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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Waffe knallte neben ihr auf die Fliesen. Es roch nach verbranntem Eisen. Vor Schreck hatte sie die Fingernägel tief in seine Haut gerammt. Nun fiel seine Hand kraftlos in ihre.
    „Du kommst zurück.“ Helena musste es sich wahr reden. Wieder und wieder zwang sie jede Silbe mit Gewalt durch die Fassungslosigkeit, die ihre Kehle zuschnürte. Sie starrte seine Finger an, die aussahen wie zuvor. Was hatte sie erwartet? Für eine Sekunde fragte sie sich, ob seine Augen geschlossen waren. Ob er friedlich aussah, oder dieser kämpferische Ausdruck sein Gesicht prägte. Doch sie wagte es nicht, hinzusehen. Seine Hand loszulassen, kam einem Kraftakt gleich, und als es ihr gelungen war, erfüllte der Schock sie schwallartig mit Leere. Wie in Trance stand sie auf, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Aus dem Augenwinkel erkannte sie sich selbst im Spiegel. Lautlos schleichend, farblos wie ein Geist. So wie sie war, ohne Hose und Schuhe, nur in sein Hemd gehüllt, ging sie hinaus in den Regen. Sie bemerkte, dass Cat plötzlich an ihrer Seite war, und fühlte sich doch allein und verlassen.
    Jeder Schritt im nassen Gras vor dem Haus wurde von einem schluchzenden Geräusch begleitet. Sturzbächen gleich prasselten eisige Tropfen auf sie nieder, stachen in ihr Fleisch wie Nadelstiche. Der Schmerz hatte etwas Tröstliches. Der Himmel heulte hemmungslos für sie. Das war gut, denn ihr gelang es nicht mehr zu weinen.

17
    Und derjenige, der die Engel und Teufel nicht gesehen hat
in den Wundern und Widerwärtigkeiten des Lebens,
dessen Herz bleibt ohne Erkenntnis
und dessen Seele ohne Verständnis .
    Khalil Gibran, Der Prophet
    H elena erwachte und wusste nicht, wo sie war. Erst nach einigen quälenden Sekunden der Desorientierung begriff sie, dass sie sich immer noch in Samuels Haus befand. Sie hatte auf der Couch geschlafen, und das wider jeder Erwartung tief und fest. Traumlos. Die Funkuhr zeigte kurz vor sechs. Helena wickelte sich fröstelnd in die Wolldecke und wartete die Zeit ab. Sie vernahm keine Geräusche aus dem Badezimmer. Die Angst, er könne nicht erwachen, fraß sich mit jeder Minute tiefer in alle Fasern ihres Körpers. Einem Teil von ihr verlangte es danach, die Tür zu öffnen, um nachzusehen. Der andere fürchtete den Anblick. Weiterhin wusste sie, dass er das nicht gewollt hätte.
    Es dauerte fast bis halb sieben, bis ein mattes Stöhnen zu hören war und nach weiteren zehn Minuten trat er endlich aus dem Bad. Erschöpft sah er aus, bleich und verschwitzt. Als sie auf ihn zuging, stützte er sich am Türrahmen ab und rieb sich die Stirn.
    „Du solltest nicht hier sein. Ich war noch nicht duschen, sehe aus, als wäre ich aus einem Gulli gekrochen, und …“
    Helena ließ ihn nicht ausreden, sondern drängte sich an ihn, küsste seine Wange und fuhr ihm durchs Haar. Jede Berührung war ein Beweis, dass er lebte, daher konnte sie ihre Hände nicht von ihm lösen.
    „Entschuldige, aber ich konnte nicht gehen.“
    Seine Haut roch seltsam nach einer Mischung aus Blut und Rauch, seine Muskeln waren verkrampft und der Blick leer, als wäre sein Körper noch nicht mit seinem Geist gefüllt.
    „‚Wie neugeboren‘ hattest du dir anders vorgestellt, oder?“
    Er hatte sicher scherzen wollen, aber voll ins Schwarze getroffen. Die Erleichterung, dass er zurückgekommen war, wog jedoch schwerer als die Irritation.
    Während Samuel im zweiten Badezimmer duschte, richtete Helena aus dem restlichen Obst vom Vortag und dem, was sein Kühlschrank hergab, ein Frühstück her. Danach saßen sie lange beisammen und bemühten sich um Normalität, was nach den ersten nervösen Minuten unerwartet leichtfiel. Das Gefühl, welches Helena empfand, erinnerte sie an unbeschwerte Verliebtheit.
    Später machte sie sich zur Arbeit auf, während Samuel zu einem Termin fuhr. Ein Museum in der Schweiz hatte Interesse an einigen antiken Instrumenten bekundet, die er veräußern wollte. Er hoffte auf ein gutes Geschäft.
    Helena war froh, an diesem Morgen die Schicht mit Toni zu teilen. Ihr Chef vermochte es wahrlich, sie abzulenken, sei es von der Arbeit als auch von ihren Grübeleien. Toni bot im Rahmen einer Pflegestelle immer noch Tierheimbewohnern ein Übergangsheim und erzählte den ganzen Vormittag Anekdoten von seinen vierbeinigen Gästen.
    Die Mittagspause nutzte Helena, um in der Teeküche Tonis Laptop hochzufahren und im Internet nach dem Kunstdruck zu suchen, den sie bei Samuel entdeckt hatte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit,

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