiß, dass Sie an ihrem Computer rummachen, selbst wenn Sie einen guten Grund dafür hätten. Obwohl ich stark bezweifle, dass das der Fall ist.“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Ich frage mich, was sonst noch in ihrem Computer sein könnte, was Sie interessieren könnte“, gab Luke ungeduldig zurück. „Vielleicht ein Manuskript? Oder vielleicht eine Liste mit Zahlungen … insbesondere Tantiemen, die fällig sind?“
„Ich mache mir nur Sorgen um sie. Das ist schließlich kein Verbrechen, oder?“
„Sie kommen mir aber gar nicht vor wie jemand, der sich ständig Sorgen um seine Mitmenschen macht.“
„Danke, gleichfalls“, keuchte Tinsley.
Vielleicht hat er damit ja sogar Recht, dachte Luke. Aber dafür würde er keinen Preis bekommen. Luke schaute auf die Schweißtropfen auf der Stirn des auf dem Boden liegenden Mannes und das teure Hemd, das schweißnass war. „Was wollen Sie eigentlich immer noch von April? Es ist doch längst aus zwischen Ihnen beiden.“
„Es ist nie aus. Wissen Sie das nicht?“
Luke verstärkte seinen Griff noch einmal, bevor er sich zwang, ihn etwas zu lockern. Zweifellos sollte er mit dem Kerl Mitleid haben, aber das war das Letzte, woran er dachte. „Dann versuchen Sie also dafür zu sorgen, dass sie Sie braucht? Ist es das?“
„Was?“
„Oder haben Sie
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