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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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übrigens“, sagte Helena unvermittelt. „Du hast tatsächlich soeben das Spiel und damit ein Date mit mir gewonnen.“
    Da war der Hauch eines plötzlichen Leuchtens in ihren Augen, das ihn vollends verwirrte. Kaum wahrnehmbar, nur ein kurzer, grüner Schimmer, der die Ernsthaftigkeit neckte und sich rasch wieder verbarg.
    Vielleicht ging es ihr ja doch gut.

14
    In Wirklichkeit aber ist kein Ich, auch nicht das naivste, eine Einheit,
sondern eine höchst vielfältige Welt, ein kleiner Sternenhimmel,
ein Chaos von Formen, Stufen und Zuständen,
von Erbschaften und Möglichkeiten .
    Hermann Hesse
    H elena sah Samuels Wagen nach, bis die roten Rücklichter in der Dunkelheit erloschen. In ihrem Inneren schien es ebenso finster zu werden wie am Ende der Straße. Ihr fröstelte. Erst, als das Auto schon eine Weile nicht mehr zu sehen war, vergrub sie das Gesicht in den Händen und keuchte auf. Ein verzweifeltes, tränenloses Weinen, das sie ihn nicht hatte sehen lassen wollen, weil er Mitleid hasste, ebenso wie sie es tat. Cat stieß sie tröstend mit der Schnauze an und drängte ihre warme Seite gegen Helenas Knie.
    Sie fasste sich mühsam und begab sich mit ihrer Hündin auf einen kleinen Abendspaziergang, bei dem sie gedanklich so abwesend war, dass sie sich irgendwann unvermittelt wieder in ihrem Haus fand. Mechanisch füllte sie Hundefutter in Cats Napf und nahm nur am Rande wahr, dass sie den Löffel in den Mülleimer geworfen und die leere Konserve in die Spülmaschine gestellt hatte, so sehr war sie darauf konzentriert, den Blick auf die Uhr zu meiden. Samuel hatte die Zeit immerzu im Auge behalten. War ihr das zuvor nie aufgefallen? Die Zeiger tickten wie eine Bombe, deren Explosion am Ende des Countdowns das Mauerwerk aus Beherrschung sprengen und Bilder freilassen würde, die sie nicht sehen wollte. Er würde allein sein und es selbst tun. Dass ebendies für ihn die größte Demütigung war, hatte er ihr offenbart.
    Als ihr Handy klingelte, schrak sie zusammen. Doch es war nur Steffi, und obwohl Helena sich um einen unbekümmerten Ton bemühte und eine auf das Positive reduzierte Version ihres Wochenendes zum Besten gab, durchschaute Steffi schnell, wie elend es ihr wirklich ging. Sie fackelte nicht lange und bot Helena an, die Nacht bei ihr zu verbringen. Helena zögerte nicht mit der Zusage. Steffis redselige Herzlichkeit war der Einsamkeit der eigenen vier Wände eindeutig vorzuziehen. Müde war Helena ohnehin nicht mehr, dieser Punkt war lange überschritten. Sie packte rasch Kleidung, ihren Waschbeutel sowie eine Dose Hundefutter für Cats Frühstück zusammen, und machte sich auf den Weg. Im Auto fiel ihr Blick auf die Uhr. Viertel vor zehn. Helena wusste nicht, was sie fühlen sollte, es schien alles falsch. In ihrem Kopf war es leer. Ein schmerzhaftes Vakuum, ein schwarzes Loch, das gierig die Gefühle fraß, die aus ihrem Inneren ins Bewusstsein aufsteigen wollten. Hastig legte sie den Gang ein und fuhr los.
    Sie hatte Freiburg noch nicht ganz erreicht, als erneut ihr Handy klingelte. Die Nummer war ihr unbekannt, die Stimme war es nicht.
    „Hallo, Pilgerin.“ Ein leises Lachen schickte einen Hagelschauer über ihre Haut. Helena lenkte den Wagen an den Straßenrand.
    „Georg?“
    „Freilich. Zum Glück hab ich endlich deine Telefonnummer herausbekommen. Kannst du dir vorstellen, was für Sorgen ich mir gemacht habe?“
    Helena vernahm Unruhe hinter den Worten, aber keine Anklage. Sie musste sich entschuldigen. „Es tut mir leid, was gestern passiert ist. Ich war so durcheinander, ich …“
    „Dann glaubst du mir endlich? Das reicht schon. Alles andere war nicht deine Schuld.“
    „Es ist mir trotzdem wahnsinnig peinlich. Ich hoffe, ich hab dich nicht ernsthaft verletzt.“
    „Nicht der Rede wert.“ Ein Räuspern folgte. „Aber wenn dein Gewissen dich martert, könntest du es beruhigen, indem du mir erlaubst, mit dir etwas trinken zu gehen.“
    Danach war ihr nun überhaupt nicht. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“
    „Komm schon, Helena. Nur eine halbe Stunde. Ich werde die Stadt morgen früh für eine Weile verlassen und ich möchte mich zuvor vergewissern, dass es dir gut geht.“
    „Es geht mir aber nicht gut.“
    Erschrocken hielt sie inne. War sie so gedankenverloren, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte? Nein, sie musste sich irren, denn er antwortete nicht, wiederholte nur fragend ihren Namen und fügte ein „Bitte“ hinzu.
    Helena seufzte. Gegen ein

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