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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hast, bei dir im Büro vorbeizuschauen.“
    „Ich hatte keine Lust zu warten. Davon abgesehen musste ich dir deinen Jeep bringen.“ Roan machte eine Pause, dann fügte er hinzu: „Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?“
    „Ich bin mir sicher, dass es nötig ist.“ Es gab da gewisse Vorgehensweisen, deren Luke sich inzwischen nicht mehr so sicher war, aber jetzt war es zu spät, um irgendetwas zu bereuen.
    „Du glaubst vielleicht, dass du deine Spuren in den Sümpfen verwischen kannst, aber treib es nicht zu weit. Es gibt dort zwar Wasser und Schlamm und Bäume, aber es ist nicht dein Privatzoo.“
    „Besten Dank für den Rat“, konterte Luke mit übertriebener Höflichkeit. „Ich werde mir Mühe geben, mich zu gegebener Zeit daran zu erinnern.“
    Sie maßen sich mit Blicken, graue Augen hielten schwarzen stand, dort auf dem glitschigen Holzsteg, während die aufsteigende Sonne mit Scheren aus Licht den Morgendunst über dem See in graue Streifen zerschnitt. Ein Windstoß raschelte über ihnen in den Blättern der alten Eiche und wehte Jasminduft aus der Hecke in der Nähe des Hauses herüber. Irgendwo krähte ein Hahn.
    Schließlich nickte Roan. „Und vergiss nicht, bei deiner Großmutter reinzuschauen. Sie gehört auch zu denen, die mich langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben.“
    „Damit wäre der Tag gelaufen“, sagte Luke.
    „Stimmt“, gab Roan mit unbewegter Miene zurück.
    Luke fuhr Roan wieder zurück in sein Büro in der Stadt. Auf dem Heimweg machte er bei seiner Großmutter Halt. Granny May war viel glücklicher, ihn zu sehen, als sein Cousin. Sie stellte ihm eingemachte Feigen und Butterbiscuits hin, die er mit Zichoriekaffee hinunterspülte, der so stark war, dass er eine echte Gefahr für seinen Magen darstellte. Granny nahm seine aufrichtigen Komplimente über das Essen mit angemessener Würde entgegen, aber er wusste, dass es sie ebenso freute, dass es ihm schmeckte, wie es ihn freute zu essen.
    Sie verhörte ihn eingehend wegen der Explosion, erstattete ihm Bericht, wer welche Verletzungen davongetragen hatte, und brachte ihn bezüglich der öffentlichen Bekundungen und der privaten Mutmaßungen des Festivalkomitees auf den neuesten Stand. Aber sie war gar nicht erfreut zu erfahren, dass er mit ihrer Nachbarin, der Schriftstellerin, verschwunden war.
    „Du bist was?“ kreischte sie, während sie sich vehement mit dem Zeigefinger die Brille hochschob, damit sie ihn durch die richtige Hälfte finster anstarren konnte. „Ja, bist du denn von Sinnen?“
    Er legte sich mit einem milden Lächeln eine köstlich schmeckende Feige auf einen Biscuit und sagte: „Du findest es keine gute Idee?“ Er schob sich das Gebäck in den Mund.
    „Dass du für Stunden mit einer Frau in der Wildnis verschwindest, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Liebesszenen verdient? Da kann es doch nicht mehr lange dauern, bis sie dich in ihrem Bett hat.“
    Luke verschluckte sich an einem Krümel, der ihm in die Luftröhre gerutscht war. Hustend und nach Atem ringend, protestierte er: „Sie schreibt sie, aber sie lebt sie nicht.“
    „Oh, Gott“, stöhnte seine Großmutter. „Sie hat dich schon wieder in der Tasche.“
    Er langte nach seinem Kaffee und trank einen großen Schluck. „Ich glaube, es ist eher andersrum.“
    „Nein, nein, Junge, so klappt das nicht, wo du dir schon mal die Finger an ihr verbrannt hast. Du glaubst, du kannst sie dazu bringen, dass sie es sich anders überlegt, dass sie aufhört, dieses Buch über unsere Familie zu schreiben. Dabei wird sie dir bloß alle deftigen Einzelheiten aus der Nase ziehen.“
    „Aber ich kenne doch gar keine deftigen Einzelheiten.“
    „Das denkst du bloß.“ Sie schüttelte müde den Kopf.
    „Und selbst wenn es so wäre, würde ich ihr nichts Kompromittierendes erzählen.“
    „Oh, du würdest es gar nicht merken. Sie ist wie eine Spinne, die dich in ihr Netz lockt. Sie wird lächeln und dich necken und mit dir spielen, bis sie alles von dir bekommt, was sie will. Und dann wird sie dich bei lebendigem Leib auffressen.“
    Die Vorstellung beschwor Bilder herauf, die er garantiert nicht mit seiner Großmutter teilen wollte. „Du hast ja offenbar kein großes Vertrauen zu mir.“
    „Bei jeder anderen Frau hätte ich es. Aber die ist anders. Sie ist mehr als ein hübsches Gesicht. Sie ist raffiniert. Sie versteht was von Menschen … sie weiß, was sie denken und fühlen, und warum sie das, was sie tun, tun.“
    „Also

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