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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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nicht sein.
    Sollte sie abwarten, bis er einen Schritt in diese Richtung machte, oder sollte sie Milde walten lassen und ihn einladen? Wollte sie da weitermachen, wo sie aufgehört hatten, oder sollte sie ihn zwingen, den ersten Schritt zu tun, um zu sehen, wie sie sich dabei fühlte?
    Entscheide dich, hatte er gesagt, aber so einfach war das nicht. Es erschien ihr, als ob sie seinen Überredungskünsten zu leicht erlegen wäre. Sie hatte es zugelassen, sich von seiner Nähe und ihren eigenen unberechenbaren Gefühlen beeinflussen zu lassen, statt eine rationale Entscheidung zu treffen. Doch nachdem es nun einmal passiert war, kam es ihr unsinnig vor, ihre Distanz weiterhin aufrechtzuerhalten. Und doch war sie sich nicht sicher, ob sie weitermachen wollte.
    Ein besonders heller Blitz schreckte Midnight auf, der gerade seine Abendtoilette machte. Der Kater starrte einen Moment wie gebannt in den Nachthimmel, dann erhob er sich beleidigt, als ob man ihn misshandelt hätte, und sprang zwischen sie auf die Bank.
    Als April von dem Tier ein vertrauter Geruch in die Nase wehte, schaute sie Luke mit gerunzelter Stirn an. „Hast du ihm rohen Fisch gegeben?“
    „Er hatte Hunger“, erwiderte er träge. „Außerdem habe ich aufgepasst, dass keine Gräten drin sind.“
    „Es ist schlecht für ihn!“
    „Ein Märchen, das die Katzenfutterindustrie in die Welt gesetzt hat, um zu verhindern, dass Katzen ihre natürliche Nahrung fressen … oder es stimmt nur, wenn der Fisch lange genug herumgelegen hat, um Fliegen anzuziehen.“ Er streckte die Hand aus und kraulte den Kater unterm Kinn. „Stimmt doch, oder nicht, Midnight, alter Junge?“
    Aprils Kater beäugte Luke einen Moment, dann sprang er auf seinen Schoß. Er machte es sich auf einem Oberschenkel bequem und begann Lukes Knie mit seinen Krallen zu bearbeiten.
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht“, sagte April, dann fügte sie hinzu: „Ich dachte, du magst keine Katzen.“
    „Ich mag sie auch nicht, vor allem nicht, wenn sie mich mit einem Kratzbaum verwechseln!“ Er streckte die Hand aus und fing eine Katzenpfote ein. „Verdammt, Kater, hör sofort damit auf.“
    „Er will dir nur etwas Gutes tun“, sagte April und verkniff sich ein Lächeln.
    „Bist du sicher, dass es keine Eifersucht ist, weil ich mit seinem Frauchen hier bin? Oder vielleicht finstere Rache dafür, dass ich ihn mitgebracht habe?“ Als Midnight seine natürlichen Waffen einzog, ließ Luke die Pfote wieder los.
    April war sich ihrer Antwort nicht sicher, aber sie hatte nicht die Absicht, es zuzugeben. „Vielleicht ist seine Zuneigung ja auch nur Berechnung. Vielleicht solltest du das nächste Mal das Füttern mir überlassen.“
    „Das Vergnügen sollst du haben“, sagte Luke und zuckte zusammen, als Midnight seine Krallen wieder in sein Knie schlug. „Wenn er so weitermacht, werde ich erste Hilfe brauchen. Aber erst nachdem ich ein kurzes Bad genommen habe.“
    Sie schaute auf das dunkle Wasser und den bewölkten Himmel. „Du willst dich heute wieder im See waschen? Ich dachte, du hast frisches Wasser mitgebracht.“
    „Nur fünfzehn oder zwanzig Gallonen. Wenn wir ständig duschen, kommen wir damit nicht weit. Ich überlasse dir dieses Privileg ebenso gern wie die Raubtierfütterung. Für mich tuts der See genauso gut.“
    „Für mich auch, wenn wir Wasser sparen müssen.“
    Er widersprach nicht, was sie als Zustimmung wertete. Keiner bewegte sich, und sie wandten sich wieder dem Feuerwerk am Himmel zu, das die Unterseiten der dunklen Wolken, die sich am Nachthimmel zusammenballten, erleuchtete. April trank einen Schluck von ihrem Tee, und das Klirren der Eiswürfel gegen das beschlagene Glas klang laut in der knisternden Stille.
    Sie erwog verschiedene Gesprächsthemen, konnte sich jedoch für keins entscheiden, das ihr ungezwungen erschien – wenn es das unter den gegebenen Umständen überhaupt gab. Das Schweigen wurde immer drückender. Sie war schon drauf und dran, über irgendetwas total Profanes wie Bücher oder Filme oder in den Sümpfen lebende Tiere zu sprechen, als Luke das Wort ergriff.
    „Ich schlafe hier draußen, nur falls du dich das fragst.“
    „Warum?“ rutschte es ihr heraus.
    Er wandte den Kopf, der auf der Rückenlehne lag, während er mit lang vor sich ausgestreckten Beinen auf der Bank lümmelte. „Was meinst du mit warum?“
    „Aus Rücksichtnahme? Oder habe ich irgendwas gemacht? Oder ist es ein Trick? Irgendeine Art Test?“
    „Lieber Himmel,

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