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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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streichelte seine Stirn. Nachdem Samuel eine Weile mit dem Gedanken gespielt hatte, den Schlaf zuzulassen, ergab sich sein Körper. Er sank in ein Meer aus wohliger Dunkelheit und Stille.

    Gerührt lächelte Helena. Sie hatte nicht geglaubt, dass er tatsächlich einschlafen würde. Das erleichterte ihr Vorhaben. Sie stahl sich einen Moment, um ihn anzusehen. Er schlief ruhig und doch spiegelte sein Gesicht etwas anderes wider. Sein Mund war leicht geöffnet, doch der Kiefer angespannt, die Unterlippe wie trotzig vorgeschoben. Die Brauen hatte er leicht zusammengezogen, als fixiere er hinter den geschlossenen Lidern ein Ziel. Im Schlaf erkannte sie den immerzu ruhigen, besonnenen Samuel kaum wieder. Neben ihr lag ein Kämpfer, den sie nie zuvor gesehen hatte. Sie berührte seine Schläfe und der grimmige Ausdruck verstärkte sich.
    „Wer bist du?“, flüsterte sie.
    Dann krabbelte sie über ihn hinweg und stand auf. Vorsichtig, denn sie wollte ihn keinesfalls wecken. Sie schlüpfte in ihren Slip und sein Hemd und nahm ihren Rucksack. Mist, sie hatte kein Feuerzeug dabei. Leise warf sie einen Blick in jeden Schrank. In einer Schublade fand sie Streichhölzer, außerdem einen zusammengefalteten Bogen Papier, der ein altes Buch mit Ledereinband bedeckte. Neugier zwang sie zu einem kurzen Blick in das Buch. Skizzen waren auf dem vergilbten Papier festgehalten. Porträts, Landschaften und Tiere. Auf vielen der Bilder war ein Reiter, ein Jäger, es schien immer derselbe junge Mann zu sein. Eine Seite schien abgenutzter als die anderen, ihr oberer Rand wies Risse auf. Das Bild zeigte einen Drachen, doch darüber waren andere Linien gezogen, wie bei einem doppelt belichteten Foto.
    Helena faltete das Papier auseinander, das bei dem Buch gelegen hatte. Es knisterte, Samuel regte sich und Helena stand bewegungslos, keinen Laut verursachend. Erst als er wieder ruhig schlief, klappte sie den Bogen vollständig auf. Es handelte sich um einen Kunstdruck, er zeigte einen weißen, geflügelten Drachen im Kampf gegen einen roten. Die Klauen des Roten bohrten sich in die Kehle des weißen, Blut strömte hervor. Zugleich spie der weiße Drache Feuer, in dem der rote verbrannte. Im unteren Bildrand fanden sich die Worte „End of the endless“. Erst auf den zweiten Blick, der genauer ausfiel, erkannte sie, dass der weiße Drache Ähnlichkeiten mit einem Vogel aufwies. Einem Phoenix. Sie schlug das Buch wieder auf, und als sie es drehte, um die kryptischen Linien überder Drachenzeichnung aus allen Perspektiven anzusehen, verwandelte sich der Drache vor ihren Augen in den Phoenix.
    Ihr Mund wurde trocken. Der Fluch. Dies alles musste seinen Fluch betreffen.
    Mit laut schlagendem Herzen legte Helena das Buch sowie den Kunstdruck zurück in die Schublade, schloss sie und schlich mit den Streichhölzern in Samuels Sterbekammer. Tonnenschwere Grübeleien beengten ihre Gedanken.

    An einem Stück zu erwachen, war ein seltsames Gefühl. Samuels Bewusstsein kroch langsam in seinen Körper; einen vollständigen, schmerzfreien Körper. Er seufzte genüsslich und wäre am liebsten sofort wieder eingeschlafen, nur um noch einmal aufzuwachen. Helenas sanftes Kichern drang an seine Ohren.
    „Du siehst aus, als ob es schön war.“
    „Hmhm.“
    „Aber jetzt musst du aufstehen“, sagte sie ernst. „Es ist bald so weit.“
    Schwerfällig erhob er sich und zog die Boxershorts an. Dann nahm er Helena in den Arm, die Lippen an ihr Haar gedrückt, und stand lange regungslos mit ihr.
    „Ich danke dir für einen wundervollen Abend“, murmelte er schließlich. „Jede Minute war eine Offenbarung.“
    Sie versteifte sich. „Ich möchte heute bleiben. Ich gehe später, ich möchte nur in deiner Nähe sein, wenn du es tust.“
    Der größte Teil von ihm war dagegen und wollte aufs Heftigste protestieren. Doch ein kleiner Gedanke leuchtete auf und sein grelles Licht nahm allem Bedacht die Sicht. Sie würde da sein. Zuletzt blieb keine Zeit mehr für eine Diskussion. Samuel seufzte, sagte: „Tu, was immer du willst“, und meinte es weit weniger schroff, als es klang. Er küsste sie zum Abschied. Dann holte er die Pistole und ging ohne Zögern Richtung Bad, ihre Blicke im Rücken spürend. Er wollte keine Schwäche zeigen, unter der sie leiden würde, und dachte an den nächsten Tag, um Helena aus seinem Kopf zu vertreiben. Auch wenn ihre Nähe tröstlich war, wollte er sie nicht mit in diesen Raum nehmen, nicht mal in Gedanken. Stattdessen plante er

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