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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Aufgabe war. Doch du, Samuel“, sie seufzte unglücklich, „du hast deine Aufgabe nicht erfüllt. Feige bist du vor ihr geflohen. Hast den Freitod gesucht und dich in die Arme des Teufels geworfen. Du hast dein Kind im Stich gelassen, und damit die Kinder so vieler anderer Menschen.“
    „Ich … ich verstehe nicht.“
    „Leonard, dein Sohn, war zu Großem bestimmt. Im Frühjahr nach deinem Tod wurde ein Junge geboren. In ärmlichen Verhältnissen erblickte er in einer Herberge das Licht der Welt. Ist das nicht bezeichnend, wie viele wichtige Menschen unter den Dächern Fremder zur Welt kommen?“ Sie sprach nur leise weiter, als würde sie sich vor den folgenden Worten fürchten. „Er wird zu einem sehr, sehr gefährlichen Mann werden. Viele werden sterben. So viele. Tausende. Der Hass der Völker wird in hundert Jahren noch zu spüren sein. Leonard wird seinen Weg kreuzen, noch bevor der andere seine ganze Grausamkeit entfacht. Er hätte ihn aufhalten können. Er hätte alles aufhalten können.“
    In Samuel wuchs das Unverständnis auf ihm unbekannte Größen an. „Aber ich habe doch dem Kind nichts getan. Es lebt, es ist gesund.“
    „Du hast dein Leben fortgeworfen, statt ihm ein Vater zu sein.“
    Er keuchte ein freudloses Lachen hervor. „Ich wäre ein schlechter Vater gewesen.“
    „Ja.“ Sie nickte nachdrücklich. „Du warst zu stolz, voller Ungeduld und Jähzorn. Kein guter Vater. Aber der, den dieser Junge gebraucht hätte. Um einmal der Krieger zu sein, der Schicksalspläne ausführt. Du warst der einzige Vater, den er hatte. Nun ist mein Auserwählter eine Waise statt eines Kriegers. Es wird ihm an nichts fehlen, wenn dich das tröstet. Die Mutter deiner Frau zieht ihn groß. Doch er wird nie deine Stärke, deinen Zorn und deine Leidenschaft in sich entwickeln, die für meinen Plan unabdingbar waren. Nie. Du hättest ihn zu dem gemacht, der er werden sollte. Du und eure gemeinsame Trauer um die verlorene Frau und Mutter. Ohne dich und deine Fehler wird er zu nichts anderem heranwachsen, als einem Mann, geboren aus einer im Stillen auserwählten Blutlinie. Er wird friedlich leben, alt werden und sanft einschlafen. Doch er wird nie seine Bestimmung finden oder nur von ihr erfahren. Nie wird er springen. Ich bin gescheitert. Gescheitert an dir und deiner Feigheit. Alles war umsonst.“
    Eine schreckliche Ahnung keimte in Samuel auf und schlug in seinem Inneren wilde Triebe. „Dann war es alles ein Plan?“, presste er hervor. „Elisabeths Tod? Nur ein … dein Plan? War sie auch nur ein Bauernopfer? Musste sie deshalb sterben?“
    „Ein Tod, um tausend andere zu verhindern.“
    Ein Beben durchfuhr seinen Körper. Fassungsloses Entsetzen. Elisabeths Tod war nichts als ein Zug in einem morbiden Spiel. Imgleichen Moment begriff Samuel, was das Mädchen gemeint hatte, als sie sagte, er sei gar nicht hier. Er war es wirklich nicht, denn er war nicht vollständig. Ein entscheidender Teil seines Selbst fehlte. Da war kein Hass, kein Zorn. Nicht einmal Wut oder Groll gegen dieses Schicksalskind, das mit dem Leben ahnungsloser Menschen spielte, wie mit gedrechselten Holzfiguren. Wie auf der Suche nach sich selbst griff er sich an die Brust.
    „Dort musst du nicht suchen.“
    Er schrak zusammen. Moira stand dicht neben ihm, er hatte ihr Näherkommen erneut nicht bemerkt. Sanft legte sie ihre kalte Hand auf seine Wange.
    „Du bist nicht länger der, der in den Tod ging. Ich nahm dich dem Teufel weg, doch er verlangte seinen Preis. Es war ein schwerer Handel. Letztlich sind wir uns einig geworden. Er nahm dir weg, was er von dir wollte. Das, was er für den stärksten Teil von dir hielt. Wut, Zorn und Hass. All das gehört dir nicht länger und du kannst nicht mehr darüber verfügen.“ Sie seufzte. „Doch ich konnte retten, was von dir blieb.“
    „Und nun?“, fragte er bitter. „Soll ich meine Sünden wieder gutmachen und …“
    Sie schnaubte herrisch. Zum ersten Mal bekamen ihre Züge etwas Bedrohliches. Frost schneite aus ihrem Gesicht. Ihre Stimme durchschnitt die Wärme der Luft, als sie sie erhob.
    „Glaubst du, es ist so einfach? Samuel, sei kein naives Kind. Was du getan hast, ist unwiderruflich. Es gibt keine Möglichkeit mehr, den Lauf der Dinge zu verändern. Du bist tot. Es wächst schon Kraut auf deinem Grab. Das Kreuz ist längst verwittert und von Moos überzogen, unter dem der Schimmel feiert. Der Sarg mag leer sein, doch das wissen die Kleingeister nicht.“
    Ungläubig

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