Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
Geschehen von dort aus interessiert weiterzuverfolgen.
    April bedauerte es fast, dass Luke ihr ihre Arbeit mitgebracht hatte. Obwohl sie sich im Laufe des Tages darüber geärgert hatte, war es andererseits doch auch beruhigend gewesen zu wissen, dass sie nicht arbeiten konnte. Jetzt ließ ihr der Gedanke keine Ruhe mehr.
    Aber vielleicht konnte sie sich ja doch den Abend freinehmen, wenn sie sich dafür schwor, gleich morgen früh anzufangen. Dann würde sie jetzt wenigstens nicht mehr daran denken müssen und den Abend genießen können. Es wurde langsam kühler, allerdings war die Kühle nur relativ, fünfundzwanzig Grad zu den glühend heißen fünfunddreißig Grad und mehr mittags.
    Der Abend war schwül und feucht. Der leichte Wind hatte sich gelegt. Die Oberfläche des Sees war bis auf die Stellen, wo mit leisen klatschenden Geräuschen nach Mücken schnappende Fische hochsprangen oder Sumpfgase sich blubbernd Bahn brachen, glatt wie ein Spiegel. Das Pontonboot bewegte sich kaum. Durch die schwüle Luft trieb ein flüchtiger Duft, vielleicht von den Wasserlilien oder irgendwelchen Früchten, die in den nahen Wäldern reiften. In den Bäumen am Ufer schrillten Zikaden. Frösche und Grillen fielen in den Chor ein. Ab und zu ertönte aus dem Südwesten ein weit entferntes Donnergrollen.
    Die Geräusche, die Luke verursachte, wenn er die Angelrute ins Wasser warf und wieder einholte, fügten sich wie eine fast natürliche Ergänzung in den Chor der übrigen Geräusche. Er war total konzentriert, sein Gesicht im Abendlicht glatt vor Zufriedenheit. Er schien ihre Anwesenheit gar nicht registriert zu haben, so dass sie ihn in aller Ruhe beobachten konnte, ohne befürchten zu müssen, dass er sie dabei ertappte. Er angelte genauso, wie er die meisten Dinge tat, kompetent und mit sparsamen Bewegungen. So dass es ganz leicht aussah.
    Unwillkürlich begann sie Einzelheiten des Bilds zu registrieren, das sie vor sich sah. Ohne bewusste Anstrengung begann sie ihn in Gedanken zu beschreiben, die Sätze, die sich in ihrem Kopf formten, tauchten so natürlich vor ihrem geistigen Auge auf wie die Fische an der Wasseroberfläche.
    Das schwindende Licht des sich neigenden Tages warf Schatten über seine Wangenknochen. Es tauchte das Weiß seines T-Shirts in schimmerndes Purpur, vermischt mit Gold, und ließ den feinen Schweißfilm, der auf seiner Haut glänzte, golden aufschimmern, so dass er fast einer Bronzestatue glich. Unendliche Geduld überlagerte den hochkonzentrierten Ausdruck auf seinem Gesicht. Die ruhige Selbstsicherheit, die ein wesentlicher Bestandteil seines

    April stand auf, um in die Kabine zu gehen, und kehrte einen Moment später mit einem gelben Notizblock und ihrem Lieblingsfüller zurück. Vielleicht konnte sie ja doch noch ein bisschen arbeiten.
    „Was zum Teufel!“
    Der laute Ausruf riss April aus einer eingehenden Beschreibung der Gefühle ihres Helden, als dieser den Verrat der Heldin entdeckte. Als sie aufschaute, sah sie Luke mit zusammengezogenen Augenbrauen vor der Angelkiste knien. Er starrte auf die leeren Fächer in einer der mittleren Ablagen.
    Die Stunde der Wahrheit.
    „Vermisst du irgendwas?“ fragte sie unschuldig.
    „Ja. Meine Köder.“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann schaute er noch einmal hin, als ob er ihren Gesichtsausdruck erst im Nachhinein registriert hätte. „Du weißt wahrscheinlich nichts darüber, oder?“
    „Ehrlich gesagt schon.“
    „Was? Du hast meine Köder weggenommen?“
    „Ich weiß nicht, ob man es so ausdrücken kann.“ Sie rutschte leicht auf ihrem Sitz herum.
    „Wie würdest du es denn ausdrücken?“
    „Ich habe sie befreit, weil ich mich selbst nicht befreien konnte. Wenn du viel Glück hast, findest du sie vielleicht, wenn du das nächste Mal schwimmen gehst.“
    Seine Oberschenkelmuskeln spannten sich an, als er langsam aufstand. „Willst du damit sagen, dass du meine Köder über Bord geworfen hast?“
    Sie hob herausfordernd eine Augenbraue, obwohl es nur gespielte Tapferkeit war.
    „Sie gehörten meinem Dad.“
    „Daran hättest du denken sollen, bevor du mich hier rausgeschleppt hast.“
    „Ich kann es nicht glauben, dass du das getan hast.“ Er schüttelte fassungslos den Kopf, während er seine Hände in die Hüften stemmte.
    „Du kannst es ruhig glauben“, gab sie zurück und hob das Kinn. „Was hast du gedacht? Dass du machen kannst, was du willst, und ich es einfach hinnehmen würde? So funktioniert das nicht!“
    „Ich

Weitere Kostenlose Bücher